Seit dem Jahr 1360 hatte die Stadt Köln das Recht auf die Durchführung zweier Handelsmessen im Jahr. Lange Zeit prägte die Kölner Messe, flächenmäßig bis in die 2000er Jahre die viertgrößte Messe der Welt mit Millionenumsätzen, maßgeblich das Image Kölns als das Herz des „Wirtschaftszentrums West“. Die Rheinhallen, der dunkle Ziegelhallenbau aus den frühen 1920er Jahren, wurden im Stil des rheinischen Expressionismus konstruiert.
Die Anfänge der Kölner Messe in den „Rheinhallen“ Die Gründung der Kölner Messe in den 1920er Jahren wurde inbesondere vorangetrieben vom damaligen Oberbürgermeister der Stadt, Konrad Adenauer (1876-1967). Hiermit sollte ein Signal gegeben werden, dass nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und trotz der wirtschaftlich schwierigen Situation in der Weimarer Republik, Köln an seine Bedeutung als Handelsmetropole früherer Zeiten anknüpfen möchte. Mit dem Bau der Messe wurde im Jahr 1922 begonnen und mit der Frühjahrsmesse 1924 öffnete erstmals das neue Messeareal in Köln-Deutz seine Tore. Die Ausführung der Schreiner- und Zimmererarbeiten an der Deckenkonstruktion und dem Innenausbau der Großen Festhalle von 1924 – dem bis zu 5.000 Menschen Platz bietenden, 120 Meter langen Prunkstück der Messe (vgl. die Abbildung in der Mediengalerie) – wurden von der 1872 gegründeten Köln-Mülheimer Firma Peter Stiel ausgeführt. Die Produktionsstätten dieser „Fabrik für mechanische Holzbearbeitung, Zimmerergeschäft, Bauschreinerei, Holzhandlung u. Türenfabrik“ am Clevischen Ring 87-91 verfügten seinerzeit sogar über ein eigenes Anschlußgleis der Bahnstation Mülheim (Hinweis Herrn Müller). Zum Ende der Rheinlandbesetzung in der Domstadt fand am 21. März 1926 die offizielle Kölner „Befreiungsfeier“ in der großen Halle des Rheinparks statt.
Weltweite Beachtung fand die Ausrichtung der PRESSA 1928, sie verlieh den Messebauten durch die Ergänzung der charakteristischen Backsteinfassade und dem Bau des Messeturms ihr heutiges Erscheinungsbild. In den nächsten Jahren errang Köln insbesondere im Bereich der Lebensmittel und Möbelmessen an großer Bedeutung in Deutschland und begründete seine Stellung als wichtiger Messestandort - diese Tradition wird bis heute fortgeführt: Die Lebensmittelmesse „ANUGA“ und die Möbelmesse, heute „imm cologne“ finden nach wie vor hier statt. Während des „Dritten Reiches“ wurde auf dem Messeareal ein Bedarfsgefängnis der Gestapo und ein Durchgangslager für Internierte und Häftlinge eingerichtet – das Messelager Deutz, von dem aus Juden, Sinti und Roma in die Vernichtungslager deportiert wurden. Mahnmale auf dem Messegelände und am Bahnhof Deutz erinnern daran.
Wiederaufbau und Expansion nach dem Zweiten Weltkrieg Das Messegelände wurde durch die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg stark zerstört, jedoch begann man rasch mit dem Wiederaufbau der Hallen. Bereits 1947 konnte auf 10.000 m² Ausstellungsfläche die Herbstmesse wieder veranstaltet werden und diente genau wie 20 Jahre zuvor als Aufbruchsignal für die Zukunft. Die erfolgreiche Veranstaltung bestärkte die Stadt Köln in ihrem Wunsch Köln wieder als wichtigen westdeutschen Messestandort zu fördern. Einen Aufschwung erfuhr die Kölner Messe dann in der Zeit des Wirtschaftswunders und durch die Etablierung der freien Marktwirtschaft. Man führte hierzu das von Beginn der Kölner Messe an erfolgreiche Konzept der Fachmessen fort. Die erste Photokina wurde 1950 veranstaltet, die Ausrichtung der ANUGA und der Möbelmesse wurden wieder aufgegriffen. Sukzessive wurde die Fläche der Rheinhallen auch wieder an das Vorkriegsniveau herangeführt und im Jahr 1956 erreichte man schließlich mit 66.000 m² Ausstellungsfläche die räumliche Größe der 1930er Jahre. In der Folgezeit wurde die Kölner Messe immer bedeutender, internationaler und größer. So wurden internationale Fachmessen veranstaltet, die Messegesellschaft gründete Auslandsniederlassungen und das Areal wurde erweitert und um zusätzliche Ausstellungsflächen erweitert. Diese Entwicklung zeigte, dass die Rheinhallen nicht mehr ausreichen würden, die Anforderungen an moderne Messegelände zu erfüllen. Um die Kapazität der Messe den neuen Gegebenheiten anzupassen, wurden daher in der Folgezeit neue Hallenkomplexe errichtet - die Osthallen und die Nordhallen entstanden und geben der heutigen Koelnmesse, wie die Kölner Messe heute heißt, ihr derzeitiges Gesicht.
Die historischen Rheinhallen werden nicht mehr durch die Messegesellschaft genutzt. 2005 gingen sie in das Eigentum der Stadt Köln über und wurden in den darauf folgenden Jahren saniert. Die denkmalgeschützte Fassade blieb dabei unverändert erhalten, im Inneren wurde jedoch das gesamte Gebäude abgerissen und neu errichtet. Es beherbergt heute das Sendezentrum der RTL-Mediengruppe und verschiedene Tochtergesellschaften des HDI-Gerling-Versicherungs-Konzerns. Die Rheinhallen tragen heute den Namen Rheinpark-Metropole Köln und sind das größte Bürogebäude Deutschlands, wenn man den gesamten Komplex als bauliche Einheit betrachtet. Allerdings besteht das Areal neben einer öffentlich zugänglichen Fußgängerpromenada, der sogenannten „Mall“, auch aus zahlreichen Innenhöfen und Lichthöfen, die den Baukomplex auflockern.
(Anne Hentrich, LVR-Fachbereich Umwelt, 2013 / freundlicher Hinweis von Herrn Werner Müller, Historisches Luftfahrtarchiv Köln, 2021)
Landschaftsverband Rheinland; Attermeyer, Adolf (Hrsg.) (1999)
Wasser, Wälder, Eisenhämmer. Eine (industrie-)geschichtliche Zeitreise mit dem Fahrrad ... an Rhein, Sieg, Wupper und im Bergischen Land, Siegerland, und Sauerland. Köln.
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