Im zweiten Bauabschnitt von 1961 bis 1964 wurden das zweite Kraftwerk, die Brikettfabrik Mitte und das Druckgaswerk errichtet.
Im dritten Bauabschnitt von 1965 bis 1974 folgten das dritte Kraftwerk, die Brikettfabrik Ost und die Kokerei Mitte. Die Jahre bis 1990 waren bautechnisch von Aus- und Umbauten geprägt, welche dem Bedürfnis nach Rationalisierung und Automatisierung nachkamen. Der gesamte Industriekomplex weist ein einheitliches Baumuster (Raster) auf. Die Straßen verlaufen von West nach Ost (Buchstaben) und von Nord nach Süd (Zahlen). Der stringente Aufbau findet sich auch in der Ausrichtung der Produktionsstätten wieder. So verliefen die Anlagen von Nord nach Süd und der Ab- und Antransport der Rohstoffe von West nach Ost.
Architektonisch sind die Gebäude recht aufwendig gestaltet. In der Regel waren oder sind sie in Beton- und Stahlskelettbauweise errichtet, mit Ausfachungen aus Mauerwerk, Betonfertigteilen oder Glasfassaden. Vor allem für die erste Bauphase von 1955 bis 1960 lässt sich für die Produktionsgebäude eine starke Konzentration auf das traditionelle Entwurfsprinzip der Symmetrie mit betonten Mittelrisaliten und massiver Eckausbildung nachweisen. Die späteren Bauten verweisen eher auf ein offenes Konzept der Reihung, mit welchem flexibler und schneller auf Anforderungen der Rationalisierung reagiert werden konnte.
Für die Verwaltungs- und Sozialgebäude findet sich eine konservative Entwurfshaltung mit massiver Bauweise, Lochfassaden und symmetrischer Anordnung der Baukörper. Diese sind zum Großteil noch erhalten.
Nach der politischen Wende sind viele der Produktionsanlagen (Kraftwerke, Brikettfabriken und Gaswerk) abgerissen worden. Teilweise wurden diese durch moderne Anlagen ersetzt. Das Gelände des ehemaligen Gaskombinates Schwarze Pumpe wurde zu einem Industriepark umgewidmet und durch ein Management verwaltet. Viele der Bestandsgebäude werden nachgenutzt, andere wurden abgerissen und die entstandenen Brachflächen mit modernen Produktionsstätten neu belebt (z. B. Papierfabrik). Zu den originalen Produktionsanlagen zählt die Brikettfabrik Mitte, welche inzwischen die letzte noch produzierende Brikettfabrik Europas ist.. Auf dem Gebiet Sachsens sind hier noch die Verladung, Stapelung und die Kohlenstaubverladung in Nutzung.
Das Gelände des ehemaligen Gaskombinates Schwarze Pumpe ist aufgrund seiner geschichtlichen Bedeutung als auch aufgrund seines heutigen wirtschaftlichen Potenzials für die Region von hoher Relevanz.
(Kathrin Kruner, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2022)
Datierung:
- Erbauung 1955 - 1974
Quellen/Literaturangaben:
- Otto, Markus/Bayerl, Günter: Schwarze Pumpe, hg. von Vattenfall Europe Mining & Generation. Forst (Lausitz) 2005.
- Autorenkollektiv/Bethmann, Joachim: ESPAG – Geschichte eines Unternehmens. Vom Gaskombinat zur Aktiengesellschaft. Bautzen 1993.
Bauherr / Auftraggeber:
- Entwurf/Ausführung: VEB Prjektierungs- und Konstruktionsbüro „Kohle“ Berlin
- Entwurf/Ausführung: VEB Projektierungs-, Konstruktions- und Montagebüro „Kohleverarbeitung“ Leipzig, HB Projektierung Berlin
- Entwurf/Ausführung: VEB Hochbauprojektierung Leipzig
- Entwurf/Ausführung: Entwurfsbüro für Industriebau Dresden
- Entwurf/Ausführung: VEB Industrieprojektierung Berlin
- Entwurf/Ausführung: Entwurfsbüro für Industriebahnbau Berlin
- Entwurf/Ausführung: EFI Entwurfsbüro für Industriebau Berlin (Ministerium für Aufbau)
- Entwurf/Ausführung: Entwurfsbüro für Industriebau Jena
- Entwurf/Ausführung: KSP, HA Projektierung: Kombinat Schwarze Pumpe, Hauptabteilung Projektierung
BKM-Nummer: 30800158