Die über den Rhein führende Deutzer Brücke verbindet seit 1948 die linksrheinische Altstadt von Köln mit ihrem rechtsrheinischen Stadtteil Deutz. Sie ist die Nachfolgerin der 1913-1915 erbauten „Deutzer Hängebrücke“ (später „Hindenburgbrücke“), die 1945 einstürzte.
Vorgängerbauten Konstantinbrücke um 310 n. Chr. Die nach Kaiser Konstantin I. benannte römische Brücke war der erste feste Übergang an der für eine Querung des Flusses prädestinierten Stelle zwischen der linksrheinischen römischen Stadt Colonia Claudia Ara Agrippinensium und dem rechtsrheinischen Brückenkopfkastell Castrum Divitia (das heutige Deutz). Sie wurde um 307/315 n. Chr. unter römischer Herrschaft erbaut und bestand vermutlich nur bis ins frühe Mittelalter. Für diesen Brückenbau wird eine Länge von 420 und eine Breite von 10 Metern angenommen (Jakobswege 2007, S. 210 und Wilhelm 2008).
Gierseilfähre „Fliegende Brücke“ ab dem Mittelalter Vom Mittelalter bis in die preußische Zeit hinein diente eine pendelnde Gierseilfähre („Gierponte“, auch „Fliegende Brücke“ genannt – eine Plattform, die von einem Seil geführt von der Strömung über den Fluss getrieben wurde) sowie kleinere Fähren und später eine Pontonbrücke dazu, den Rhein zwischen Köln und Deutz zu queren. Diese Fähren zählten zu den am meisten frequentierten in Europa.
Schiffbrücke ab 1822 Im Jahr 1822 wurde eine hölzerne Schiffbrücke als halbwegs feste Verbindung zwischen Deutz und Köln eingeweiht. Diese wurde von mehreren Kähnen getragen, genannt werden 40 Nachen (vgl. Jakobswege 2007, S. 210 u. Abb.). Die Schiffbrücke war allerdings bei Hochwasser und Treibeis stets gefährdet und musste zudem mehrfach täglich für den weiteren Schiffsverkehr auf dem Rhein geöffnet werden.
Die zwischen 1855 und 1859 als Eisenbahn- und Straßenbrücke erbaute Dombrücke (die so genannte „Feste Brücke“, etwa 550 Meter flussabwärts des hier beschriebenen Deutzer Flussübergangs) war dann die erste feste Rheinquerung überhaupt zwischen Basel und den Niederlanden. Diese wurde nach dem Neubau des Kölner Hauptbahnhofs (1894) durch die modernere und größere Hohenzollernbrücke ersetzt (erbaut 1907-1911).
Kettenhängebrücke „Hindenburgbrücke“ (1915-1945) Schließlich war die zwischen 1913 und 1915 erbaute Deutzer Hängebrücke (ab 1925 „Hindenburgbrücke“) das unmittelbare Vorgängerbauwerk der heutigen Deutzer Brücke an gleicher Stelle. Infolge von Schäden durch Bombardements im Zweiten Weltkrieg brach diese am 28. Februar 1945 zusammen, die Katastrophe forderte hunderte Todesopfer.
Baugeschichte und Konstruktion der Deutzer Stahlkasten-Trägerbrücke (ab 1948) Zwei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs begann man mit der Neuerrichtung der vom Brückenbau-Ingenieur Fritz Leonhardt (1909-1999) entworfenen und vom Kölner Brückenbau-Architekten Gerd Lohmer (1909-1981) künstlerisch mit gestalteten ersten Stahlkasten-Trägerbrücke der Welt. Der Baubeginn erfolgte 1947 und bereits am 16. Oktober 1948 konnte die neue Brücke mit ihrer eleganten Linienführung eingeweiht werden. Dass der Bau recht zügig vonstatten ging, hat seinen Grund auch darin, dass sowohl die alten Rampen als auch die Pfeiler der Deutzer Hängebrücke genutzt werden konnten.
Die Spannweiten der drei Bögen von 132, 184 und 121 Meter addieren sich auf eine Gesamtlänge von 437 Metern bei einer Breite von 20,6 Metern. Die neue Deutzer Brücke wurde wie weitere vier von insgesamt acht Kölner Rheinbrücken in „Kölner Brückengrün“ gestrichen – eine als besonders lichtbeständig und wetterfest geltende Farbe (eigentlich Chromoxidgrün). Die erstmals an der 1929 eingeweihten Mülheimer Brücke verwendete patinagrüne Farbe geht auf den damaligen Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer zurück, der sich ausdrücklich eine die Alterung künstlich imitierende Patinafarbe wünschte, welche die Kupferfarben von Kirchen nachempfinden sollte (vgl. koeln-lotse.de 2018).
In den Jahren von 1976 bis 1980 wurde Deutzer Brücke stromaufwärts um eine parallel geführte Spannbeton-Konstruktion erweitert, die als zweite Brücke mit den älteren Stahlkasten-Brückenteilen verbunden wurde: Erst nach ihrer Vollendung wurde die neue Brücke über mehrere Tage hin an die bestehende Deutzer Brücke geschoben. Die neuen Betonelemente wurden dabei den vorhandenen Stahlbauteilen optisch angepasst um altem und neuem Bestand ein ähnliches Aussehen zu verleihen. Auf der seitdem 31,5 Meter breiten Brücke hat die Straßenbahn jetzt mittig einen eigenen, zweigleisigen Gleiskörper. Mangels Nutzen für die Beständigkeit des Betons wurde die Erweiterungskonstruktion nicht im „Kölner Brückengrün“ gestrichen. Die ergänzten Stahlbeton-Kästen bilden insgesamt drei begehbare Räume mit gekrümmten Böden und variierenden Raumhöhen, die regelmäßig für Kunstinstallationen, Ausstellungen und für Konzerte wie die regelmäßige Veranstaltung zur Klangkunst „brückenmusik“ genutzt werden (brueckenmusik.de).
Imbissbude im WDR-„Tatort“ An der Deutzer Brücke endete fast jede Folge des WDR-„Tatort“ damit, dass die seit 1997 in der Kriminalfilm-Reihe ermittelnden Kommissare Max Ballauf und Alfred „Freddy“ Schenk an einer Imbissbude „Wurstbraterei“ mit Blick auf den Kölner Dom ein „Kommissar-Gedeck“ bestellten (Currywurst mit Pommes frites und Mayonnaise) und dazu ein Kölsch tranken. Die Imbissbude hatte seit Mai 2013 einen festen Standort am Rheinauhafen auf der gegenüberliegenden Rheinseite (dort zwischen dem Südkap und der Skater-Anlage) und wurde jeweils für die Dreharbeiten zwischen der Deutzer- und der Severinsbrücke in Köln-Deutz positioniert (koeln.de und wurstbraterei.koeln). Im Juli 2020 wurde bekannt, dass die „Wurstbraterei“ geschlossen wird. Im September 2020 wurde die Imbissbude in Anwesenheit des „Tatort“-Schauspielers Dietmar Bär an das LVR-Freilichtmuseum Kommern übergeben, wo sie als beispielhaftes Exponat für schaustellerisch betriebene Imbissgeschäfte die Sammlung des Museums ergänzt und bei besonderen Anlässen betrieben werden soll.
Hinweise: Baudenkmal und Kulturlandschaftsbereich Das Objekt „Deutzer Brücke“ ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmälerverzeichnis Köln Altstadt und Deutz, laufende Nr. 4975, Eintragung am 19.05.1989 / LVR-ADR Nr. 71125) und wertgebendes Merkmal des Kulturlandschaftsbereichs Deutzer Brücke (Regionalplan Köln 355).
Pilgerrouten über den historischen Rheinübergang Am historischen Rheinübergang bündelten sich stets auch Pilgerrouten, die aus Nord- Ost- und Süddeutschland nach Köln und Aachen führten. Die seit 1998 stattfindenden Kölner Ökumenischen Brückenwege führen immer auch über die Deutzer Brücke – beim 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag 2007 unter dem Leitwort „Aufgebrochen Brückenbauen“.
(Jan Spiegelberg, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V. / LVR-Fachbereich Regionale Kulturarbeit, Abteilung Landschaftliche Kulturpflege, 2016)
Internet www.koeln-lotse.de: Das 'Kölner Brückengrün' – oder 'Adenauer-Grün' (Uli, der Köln-Lotse vom 04.10.2018, abgerufen 08.10.2018 und 26.04.2023) www.koeln-lotse.de: Kölner Brücken: Die Konstantinbrücke - Kölns erste feste Rheinquerung (Uli, der Köln-Lotse vom 19.06.2021, abgerufen 21.06.2021) de.wikipedia.org: Deutzer Brücke (abgerufen 25.03.2014) www.rheinische-industriekultur.de: Die Rheinbrücken von Köln, 1995 (Text Walter Buschmann, abgerufen 21.06.2021) www.brueckenmusik.de: Jährliche Veranstaltung zur Klangkunst - Deutzer Brücke/Köln (abgerufen 25.03.2014) www.wurstbraterei.koeln: Wurstbraterei / Imbiss E. Vosen (abgerufen 15.07.2016 u. 05.10.2020, Inhalt nicht mehr verfügbar 17.05.2024) www.koeln.de: Treffpunkt der TV-Kommissare, Tatort-Wurstbraterei steht im Rheinauhafen (abgerufen 15.07.2016, Inhalt nicht mehr verfügbar 17.05.2024) durchkoeln.blogspot.de: Spaziergang – für Mutige – durch die Hohlräume der Deutzer Brücke (22.07.2013, abgerufen 25.03.2014, Inhalt nicht mehr verfügbar 05.10.2020) www.stadt-koeln.de: Die Geschichte der Kölner Rheinbrücken (abgerufen 24.03.2014, Inhalt nicht mehr verfügbar 22.06.2021)
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