Kurz nach Betriebsaufnahme der Vorschaltanlage begann Ende 1951 der Bau einer Hochdruck-Kondensationsanlage (HD-Anlage) als Ersatz für zwei alte Mitteldruck-Kesselhäuser. Die in den beiden Kesselhäusern aufgestellten Hochdruckkessel waren zur Bauzeit die größten in Europa.
Im Kesselhaus 1 wurde ein Naturumlaufkessel ohne Zwischenüberhitzung mit einer Dampfleistung von maximal 400 t/h Dampf (112 bar, 530 °C) installiert. Der rund 3.000 t schwere Kessel ist in 48 m Höhe an mächtigen Stahlfachwerkbindern aufgehängt, die auf den Schwerbauten aufgeständert sind. Unter den Kesseln sind acht Schlagradmühlen aufgestellt, in denen die Rohkohle zerkleinert und zusammen mit den aus dem Kessel rückgeführten heißen Rauchgasen in den Feuerungsraum geblasen wurde.
Der Kessel 1 wurde Ende März 1993 aufgrund der Großfeuerungsanlagen-Verordnung nach etwa 30.000 Volllastbetriebsstunden außer Betrieb genommen. Das Kesselhaus 1 ist wegen der schlechten Bausubstanz heute für den Zugang gesperrt.
Baubeschreibung:
Im Hochdruckkessel des Kesselhauses 1 wurde die Rohkohle, die aus den Tagebaubetrieben über die Nord-Süd-Bahn in den Grabenbunker Gotteshülfe angeliefert, daraus abgezogen und über den an der Vorschaltanlage vorbeiführenden Bekohlungsweg in den Kesselbunker des Schwerbaus 3 gefördert und den Schlagradmühlen des Kessels aufgegeben wurde, zum Zwecke der Dampferzeugung verbrannt. Ziel war die weitere Steigerung der Leistung und der Wirtschaftlichkeit des Goldenberg-Werks.
Die heute als Kessel 1 und 2 bezeichneten beiden mächtigen Kesselhausbauten, die das Maschinenhaus I aus den Jahren 1913 bis 1917 deutlich überragen, sind die sichtbaren baulichen Elemente der Hochdruck-Kondensationsanlage aus den Jahren 1951/52. Kesselhaus 1 ist der südöstlich gelegene Bau der HD-Anlage. Er grenzt nach Nordosten hin an das Maschinenhaus I an. Im Südosten schließt sich an das Kesselhaus 1 der Schwerbau 3, im Nordwesten der Schwerbau 2 an.
Datierung:
- Baubeginn: 1951
- Inbetriebnahme: 25.11.1954
- Umbau: -
- Ende der Nutzung: 03.1993
Literatur:
- Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk Aktiengesellschaft Essen. RWE (um 1952), o.S.
- RWE Energie AG, Kraftwerk Goldenberg (Hrsg.): RWE Energie AG. Kraftwerk Goldenberg. Hürth 1996
- RWE Energie AG, Kraftwerk Goldenberg (Hrsg.): RWE Energie. Kraftwerk Goldenberg. Hürth 1992
- Buschmann, Walter / Gilson, Norbert / Rinn, Barbara: Braunkohlenbergbau im Rheinland (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Rheinlandes). Worms 2008
- Kretschmann, Willy: Neuzeitliche Braunkohlen-Großkraftwerke. In: Braunkohle, Wärme und Energie 4, 1953, Heft 19/20, S. 395-418
- RWE Veredlung (Hrsg.): Übersichtsplan Gowerk blanko, Maßstab 1: 1250, PDF-Datei, 2022
(Büro für technikhistorische Forschung und Beratung, Dr. Norbert Gilson, 2023)
BKM-Nummer: 20303020