Früher waren Streuobstwiesen ein fester Bestandteil von Bauernhöfen, Dörfern und Städten und bereicherten als Grüngürtel die Landschaft (Stappen 2005). An den Dorfrändern bildeten sie einen harmonischen Übergang zu den unbesiedelten Bereichen (Bertke & Washof 2000).
In unmittelbarer Umgebung befinden sich weitere Obstwiesen mit einer Vielfalt an Obstarten und -sorten. Daher eignet sich die Fläche für ein Vorkommen des Steinkauzes. Vor allem für seltene Arten, wie z.B. Steinkauz (Athene noctua), Fledermäuse, verschiedene Insektenarten (Aly 2012, Brötz 1994, Dietz 2012, Fiedler 2013), aber auch für Pilze und eine hohe Zahl gefährdeter Pflanzenarten (Burckard 2004, Korneck & Sukopp 1988, Stegner 2014), deren ursprüngliche Lebensräume oftmals zerstört bzw. stark verändert wurden, stellen Streuobstwiesen einen optimalen Ersatz- und Rückzugslebensraum dar (Bönsel 2015, Müller 1988, Müller et al. 2009, Telaar & Vossmeyer 2014).
Die Obstwiese wird temporär von Pferden des nahe gelegenen Reitstalls beweidet. Bei einer Beweidung von Obstwiesen mit Pferden kommt es häufig zu einer Übernutzung des Grünlandes und Beeinträchtigung der Grasnarbe (NABU 2001) sowie zu Schäden an den Bäumen, da sie angefressen oder geschält werden, sofern kein ausreichender Verbissschutz besteht (Pletting v. Kalsbeek & Schlünder 2013).
Auf der Fläche stehen ausschließlich alte Pflaumenbäume, deren Alterserscheinungen teilweise schon sichtbar werden. So sind einige Äste oder ganze Bäume bereits abgestorben. Dadurch macht die Obstwiese einen eher ungepflegten Eindruck. Die Totbäume haben allerdings auch ihre Daseins-Berechtigung, da sie Lebensraum und Nahrung für zahlreiche Insekten, Käfer und Vögel bieten. Die Vielfalt der räumlichen Strukturen, wie stehendes oder liegendes Totholz, Baumhöhlen, Hecken, Trockenmauern oder Reisighaufen, und die mikroklimatischen Bedingungen machen diesen Lebensraum so einzigartig und für den Artenschutz unverzichtbar. Diese Strukturen sind essentiell für eine vielfältige Biodiversität, da sie vielen Tieren Nahrung und Unterschlupfmöglichkeiten bieten (Berger 2008, Holstein & Funke 1995, Menke 2007, Zehnder & Weller 2006).
(Corinna Dierichs, Biologische Station im Rhein-Sieg-Kreis e.V., erstellt im Rahmen des LVR-Projektes „Obstwiesenrenaissance rund um die Ville“, 2019)
Quelle
Stappen, S. (2005): Streuobst: historisch-geographische Untersuchung eines gefährdeten Bestandteiles der Kulturlandschaft am Beispiel der Gemeinde Wachtberg. Magisterarbeit Universität Bonn