Der Kölner Stadtteil 105 Deutz gehört zum Stadtbezirk 1 Innenstadt. In Deutz leben heute mehr als 15.000 Menschen auf einer Fläche von 5,24 Quadratkilometern (15.785 Einwohner*innen zum 31.12.2019, www.stadt-koeln.de). Als flächenmäßig größter der fünf Stadtteile im Stadtbezirk Innenstadt bildet Deutz gewissermaßen das rechtsrheinische Stadtzentrum Kölns.
Deutz entstand aus dem im 4. Jahrhundert n. Chr. gegründeten römischen Kastell Castrum Divitensium (abgekürzt Divitia), das als rechtsrheinischer Brückenkopf zum Schutz der linksrheinischen römischen Stadt Köln (Colonia Claudia Ara Agrippinensium) diente. Aus den späteren Formen Duitia, Diuza, Tuitium und Duytz ging der heutige Ortsname hervor, der im kölschen Regiolekt „Düx“ lautet.
Im Mittelalter sank das um 1230 noch als freie Stadt (civitas) bezeichnete Deutz bis 1386 zur Freiheit ab (vrijheit, eine Kategorie minderer Stadtqualität; vgl. Wensky 2008). Der Zuzug von dort vertriebenen Juden aus Städten wie Köln (Vertreibung 1424) oder Neuss (Mitte des 15. Jahrhunderts) machte Deutz mit einem jüdischen Bevölkerungsanteil von bis zu 10 % zu einem Zentrum des Judentums im damaligen Kurköln.
Zählte der seinerzeit „vielbesuchte Ausflugs-, Vergnügungs- und Glücksspielort“ (Groten u.a., HBHistSt NRW 2006, S. 596) im 18. Jahrhundert noch kaum mehr als 500 Einwohner, so entwickelte sich das ab 1806 wieder mit Stadtrecht ausgestattete Deutz als preußischer Garnisonsplatz, Eisenbahnknotenpunkt und bedeutender Industriestandort im 19. Jahrhundert rasant. Nach mehr als 1.500 Jahren wurde das stolze, bis dahin eigenständige Deutz 1888 mit seinerzeit etwa 16.000 Einwohnern nach Köln eingemeindet und hörte auf, als eigenständiger Ort zu existieren.
„Mit der Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongress 1814/15 änderte sich für Köln und Deutz fast alles: Die Preußen erschufen aus Köln die 'Festung Cöln'. Auch rechtsrheinisch wehte ein neuer, stark militärisch geprägter Wind. In Deutz entstand die große Dragoner Kaserne, der größte Teil der Deutzer Bevölkerung bestand aus Soldaten oder Mitarbeitern der Militärverwaltung. Gleichzeitig stieg die Bedeutung von Deutz als Verkehrsknotenpunkt. Die Deutzer Schiffbrücke, errichtet 1822, war die erste Kölner Brücke nach der Konstantinbrücke. Vorher mussten sich die Kölner etwa 900 Jahre mit Fähren behelfen, um die Rheinseiten zu wechseln.“ (www.koeln-lotse.de)
Über berühmte Namen wie Nikolaus August Otto, Gottlieb Daimler, Wilhelm Maybach oder Ettore Bugatti und den Motorenhersteller Deutz AG spielte der Stadtteil eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der „Autostadt Köln“ zum Ende des 19. Jahrhunderts (Arens 2016, S. 168ff.). Ferner war von 1966 bis Mitte der 1980er Jahre die Geschäftsführung von Ford Deutschland in Köln-Deutz ansässig. Ende der 1950er Jahre erfolgte die seinerzeit umstrittene Ansiedlung der Hauptverwaltung des Landschaftsverbandes Rheinlandes (zuvor in Düsseldorf), u.a. in dem von 1956 bis 1959 erbauten Landeshaus am Rheinufer.
„Auch die Lufthansa hatte von 1970 bis 2007 im Lufthansa-Hochhaus, heute Lanxess Tower, direkt am Rhein ihren Hauptsitz. Im Deutzer Rheinpark fanden 1957 und 1971 jeweils eine Bundesgartenschau statt. 1998 wurde die Kölnarena [seit 2008 Lanxess Arena] eröffnet, zeitgleich mit dem 'Technischen Rathaus' der Stadt. Die alten Messehallen wurden im Jahr 2010 neue Heimat des Fernsehsenders RTL und Versicherers HDI. Neue ICE-Gleise im Deutzer Bahnhof ermöglichen Hochgeschwindigkeitsfahrten. So ist der Frankfurter Flughafen von Deutz aus in nur 48 Minuten zu erreichen.“ (ebd.)
Hinweis Die Kölner Stadtteile Deutz und Mülheim sind wertgebende Merkmale des Kulturlandschaftsbereichs Deutz, Mülheim (Regionalplan Köln 353).
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 595-597, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Kriegel, Michael (2022)
Deutz – Vom römischen Kastell zur Köln Arena. Die Geschichte eines Stadtviertels. Köln.
Simons, Peter (1913)
Illustrierte Geschichte von Deutz, Kalk, Vingst und Poll. Ein Beitrag zur Geschichte des kurkölnischen Amtes Deutz. Cöln-Deutz.
Wensky, Margret (2008)
Städte und Freiheiten bis 1500. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VI.2.) S. 38, Bonn.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 106-107, Köln (2. Auflage).
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