Der heutige Tagebau Garzweiler entwickelte sich aus den Abbaufeldern Frimmersdorf-Süd und Frimmersdorf-West, die 1983 östlich der ehemaligen Ortslage Garzweiler einen neuen gemeinsamen Bandsammelpunkt erhielten. Dieser diente seitdem als Drehpunkt, um den der Abbau in zwei Flügeln westwärts bis zum Verlauf der Autobahn A 44 als westliche Grenze schwenkte. Seit 1987 trägt der Tagebau seinen heutigen Namen Tagebau Garzweiler.
Bereits 1984 begannen die konkreten Planungen für die ab 2006 vorgesehene Erweiterung westlich der Autobahntrasse als Folgetagebau Garzweiler II. Der Rückbau der Autobahntrasse zwischen den Kreuzen Jackerath und Wanlo im Jahre 2006 signalisierte den Start der Inbetriebnahme des 4.800 ha großen Abbaufeldes Garzweiler II. Sichtbares Zeichen des Übergangs vom Tagebau Garzweiler I in den Anschlusstagebau war die Errichtung eines neuen Bandsammelpunktes nordöstlich von Jackerath.
Beschreibung:
Im Abbaugebiet Garzweiler II stehen bei einer maximalen Teufe von 210 m bis zu drei Flöze mit einer Gesamtmächtigkeit von durchschnittlich 30 m an. Pro Tonne zu gewinnender Kohle müssen rund 5 t Abraum bewegt werden. Ein Teil der Abraummassen wird genutzt, um den Tagebau Garzweiler I wieder vollständig zu verfüllen und größtenteils landwirtschaftlich zu rekultivieren.
Die gewonnene Kohle dient seit 2021 zur Versorgung der Kraftwerke Neurath und Niederaußem. Die Kohle wird über den Bandsammelpunkt Jackerath und zwecks Vorratshaltung und Qualitätskontrolle über den Kohlebunker Garzweiler oder direkt zu den beiden Zugbeladeanlagen gefördert und dort den auf der Nord-Süd-Bahn verkehrenden Kohlezügen aufgegeben.
Das Abbaufeld Garzweiler II einschließlich der zugehörigen Betriebsanlagen erstreckt sich über 4.800 ha in den Gebieten des Kreises Heinsberg, des Rhein-Kreises Neuss und des Rhein-Erft-Kreises zwischen Jüchen im Norden, Jackerath im Süden, Gindorf im Osten und Kückhoven im Westen.
Datierung:
- 1987 (Garzweiler I)
- 2006 (Inbetriebnahme Garzweiler II)
Literatur:
- Böcker, Dietrich: Der Tagebau Garzweiler II; in: Energiewirtschaftliche Tagesfragen 45 (1995), Heft 6, S. 342–349
- Deutscher Braunkohlen-Industrie-Verein e.V. (1985), S. 34
- RWE Rheinbraun (Hrsg.): Tagebau Garzweiler, Köln [2001]
- Kulik, L. / Den Drijver, J.: Garzweiler II – Realisierung eines komplexen Projektes; in: World of Mining – Surface & Underground 58 (2006), Heft 4, S. 217–228
- Schönfeld, Georg / Sieger, Werner: Entwicklung der Tagebaue im nördlichen rheinischen Revier. In: Braunkohle 32 (1980), Heft 11, S. 373–381
- Matthias Hartung: Ein Meilenstein für eine langfristig sichere Rohstoffversorgung – Abbaubeginn in Garzweiler II in 2006. In: World of Mining – Surface & Underground 57 (2005), Heft 6, S. 401–411
(Büro für technikhistorische Forschung und Beratung, Dr. Norbert Gilson, 2023)
BKM-Nummer: 20102000