Den ‚Düxer Bock‘ (Deutzer Bock), das inoffizielle Wappentier des Stadtteils, führen zahlreiche Deutzer Vereine in ihrem Namen, ihrem Logo oder als Maskottchen. Ein in Brunnenform errichtetes Denkmal des namensgebenden Ziegen- bzw. Geißbocks steht seit 1964 auf dem im Jahr 2017 nach dem inoffiziellen Wappentier des Stadtteils benannten Platz ‚Am Düxer Bock‘. Die bronzenes Tierfigur ist ein Werk des Bildhauers und Grafikers Gerhard Marcks (1889-1981).
Der Düxer Bock – oder Romeo und Julia auf der Schäl Sick Obwohl es heute um einen Ziegenbock geht, handelt diese Geschichte nicht vom ruhmreichen 1. FC Köln. Vielmehr geht es, wie bei Romeo und Julia, um die Liebesgeschichte zweier junger Menschen und ihrer verfeindeten Familien. Ort der Handlung ist nicht Verona, sondern die Schäl Sick (die mit einer gewissen Geringschätzung verbundene Bezeichnung für die rechtsrheinischen Stadtteile, www.mitmachwoerterbuch.lvr.de). Erfreulich ist aber, dass diese Geschichte einen weit weniger tragischen Ausgang hat als bei Shakespeare. Und es ging um profanere Dinge wie Singvögel und einen Bock.
Es war einmal in Deutz, auf der Schäl Sick… Es gab einen armen Schneider in Deutz. Um sein kärgliches Dasein aufzubessern, züchtete der Mann Singvögel. Nicht unüblich in vergangenen Zeiten. Allerdings haben Singvögel einen entscheidenden Nachteil: Sie singen. Und das bevorzugt am frühen Morgen. Dies missfiel dem Nachbarn des armen Schneiders, einem reichen Steuereintreiber. Der wollte gerne länger schlafen, konnte dies aber wegen der singenden Singvögel nicht.
Und anscheinend wurden schon in vergangenen Zeiten Nachbarschaftsstreitigkeiten ausgetragen wie heute: Erst Zank, dann Schreierei und dann ging es vor das Gericht. Doch der arme Schneider hatte Glück: Da auch der Richter Singvögel züchtete, unterlag der Steuereinnehmer vor Gericht. Doch dieser konnte noch immer nicht klein beigeben. So kaufte er sich einen Ziegenbock und setzte diesen bei geringem Futter in einen Korb vor sein Fenster. Wo heute nach zwei Stunden der Tierschutz eingeschritten wäre, war damals nur Häme zu spüren: Das Tier meckerte laut den ganzen Tag und war über die ganze Straße zu hören. Und der arme Schneider wurde nur noch „Schneidermeckmeckmeck“ gerufen. Als das bemitleidenswerte Tier verendete, hoffte der Schneider vergeblich auf Ruhe und Frieden in der Nachbarschaft. Doch da hatte er die Rechnung ohne seinen reichen Nachbarn gemacht. Der hatte zwischenzeitlich einen Steinmetz beauftragt, einen Bock aus Stein am Haus anzubringen. Alles Bitten und Flehen des Schneiders war vergeblich: Der Bock blieb genauso an der Wand wie der Spott im Veedel. Der Schneider gab klein bei und verließ Deutz.
Aber: Wo die Liebe hinfällt Doch es gibt noch eine Liebesgeschichte in der Geschichte vom Bock. Während sich die Väter bitter stritten, hatte Gertrud, die Tochter des Schneiders, ein Fisternöllchen (kölsch für Liebelei bzw. eine an einer solchen beteiligte Person) mit Fritz, dem Sohn des Steuereintreibers. Als die Familie des Schneiders Deutz verließ, war Fritz unglücklich – hatte er doch seine große Liebe verloren. Da wir aber in Kölle sind, wo et noch immer jood jejange hät, kam Gertrud viele Jahre später zurück nach Köln. Anders als bei Romeo und Julia heiraten Fritz und Gertrud, kaufen das Haus des Steuereintreibers und leben glücklich zusammen.
Ein Funken Wahrheit in der Geschichte? Tatsächlich stand schon im 16. Jahrhundert auf der (heutigen) Siegburger Straße in Deutz ein Haus „Im Bock“. Dort war ein Bock über dem Hauseingang angebracht. Dieses Gebäude wurde 1936 abgerissen, um Platz für die Auffahrten zur Deutzer Brücke zu schaffen. Die Stadt hatte damals den Deutzern versprochen, ein neues Denkmal aufzustellen, doch es sollte noch bis 1964 dauern, bis der von Gerhard Marcks gestaltete Ziegenbock aus Bronze auf einer 2,5 Meter großen Säule auf einem kleinen, namenlosen Plätzchen an der Lorenzstraße aufgestellt wurde. Und noch weitere 53 Jahre, bis sich die Deutzer durchgesetzt hatten und der „Platz zwischen Lorenzstraße und Grotenring“ mit Beschluss vom 4. Mai 2017 den Namen „Am Düxer Bock“ erhielt (www.stadt-koeln.de, Amtsblatt). Der Bezirksbürgermeister Andreas Hupke hätte den Platz gerne anders getauft „.. aber die Deutzer Bürger sind dem Bock ähnlich – ein bisschen dickköpfig. So habe ich mich denn der demokratischen Abstimmung geschlagen gegeben.“, so Hupke in einem Interview der Kölnischen Rundschau.
Bock auf Garten (oder auf Bier)? Treiber dieser Idee war die Deutzerin Olga Moldaver. Sie hat die Initiative „Bock auf Garten“ gestartet. Heute lädt der gemütliche Platz am Düxer Bock mit einem Bücherregal und einer Sitzecke ein, einfach mal ein paar Minuten oder Stunden mit und an dem Düxer Bock zu verbringen. Genießern kann ich auch den „Düxer Bock“ empfehlen: Ein Bock-Bier aus Köln. Mit immerhin 6,9 % Vol. Alkohol ist der „Düxer Bock“ zwar stärker als Kölsch (4,8 % Vol.) – aber im Vergleich zu anderen Bockbieren eher leicht. Übrigens: Der Düxer Bock wird klimaneutral gebraut und ist – anders als andere Bockbiere – ganzjährig zu genießen.
Denkmale ‚Am Düxer Bock‘ Die ‚Skulptur Düxer Bock / Kleindenkmal / Brunnen‘ wurde mit Eintragung vom 19.05.1989 in die Kölner Denkmalliste unter Denkmalschutz gestellt (Nr. 4996; www.stadt-koeln.de, Denkmalliste). Um den Platz herum wurden ferner 10 Wohnhäuser mit Eintragung vom 08.06.1993 als Denkmale geschützt: Lorenzstraße 21 (Nr. 6834), Lorenzstraße 23 (Nr. 6835), Lorenzstraße 25 (Nr. 6836), Lorenzstraße 26 (Nr. 6839), Lorenzstraße 27 (Nr. 6837), Lorenzstraße 28 (Nr. 6840), Gotenring 24 (Nr. 6828), Gotenring 24a (Nr. 6829), Gotenring 19 (Nr. 2549, Eintragung 23.07.1984), Gotenring 21 (Nr. 2436, Eintragung 16.05.1984), sowie der Kiosk in der Lorenzstraße 24 (Nr. 6838, Eintragung 08.06.1993).
(Uli Kievernagel, Köln, 2018/2019)
Internet www.koeln-lotse.de: Der Düxer Bock – oder Romeo und Julia auf der Schäl Sick (Uli, der Köln-Lotse vom 12.08.2018, abgerufen 09.12.2019) www.koeln-lotse.de: Ein paar Fragen an die Macher des Düxer Bocks (Uli, der Köln-Lotse vom 07.12.2019, abgerufen 09.12.2019) www.koeln-lotse.de: Kölsche Wörter – Fisternöllche (Uli, der Köln-Lotse vom 11.02.2018, abgerufen 09.12.2019) www.stadt-koeln.de: Suche in der Denkmalliste (abgerufen 09.12.2019, Inhalt nicht mehr verfügbar 18.01.2024) www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 18.01.2024) www.stadt-koeln.de: Amtsblatt der Stadt Köln, 48. Jahrgang, G 2663, Nr. 25 (ausgegeben 07.06.2017, abgerufen 09.12.2019) de.wikipedia.org: Düxer Bock (abgerufen 09.12.2019) www.mitmachwoerterbuch.lvr.de: Eintrag „scheel“ (abgerufen 09.12.2019, Inhalt nicht mehr verfügbar 06.05.2022)
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.