1955 ging das Kraftwerk Weisweiler nach Abschluss des 1953 begonnenen ersten Bauabschnitts mit zwei Blöcken von je 100 MW und einem Block von 150 MW in Betrieb. Bis 1975 wurde das Kraftwerk, zuletzt mit zwei 600-MW-Blöcken, auf eine Leistung von 2.300 MW ausgebaut. Zunächst, bis zur Stilllegung 1973, erfolgte die Bekohlung der Blöcke A bis C über einen Grabenbunker aus dem Tagebau Zukunft-West im Zugbetrieb. Ab 1959 beziehungsweise 1965 wurde die Kohle über zwei neue Grabenbunker, jetzt aus dem Tagebau Inden, per Band angeliefert.
1985 begannen auch in Weisweiler die Bauarbeiten zur Ausstattung des Kraftwerks mit einer Rauchgasentschwefelungsanlage, die seit September 1987 in Betrieb ist. Die alten 100-MW-Einheiten wurden nicht in das Entschwefelungsprogramm einbezogen und 1989 bzw. 1993 stillgelegt. Auch die Blöcke C, D und E sind inzwischen abgeschaltet. Die 600-MW-Blöcke G und H wurden 2006 mit je einer erdgasbetriebenen Vorschaltgasturbine nachgerüstet.
Beschreibung:
Das Kraftwerk Weisweiler dient der Stromerzeugung auf der Basis von Braunkohle, die zunächst aus den nordöstlich und nordwestlich gelegenen Tagebauen Inden (I) und Zukunft-West gefördert wurde und seit Mitte der 1980er Jahre im Tagebau Inden (II) im Norden des Kraftwerks gewonnen wird. Die zentrale Kraftwerksanlage mit Maschinenhaus, Schwerbau, Kesselhäusern und Schaltanlagenvorbau erstreckt sich in West-Ost-Richtung und liegt in rund 300 m Entfernung von der südlich vorbeiführenden Autobahn 4 Köln-Aachen. Westlich der Kraftwerksblöcke erstrecken sich die in einer städtebaulichen Ordnung angelegten Nebengebäude mit Verwaltung, Hauptwerkstatt, Wasseraufbereitung und weiteren. Die ganz im Westen gelegenen Rohkohlebunker dienen der Kohlebevorratung für den Kraftwerksbetrieb. Nach Norden hin schließen sich an den Kraftwerksriegel die Kühltürme an. Die nördlich der Kühlturmreihe gelegenen Bauten und Anlagen für die Rauchgasentschwefelung wurden in den Jahren 1985/87 hinzu gebaut.
Datierung:
- 1955-1975
Literatur:
- Dieterich, Lothar / Zapf, Wolfgang / Bader, Eugen / Börnke, Fritz: Braunkohlenkraftwerk Weisweiler I des RWE. In: Musteranlagen der Energiewirtschaft, Bd. 5. Gräfelfing 1968
- Bökenbrink, Dieter: 30 Jahre Stromerzeugung im Kraftwerk Weisweiler; in: Jahrbuch des Kreises Düren (1986), S. 43–48
- Dieterich, Lothar: Das RWE-Braunkohlenkraftwerk Weisweiler I. In: Energiewirtschaftliche Tagesfragen 18 (1968), Heft/Nr. 3, S. 101–108
- Kretschmann, W.: Das 350 000 kW (350 MW) Hochdruck-Kraftwerk Weisweiler. In: Energiewirtschaftliche Tagesfragen 5, 1955/56, Heft/Nr. 37/38, S. 61- 68
- RWE Energie AG, Kraftwerk Weisweiler (Hrsg.): RWE Energie. Kraftwerk Weisweiler. Eschweiler 1997
- RWE (Hrsg.): Kraftwerk Weisweiler, 1975
- RWE Power (Hrsg.): 50 Jahre Kraftwerk Weisweiler. Power aus dem Westrevier, 2005
(Büro für technikhistorische Forschung und Beratung, Dr. Norbert Gilson, 2023)
BKM-Nummer: 20306000