Mit dem seit Ende Mai 1961 errichteten Kraftwerk Niederaußem setzte RWE die Reihe der Neubauten von Großkraftwerken im Rheinischen Braunkohlerevier nach dem Zweiten Weltkrieg fort. Die Standortwahl war durch die Nähe zum westlich des Baugeländes gelegenen Großtagebau Fortuna-Garsdorf bedingt. In sechs Bauabschnitten wurden in der inzwischen bewährten Blockbauweise zwei 150-MW-, vier 300-MW und zwei 600-MW-Blöcke erstellt. Eine weltweite Premiere feierte der Standort Niederaußem im September 2002, als der in fünfjähriger Bauzeit neu errichtete BoA-Block, „Braunkohlenkraftwerk mit optimierter Anlagentechnik“, mit einer elektrischen Leistung von 950 MW und einem elektrischen Wirkungsgrad von 43 % in Betrieb ging. Mit 3.400 MW Leistung gehörte Niederaußem damals zu den weltweit größten Wärmekraftwerken. Inzwischen sind die Blöcke A bis D stillgelegt, G, H und K sind weiterhin in Betrieb, während sich die Blöcke E und F in Sicherheitsbereitschaft befinden.
Beschreibung:
Das Kraftwerk Niederaußem dient der Stromerzeugung auf der Basis von Braunkohle, die zunächst aus dem Tagebau Fortuna-Garsdorf und heute aus den Tagebauen Hambach und Garzweiler über den Kohlebunker Fortuna und eine von dort ausgehende Bandstraße in den Kohleverteilbunker des Kraftwerks gefördert wird. Die Kraftwerksanlage mit Maschinenhaus, Schwerbau, Kesselhäusern und Schaltanlagenvorbau erstreckt sich in Südwest-Nordost-Richtung. Es liegt am nordwestlichen Rand des Bergheimer Stadtteils Niederaußem. Die Nebengebäude mit Verwaltung, Hauptwerkstatt, Wasseraufbereitung und weiteren Funktionsbauten wurden von dem Kraftwerksarchitekten Fritz Börnke in einer städtebaulichen Ordnung im Südwesten des Kraftwerksgeländes platziert. Nach Nordwesten hin schließen sich an den Kraftwerksriegel die Kühltürme sowie die Anlagen für die Rauchgasentschwefelung an. Der im Westen der Anlage gelegene Rohkohlebunker wurde nach Inbetriebnahme der Kohleversorgung aus dem Kohlebunker Fortuna stillgelegt.
Datierung:
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Literatur:
- Schwirten, Dieter: Braunkohlenkraftwerke im rheinischen Revier 1950 – 1975; in: Braunkohle 27 (1975), Heft 11, S. 341–348
- Witt, Detlef: Betriebsverwaltung Fortuna (Hrsg.). Köln 1989
- Rüping, Barbara: Niederaußem unter dem Einfluß der Braunkohlenindustrie. In: Schmitz, Kurt: Niederaußem. Chronik einer Gemeinde. Düsseldorf 1974, S. 212–273. Düsseldorf 1974
- Kuhnke, Claus: Umbau- und Neubaumaßnahmen im Bunker Fortuna. In: Braunkohle 55, 2003, Heft 3, S. 244-255
(Büro für technikhistorische Forschung und Beratung, Dr. Norbert Gilson, 2020)
BKM-Nummer: 20305000