Patrozinium: Salvator und Maria, seit der Mitte des 11. Jahrhunderts Heribert. Orden: Benediktinerabtei (Männerkloster). Geschichte (Gründung und Entwicklung bis um 1200): Von Erzbischof Heribert (um 970-1021, Erzbischof von Köln 999-1021) 1002 in Absprache mit Kaiser Otto III. gegründet. Erster Abt stammte aus Gladbach und führte die lothringische Reform von Gorze ein; der Übergang zur fruttuarisch-cluniazensischen Reform fand erst zu Beginn des 12. Jahrhunderts von Siegburg aus Eingang. Zu dieser Zeit trug der Konvent zu einer theologischen (nicht-scholastischen) Blüte erheblich bei (Abt Rupert von Deutz). Das Kloster verzeichnete einen weit gestreuten Besitz von der Nahe bis zur niederländischen Grenze, darunter durch Erzbischof Heribert 12 Pfarrkirchen im Umkreis von Köln und nördlich davon sowie durch Erzbischof Pilgrim (um 985-1036, Erzbischof von Köln 1021-1036) 9 Pfarrkirchen zumeist zwischen Ruhr und Lippe. Die Grafen von Berg sind im 11. und 12. Jahrhundert als Vögte der Abtei belegt (Engels 2006).
Nach der Auflösung der Abtei - die Güter fielen als Domänenbesitz an das Herzogtum Berg - wurde die ehemalige Klosterkirche zur Deutzer Pfarrkirche. 1896 entstand die nur wenig entfernt im Zentrum von Deutz gelegene, „der rheinischen Spätromantik verpflichtete dreischiffige Basilika“ (Flock 2009) der Pfarrkirche Neu St. Heribert (der so genannte „Düxer (Deutzer) Dom“), in der sich seitdem der goldgeschmiedete Schrein mit den Gebeinen des als heilig verehrten Heribert aus dem 12. Jahrhundert befindet. Ab 1932 beherbergten die Abteigebäude die Sammlung des Schnütgen-Museums. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde das Museum 1939 geräumt und die Bestände an verschiedenen Orten in ganz Deutschland in Sicherheit gebracht. Als die Abteigebäude am Deutzer Rheinufer 1945 fast vollständig zerstört sind - einzig Teile des Erdgeschosses und des romanischen Gewölbekellers mit Überresten des römischen Kastells blieben erhalten -, hat der ausgelagerte Sammlungsbestand den Krieg ohne nennenswerte Schäden und Verluste überstanden. Erst in den 1970er Jahren wurde das Kloster „weitgehend in der Barockform des 17. Jahrhunderts“ (Flock 2009) wieder aufgebaut. Heute befindet sich im Klostergebäude seit den 1970er Jahren eine Senioreneinrichtung der Caritas und die frühere Klosterkirche ist Gotteshaus der griechisch-orthodoxen Gemeinde Kölns.
Bedeutung der Abtei Deutz für die Region Die Abtei wirkt besonders durch ihre Vielzahl an Besitztümern auf die Region, beispielsweise auf den Königsforst und dessen Forstwirtschaft. Möglicherweise leitet sich der Name der Altstraße „Brüderstraße“, die von Deutz aus ins Bergische Land verläuft, sogar von der Abtei ab. Diese Verbindung wurde von den Mönchen zum Missionieren und als Transportweg genutzt. Des Weiteren stand ihr seit der Gründung der Zehnt aus den umliegenden Höfen in Deutz, Kalk, Merheim, Ostheim und der Region zu. Sie bildete über viele Jahrhunderte hin das religiöse Zentrum von Deutz und beeinflusste dessen Entwicklung entscheidend mit. Durch die Abtei Deutz wurde das Geschlecht der Grafen von Berg in der Region besonders gefestigt und gefördert. Deren Machtaufstieg beruht auch auf der Berufung der Grafen von Berg als Vögte über die Abtei (sicher nachweisbar ab 1311, vgl. Holdt 2008) und im Zusammenhang mit der Burg Bensberg, wo diese als Landesherren ab dem 13. Jahrhundert residierten.
(LVR-Redaktion KuLaDig, 2011 / Fabian Lagodny, Universität Bonn, 2013)
Klöster und Stifte von um 1200 bis zur Reformation. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.3.) Bonn.
Engels, Odilo (2006)
Klöster und Stifte von der Merowingerzeit bis um 1200. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.2.) Bonn.
Flock, Ilse (2009)
Vom römischen Kastell zum Stadtteil von Köln. Deutz: 310-2010. (Rechtsrheinisches Köln, Jahrbuch für Geschichte und Landeskunde 34.) S. 91-117. S. 103-109, Köln.
Fußbroich, Helmut (2011)
St. Heribert in Köln-Deutz. (Rheinische Kunststätten, Heft 535.) Köln (3. neu bearbeitete Auflage).
Holdt, Ulrike (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Berg. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V.16.) S. 13-14, Bonn.
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