Das Kraftwerk Goldenberg-Werk ging im April 1914 unter dem ursprünglichen Namen „Vorgebirgszentrale“ in Betrieb. Durch stetige Erweiterungen, unter anderem mit den damals weltweit größten Turbosätzen von 50 MW, wuchs das Kraftwerk bis 1924 mit 290 MW zum größten Kohlekraftwerk Europas. Nach stärkeren Zerstörungen durch Luftangriffe kam es Ende 1944 zur Stilllegung der Anlage. Der schnellen Wiederinbetriebnahme des noch erhaltenen Bestandes folgten grundlegende Modernisierungen der 1950er Jahre und eine Neukonzeption des Kraftwerks in den 1980er Jahren. Die charakteristischen Neubauten umfassten eine 1950/51 mit Mitteln des Marshall-Plans errichtete Vorschaltanlage (1997/98 abgebrochen), eine Hochdruck-Kondensationsanlage und einen neuen Bekohlungsweg mit Grabenbunker aus den Jahren 1952/53. Die unter Teilabbrüchen der alten Anlagen durchgeführte Erneuerung des Kraftwerks fand ihren Abschluss mit der Inbetriebnahme zweier moderner Wirbelschicht-Kessel in den Jahren 1992/93.
Beschreibung:
Das aus den Tagebauen der Umgebung von Hürth-Knapsack, unter anderem aus den Tagebauen Engelbert, Gotteshülfe und Ville, belieferte Goldenberg-Werk war von vornherein für die Stromlieferung in einem größeren regionalen Maßstab konzipiert. Mit dem Ausbau auf eines der weltweit größten Wärmekraftwerke wurde es ab Mitte der 1920er Jahre zur grundlegenden Stütze des RWE-Verbundnetzes, das Ende der 1920er Jahre von Osnabrück im Norden bis ins österreichische Vorarlberg und zum Schluchseewerk im Schwarzwald reichte. Mit dem Ausbau der linksrheinischen Braunkohlegroßkraftwerke ab 1954 verlor das Goldenberg-Werk seine dominierende Rolle und dient heute vornehmlich der Prozess- und Heizdampferzeugung für Gewerbebetriebe und Haushalte in der näheren Umgebung. Das Goldenberg-Werk liegt in Knapsack, einem westlichen Stadtteil von Hürth, im Umfeld von Unternehmen der Chemie- und Papierindustrie. Es ist heute ein Betriebsteil des Veredlungsstandortes „Knapsacker Hügel“.
Datierung:
- zahlreiche Erweiterungen und Umbauten von 1915 bis 2022
Literatur:
- RWE Energie AG, Kraftwerk Goldenberg (Hrsg.): RWE Energie. Kraftwerk Goldenberg. Hürth 1992
- RWE Energie AG, Kraftwerk Goldenberg (Hrsg.): RWE Energie AG. Kraftwerk Goldenberg. Hürth 1996
- Buschmann, Walter / Gilson, Norbert / Rinn, Barbara: Braunkohlenbergbau im Rheinland (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Rheinlandes). Worms 2008
- Betriebsverwaltung Goldenberg-Werk. Neben Strom auch Prozeß- und Fernwärme; in: RWE-Verbund August (1990), Heft 151, S. 140-141
- Pflugbeil, Michael: Die Prozeßdampfanlage für das Goldenberg-Werk. Versorgungssicherheit gewährleistet. In: RWE-Verbund, 1989, Heft/Nr. 148, S. 211–214
(Büro für technikhistorische Forschung und Beratung, Dr. Norbert Gilson, 2023)
BKM-Nummer: 20303000