Die Biologische Station im Rhein-Sieg-Kreis e.V. hat 2018 über 300 Obstwiesen im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis kartiert, von denen insgesamt 80 Obstwiesen für die Präsentation in Kuladig aufgearbeitet wurden. Dies geschah im Rahmen der „Obstwiesenrenaissance rund um die Ville“, ein durch den Landschaftsverband Rheinland (LVR) gefördertes Projekt. Das Projekt wurde von 2017 bis Ende 2020 in Kooperation zwischen der Biologischen Stationen Bonn/Rhein-Erft und der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis e.V. durchgeführt. In diesem Zusammenhang werden Streuobstwiesen in Bonn, im Rhein-Erft-Kreis, sowie im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis erfasst, bewertet und Maßnahmen in Form von Obstbaumschnitten, Grünlandpflege und Neupflanzungen durchgeführt. Besonders wertvolle Flächen werden durch die Aufnahme in KuLaDig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Als Leitart von Obstwiesen sollte der Steinkauz erfasst und Schutzmaßnahmen entwickelt werden. In Kooperation mit dem Naturpark Rheinland wird zudem eine „Apfelroute“ entwickelt, die den Besuchern alle Aspekte des regionalen Obstanbaus und den Lebensraum Obstwiese erlebbar macht.
Die meist extensiv als Wiesen oder Weiden bewirtschafteten Streuobstwiesen beherbergen oftmals eine Vielfalt an Obstarten und -sorten und dienen so auch als Genreservoir für alte und regionale Sorten. Obwohl Streuobstwiesen keine natürlich gewachsenen, sondern durch Menschenhand geschaffene Biotope sind, bieten sie aufgrund der verschiedenen räumlichen Strukturen wie Totholz, Baumhöhlen oder Hecken, und der mikroklimatischen Bedingungen Lebensraum für sehr viele Tier- und Pflanzenarten. Streuobstwiesen bilden vor allem Vögeln und Insekten Korridore bzw. Vernetzungsbiotope. Für seltene Arten, wie z.B. den Steinkauz (Athene noctua), deren ursprüngliche Lebensräume oftmals zerstört bzw. stark verändert wurden, stellen Streuobstwiesen einen optimalen Ersatz- und Rückzugslebensraum dar.
Obwohl es mittlerweile verschiedene Schutzmaßnahmen für Streuobstwiesen gibt, konnte deren Rückgang bisher nicht aufgehalten werden. Zu den wesentlichen Verlustgründen zählen öffentlich geförderte Rodungsaktionen in den 60er und 70er Jahren, Konkurrenz durch Plantagenanbau, Umwandlung der Flächen in Bau- und Ackerland, Verbuschung, fehlende Pflege und Nachpflanzungen sowie die Überalterung der Bestände. Untersuchungen in vier Gemeinden im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis ergaben einen erschreckenden Rückgang der Streuobstwiesen von über 40% zwischen 1990 und 2013. Eine ähnliche Entwicklung lässt sich auch im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis vermuten.
Dieses Projekt bietet die Möglichkeit diesem Trend zumindest etwas entgegen zu wirken und die noch verbliebenen Obstbestände zu erhalten, neue Obstwiesen anzulegen und somit auch das Vorkommen des Steinkauzes zu unterstützen und zu fördern. Dafür ist eine erste Erfassung von Obstwiesen und Steinkauz im Projektgebiet erforderlich. Auf Basis der gewonnenen Daten können dann passende Schutz- und Fördermaßnahmen erarbeitet und umgesetzt werden.
Das Untersuchungsgebiet umfasst die sechs Gemeinden des linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreises Wachtberg, Meckenheim, Rheinbach, Swisttal, Alfter und Bornheim. Der Rhein-Sieg-Kreis gehört zu einer der Schwerpunktregionen der Streuobstbestände in NRW (siehe Abbildung). Er liegt im vom Klima begünstigten traditionellen rheinischen Obstbaugebiet und gilt als streuobstwiesenreichster Kreis Nordrhein-Westfalens.
Für das subatlantische Klima im Rhein-Sieg-Kreis sind milde Winter und mäßig warme Sommer charakteristisch. Des Weiteren gibt es innerhalb der Regionen neben den bedeutenden Streuobstwiesen weitere verschiedene historische Kulturlandschaftselemente wie Heiden, artenreiche Grünlandflächen, Magerrasen, Steinbrüche, und Feuchtwiesen in Bachtälern.
Die Ville ist der Westrand des Grabenbruchs in dem heute der Rhein verläuft und erstreckt sich als Höhenrücken von Wachtberg bis Frechen. Sie ist überwiegend bewaldet und bildet mit dem Kottenforst eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete in der Niederrheinischen Bucht. Im Umfeld von Rheinbach und Meckenheim finden sich große Obstplantagen, zumeist Äpfel, die das Bild der Kulturlandschaft prägen. Vor allem in Bornheim, Alfter und Wachtberg finden sich noch zahlreiche alte Streuobstwiesen.
Bei der Kartierung 2018 wurden im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis 314 Obstwiesen mit insgesamt rund 4.600 Obstbäumen aufgenommen. Dabei nimmt der Apfel den größten Anteil an Obstbäumen ein, gefolgt von Pflaume, Kirsche, Birne und Walnuss. Pfirsich und andere Obstarten wie Quitte oder Mispel waren kaum vertreten. Obwohl sich etwa die Hälfte aller aufgenommenen Flächen einen akzeptablen bis sehr guten Zustand aufweisen, befindet sich ein großer Anteil der Obstwiesen im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis leider in einem mangelhaften bis sehr schlechten Zustand. Die überwiegende Nutzungsform des Grünlandes auf ca. der Hälfte der untersuchten Streuobstwiesen ist die Wiese. Fast 40 % der Flächen werden als Weide genutzt, wobei hier die Pferdebeweidung überwiegt.
(Corinna Dierichs, Biologische Station im Rhein-Sieg-Kreis e.V., erstellt im Rahmen des LVR-Projektes „Obstwiesenrenaissance rund um die Ville“, 2019)
Internet biostation-rhein-sieg.de: LVR-Projekt: Obstwiesen-Renaissance rund um die Ville (abgerufen 05.01.2021)
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