Die mit einer Gesamtlänge von 691 Metern über den Rhein führende Severinsbrücke, im kölschen Idiom „Vringsbröck“, verbindet seit 1959 das linksrheinische Severinsviertel mit dem rechtsrheinischen Rheinauhafen und dem Kölner Stadtteil Deutz.
Baugeschichte und Konstruktion Mit Severinsbrücke wurde 1959 der erste vollständige Neubau einer Kölner Brücke nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnet. Bereits ein Kölner Generalverkehrsplan von 1956 sah zwei neu zu bauende Rheinbrücken vor, die den Anschluss des bereits vor dem Zweiten Weltkrieg begonnenen Nord-Süd-Durchbruchs (die heutige Nord-Süd-Fahrt) und damit des linksrheinisch-innerstädtischen Verkehrs an die rechtsrheinischen Ring- und Fernverkehrsstraßen leisten sollten. „Doch ganz einfach war die Planung nicht: Ganze 39 Entwürfe (!) für das zunächst 'Projekt Gotenring' genannte Bauvorhaben wurden eingereicht und geprüft, bis der Stadtrat sich 1955 dafür entschied, eine mit Schrägseilen seilverspannte Balkenbrücke mit nur einem Pylon zu errichten.“ (www.koeln-lotse.de, 2021)
Bei der Bauvorbereitung für die Gründung des zentralen Brückenpfeilers geschah am 26. September 1956 ein Unfall, als sich der Senkkasten (Caisson) schief stellte und fünf Arbeiter tödlich verletzt wurden. Der eigentlich Bau erfolgte 1958 bis 1959 nach den Plänen des Oberhausener Montan- und Maschinenbauunternehmens Gutehoffnungshütte, des auch an der Deutzer Brücke und der Zoobrücke beteiligten Kölner Brückenbau-Architekten Gerd Lohmer (1909-1981) sowie des Brückenbau-Ingenieurs Fritz Leonhardt (1909-1999). Um den Deutzer Hafen auch weiterhin für größere Schiffe nutzbar zu halten, musste die tragende Konstruktion mit nur einem Pfeiler auskommen. Neben diesem rein praktischen Grund wirkte sich die Konstruktion mit nur einem Pylon im Rhein auch ästhetisch aus: „Die Sicht auf den Dom wurde die asymmetrische Platzierung des Pylons nicht eingeschränkt.“ (www.koeln-lotse.de, 2021) An dem asymmetrisch gestellten A-förmigen Pylon ist der eigentliche Brückenkörper mit Stahlseilen aufgehangen. Der 77,2 Meter über das Fundament der Severinsbrücke hinausragende Pylon bestimmt wesentlich die Optik des Bauwerks. Die Severinsbrücke ist wie weitere vier von insgesamt acht Kölner Rheinbrücken in „Kölner Brückengrün“ gestrichen – eine als besonders lichtbeständig und wetterfest geltende Farbe (eigentlich Chromoxidgrün). Die erstmals an der 1929 eingeweihten Mülheimer Brücke verwendete patinagrüne Farbe geht auf den damaligen Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer (1876-1967, 1917 bis 1933 und 1945 Oberbürgermeister der Stadt Köln, 1949-1963 erster Bundeskanzler) zurück, der sich ausdrücklich eine die Alterung künstlich imitierende Patinafarbe wünschte, welche die Kupferfarben von Kirchen nachempfinden sollte (vgl. www.koeln-lotse.de, 2018).
Die seilverspannte Balkenbrücke führt über 691 Meter Länge (größte Stützweite 302 Meter) und ist 29,5 Meter breit. Verbaut wurden insgesamt 8.300 Tonnen Stahl, die Baukosten betrugen 25,3 Millionen DM. Zum Zeitpunkt ihrer Eröffnung war die Severinsbrücke die Schrägseilbrücke mit der längsten Hauptspannweite der Welt und zugleich die erste mit einem A-förmigen Pylon. Am 7. November 1959 wurde die Brücke durch den Kölner Oberbürgermeister von 1956 bis 1973 Theodor „Theo“ Burauen (1906-1987) eingeweiht. Zu dem Festakt waren auch dessen Vorgänger Bundeskanzler Konrad Adenauer zugegen und der Erzbischof von Köln in der Zeit von 1942 bis 1969, Josef Kardinal Frings (1887-1978), der das Bauwerk einsegnete. „Die Brücke war einen ganzen Tag lang nur für Fußgänger zugängig. Doch schon am nächsten Tag wurde die Severinsbrücke für den Autoverkehr freigegeben.“ (www.koeln-lotse.de, 2021)
Auch wegen ihrer innovativen Konstruktion erhielt die Severinsbrücke im Jahr 1967 den Kölner Architekturpreis. Ihre besondere konstruktive Steifigkeit erlaubt die Nutzung durch die Kölner Stadtbahn, die seit einem Umbau 1979/1980 vom Neumarkt nach Deutz/Messe auf einem eigenen Gleiskörper über die Brücke verkehrt. Im Jahr 1996 wurde mit einem Helikopter ein acht Meter großes und beleuchtetes Kunstwerk auf dem 70 Meter hohen Pylon der Severinsbrücke installiert: Die mit Neonröhren illuminierte „Weltkugel“ des Aktionskünstlers HA Schult (*1939, eigentlich Hans-Jürgen Schult) wurde jedoch bereits im Jahr 2000 wieder demontiert und schmückt seitdem nahe des Kölner Zoos das Dach des Gebäudes der DEVK-Versicherungszentrale an der Riehler Straße.
Eine Kopie der Kölner „Vringsbröck“ steht als „Oktober-Brücke“ im russischen Tscherepowez (Čerepovec, Verwaltungsbezirk Wologda). Namensgebend für die Severinsbrücke ist der Heilige Severin (circa 330-400), der als dritter Kölner Bischof wirkte und als Schutzpatron der Stadt gilt.
Hinweis Die Kölner Severinsbrücke ist wertgebendes Merkmal des Kulturlandschaftsbereichs „Severinsbrücke“ (Regionalplan Köln 356).
Internet www.koeln-lotse.de: Kölner Brücken: Die Severinsbrücke – die schönste Brücke Kölns (Uli, der Köln-Lotse vom 22.10.2021, abgerufen 25.10.2021) www.koeln-lotse.de: Das 'Kölner Brückengrün' – oder 'Adenauer-Grün' (Uli, der Köln-Lotse vom 04.10.2018, abgerufen 08.10.2018 und 26.04.2023) de.wikipedia.org: Severinsbrücke (abgerufen 25.03.2014) www.stadt-koeln.de: Brücken in Köln - prägende Wahrzeichen und wichtige Verkehrswege (abgerufen 25.10.2021) www.stadt-koeln.de: Die Geschichte der Kölner Rheinbrücken (abgerufen 24.03.2014, Inhalt nicht mehr verfügbar 22.06.2021)
Literatur
Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.) (1996)
Brücken über den Rhein. (Diesmal 1993, Sondernummer 1.) Pulheim-Brauweiler (2. überarbeitete Auflage).
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