Die Obstwiese „Siebengebirgsblick“ liegt am südlichen Ortsrand von Villip in Wachtberg. Auf der Wiese, vermutlich eine Ausgleichsfläche, wachsen 60 mittelalte Apfelbäume. Die Obstbäume zeigen eine Vielfalt an hochstämmigen, lokalen und alten Sorten. Alte und regionale Obstsorten sind besonders erhaltenswert, da sie an ihren Standort angepasst sowie robuster und widerstandsfähiger gegen Schädlinge sind als moderne Hochleistungssorten oder Monokulturen (Berger 2008, Hutter 2014, Müller et al. 2009).
Zusätzlich wurde eine Wildhecke angelegt, die die Wiese umgibt. Das Vorkommen von räumlichen Strukturen in der Streuobstwiese wie Totholz oder Hecken ist essentiell für eine hohe Biodiversität, da sie vielen Tieren Nahrung und Unterschlupfmöglichkeiten bieten (Berger 2008, Holstein & Funke1995, Menke 2007, Zehnder & Weller 2006).
Die Fläche wird von einer kleineren Herde Schafe beweidet. Die Beweidung mit Schafen ist die wohl schonendste Form der Unterwuchsnutzung (Schmitz 2001). Insbesondere die Nutzung als temporäre Umtriebsweide, wie z.B. bei der Wanderschäferei oder beim Hütehaltungssystem (Deuschle et al. 2012), ist optimal, da hier eine kleinflächig alternierende Beweidung erfolgt und damit die wertvollen mosaikartigen Strukturen der Streuobstwiesen erhalten werden (Fuchs & Schwenn 2003, Hübner 2003). Eine Beweidung mit Schafen führt auch zu einer gefestigten Grasnarbe und der Förderung von konkurrenzschwachen Arten an offenen Bodenstellen (Hamburger & Höllgärtner 2015, Rösler 2007). Zudem ist die Schafbeweidung arbeits- und kapitalextensiv, dabei aber ökologisch bzw. naturschutzfachlich nahezu optimal (Hünerfauth 2001).
(Corinna Dierichs, Biologische Station im Rhein-Sieg-Kreis e.V., erstellt im Rahmen des LVR-Projektes „Obstwiesenrenaissance rund um die Ville“, 2019)
Quelle Schmitz, K. (2001): Streuobstwiesen in Wuppertal: Erfassung, Bewertung und Erstellung eines Vermarktungskonzeptes. Diplomarbeit an der Fakultät für Geowissenschaften Bochum
Literatur
Berger, J. (2008)
Zustandsanalyse und Zielkonzept zur Erhaltung und Entwicklung von Streuobstwiesen - Dargestellt am Beispiel einer Gemeinde des Biosphärenreservats Rhön. (Beiträge Region und Nachhaltigkeit: Zu Forschung und Entwicklung im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön, 5.) S. 155-167. o. O.
Deuschle, J.; Röhl, M.; Huber, S.; Götz, T.; Häfner, C. (2012)
Entwicklung eines naturschutzfachlichen Leitbilds: Ansprüche der Arten der EU-Vogelschutzrichtlinie an ihre Lebensstätten in den Streuobstlandschaften am Albtrauf. Gutachten im Auftrag des Regierungspräsidiums Stuttgart für das LIFE+-Projekt „Vogelschutz in Streuobstwiesen des Mittleren Albvorlandes und des Mittleren Remstales“. Köngen.
Fuchs, H. J.; Schwenn, O. (2003)
Bestandsaufnahme und Maßnahmen zur Erhaltung der Streuobstwiesen in der Verbandsgemeinde Lambrecht/Pfalz. In: Mitteilungen der Pollichia, 90, S. 29-59. Neustadt a. d. Weinstraße.
Hamburger, U.; Höllgärtner, M. (2015)
Wiederherstellung von gefährdeten Biotopen durch Schaf- und Ziegenbeweidung am nordöstlichen Bienwaldrand. In: Pollichia-Kurier: Vierteljähriges Infoblatt des Vereins für Naturforschung und Landespflege e.V., 31(2), S. 31-36. Neustadt a. d. Weinstraße.
Holstein, J.; Funke, W. (1995)
Käfer- und Spinnengesellschaften süddeutscher Streuobstwiesen. In: Mitt. Dtsch. Ges. Allg. Angew. Ent, 10, S. 309-312. o. O.
Hübner, G. (2003)
Lebensraum gesucht! Von den Streuobstwiesen in die Magerrasen - Lebensräume des Wendehalses im Wandel. In: Vogelschutz: Magazin für Arten- und Biotopschutz, 2, S. 6-9. Hilpoltstein.
Hünerfauth, K. (2001)
Erhaltung und Förderung von Wanderschäferei und Streuobstwiesen-Bewirtschaftung durch Vertragsnaturschutz? In: Pollichia-Kurier: Vierteljähriges Infoblatt des Vereins für Naturforschung und Landespflege e.V., 17(4), S. 24-28. Neustadt a. d. Weinstraße.
Hutter, C. P. (2014)
Die zweite Erfindung des Paradieses: nur ein Imagewandel kann Obstwiesen retten. In: Schwäbische Heimat, 65(1), S. 32-39. o. O.
Menke, Norbert / Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (Hrsg.) (2008)
Streuobstwiesenschutz in Nordrhein-Westfalen. Erhalt des Lebensraumes, Anlage, Pflege, Produktvermarktung. Düsseldorf.
Streuobst-Situation und Perspektiven in Mecklenburg-Vorpommern. (Naturschutzarbeit in Mecklenburg-Vorpommern, 2.) S. 29-39. o. O.
Rösler, Stefan (2007)
Natur- und Sozialverträglichkeit des integrierten Obstbaus. Ein Vergleich des integrierten und des ökologischen Niederstammobstbaus sowie des Streuobstbaus im Bodenseekreis unter besonderer Berücksichtigung ihrer historischen Entwicklung sowie von Fauna und Flora. (Arbeitsberichte des Fachbereichs Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung. Universität Kassel, 151(2).) Kassel.
Zehnder, Markus; Weller, Friedrich (2006)
Streuobstbau. Obstwiesen erleben und erhalten. Stuttgart.
Geländebegehung/-kartierung, Übernahme aus externer Fachdatenbank, Literaturauswertung
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