Die Vereinschronik des 1905 als 'Deutzer FC 05' gegründeten Fußballvereins 'SV Deutz 05' berichtet, dass das erste dem Verein zugewiesene Spielfeld gleichzeitig noch als militärisches Pionierübungsgelände diente (www.teamlr.de, Zitate von dort). Dort, „an der alten Elberfelder Straße, einige 100 m nördlich des heutigen Barmer Platzes“ spielte man etwa ein Jahr lang auf Tore, deren Stangen – wie in der Frühzeit des Fußballs noch lange durchaus üblich – „bei jedem Training von den Spielern mitgebracht und aufgestellt“ wurden. Aus der Tatsache, dass in diesen Jahren die Torstangen, Kalkeimer und Eckfahnen ständig in Bewegung waren, resultierte das spätere geflügelte Wort bei Deutz 05 „Als wir noch die Torstangen trugen“.
Lage des Platzes und Verortung auf historischen Karten Der militärisch und sportlich genutzte Übungsplatz grenzte unmittelbar an den nördlichen Abschnitt der Wallanlage der preußischen Befestigung von Deutz. Die Fläche dürfte mit dem Bau des Deutzer Bahnhofs in den Jahren 1912-1913, spätestens aber beim großen Ausbau der Kölner Messe in den 1920ern überbaut worden sein. Das später den Deutzer Kickern als Spielfeld dienende Pionierübungsgelände ist bereits auf den Karten der zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme im Bereich der heutigen Deutzer Messe als „Pionier Übungs Pl.“ verzeichnet und ebenso als „Pion. Üb. Pl.“ auf den Karten der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912). Auf der topographischen Karte aus dem Jahr 1927 ist der Platz dann nicht mehr zu sehen (vgl. Abbildungen bzw. die historischen Karten in der Kartenansicht).
Spätere Spielplätze Die Chronik von Deutz 05 berichtet für die Folgezeit, dass der Verein auf Spielfelder „Am Jussenhoven, mal diesseits, mal jenseits des Hochwasserdammes“ wechselte, als der Pionierübungsplatz nach einem Jahr nicht mehr zur Verfügung stand. Auch wenn die Ortsangabe „Jussenhoven“ nicht eindeutig zu lokalisieren ist, so liegt die Vermutung nahe, dass hier bereits die ab 1909 genutzten „Poller Spielplätze“ etwas rheinaufwärts im Bereich der Poller Wiesen gemeint sind: „Hier hatte die Stadt Köln nach damaligen Begriffen eine hervorragende Anlage geschaffen, und der FC Deutz 05 war einer der ersten Bewerber, der die Gelegenheit nutzte, neben einem Fußballplatz auch schon mal eine Lauf- und Sprungbahn benutzen zu können. Ein Sporthaus eröffnete bisher nicht gekannten ‚hygienischen Luxus‘.“
In den Jahren 1922/1923 herrschte laut Vereinschronik Platznot, als die Poller Anlage nicht mehr oder nur noch gelegentlich zur Verfügung stand: „Man spielt mehr schlecht als recht auf windschiefen Gründstücken des Landwirts Lessenich in der Nähe der Mülheimer Straße. Mit viel Idealismus und Schweiß entsteht auf dem Gelände der früheren Werkbundausstellung ein neuer Platz. Die Torstangen werden bei einer Nacht und Nebelaktion den Besatzern geklaut und gehören fortan umgestrichen unserem Verein. Monate später vertreiben die Besatzer mit Revolver und Bajonett endgültig die Deutzer Fußballer. Die Kürassierreitbahn an der Gremberger Allee und ein Platz im Rheinpark sind weitere Stationen.“
Die vorab genannte einstige „Kürassierreitbahn an der Gremberger Allee“ lässt sich möglicherweise am südlichen Ende des heutigen Reitwegs in der Nähe des Campus Deutz der Technischen Hochschule verorten. Hier weisen die historischen topographischen Karten der TK 1936-1945 noch einen „Sportpl.“ aus, der sich an der Mündung der damaligen Gremberger Allee – in der Verlängerung der heutigen Gremberger Straße – in den Reitweg befand (Hinweis von Herrn Pütz, vgl. Kartenansicht, hier als südliche Flächengeometrie verzeichnet). Dieser auf älteren Stadtplänen noch sichtbare Verbindungsweg zwischen Deutz und Gremberg (vgl. etwa www.landkartenarchiv.de) verschwand bei der Anlage der Schul- und Hochschulbauten in Deutz und des östlichen Zubringers, der Verlängerung der Bundesautobahn A 559.
Das genannte Gelände der Werkbundausstellung lässt sich im Bereich des u.a. für die „Deutsche Werkbundaustellung Cöln 1914“ angelegten Rheinparks lokalisieren und die Reitbahn lag vermutlich im Areal der 1850 erbauten Kaserne der Deutzer-Kürassiere des Regiments Graf Geßler (1927 Umbau zum Rheinischen Museum am heutigen Standort des LVR-Landeshauses).
Die in der Chronik als „Wanderjahre“ des Vereins beschriebene Epoche endete mit den Zerstörungen während der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Doch bereits zum 30. August 1945 machten fünf Sportskameraden von Deutz 05 den Anfang mit der Wiederherrichtung des eines „Sportplatzes am Fort Rauch“, wo sich allerdings „nicht weniger als 7 Bombentrichter“ befanden: „Zu allem Überfluss haben benachbarte Firmen dort eine Schuttabladestelle eingerichtet. Die Umkleideräume sind durch Volltreffer stark zerstört.“ Dort, zwischen Siegburger Straße und Dr.-Simons-Straße gelegen, befinden sich bis heute an der Straße Fort Rauch das Vereinsheim und die Sportanlagen des SV Deutz 05.
Quelle Freundlicher Hinweis von Herrn Norbert Pütz, 2021.
Internet www.teamlr.de: SV Deutz 05, Vereinshistorie (PDF-Dokument, 3 MB, abgerufen 11.02.2019, Inhalt nicht mehr verfügbar 01.03.2021) www.landkartenarchiv.de: Falk-Plan Köln, 15. Auflage von 1959 (abgerufen 01.03.2021)
Literatur
Langen, Gabi (2007)
Sport- und Freizeitpolitik in Köln 1945-1975 (zugleich Dissertation Deutsche Sporthochschule Köln 2006). (Studien zur Sportgeschichte 7.) Sankt Augustin.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. Köln (2. Auflage).
Pionierübungsgelände und Fußball-Spielfeld des Deutzer FC 05
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