Ältere Ortsgeschichte
Am Ende des Alten Reichs und zur Franzosenzeit
Ortsentwicklung ab dem 19. Jahrhundert
Quellen, Internet, Literatur
Ältere Ortsgeschichte
Das heutige Riehl wurde im Jahr 972 erstmals als Teil der Benediktinerabtei (Mönchen-) Gladbach urkundlich erwähnt, ab 1437 gehörte Riehl dann zur Zisterzienserabtei Altenberg.
Ältere Schreibweisen des Ortsnamens lauten Rheill, Ryll oder Rile und gehen wohl auf das keltische Wort rigol für Flusslauf zurück. Östlich des linksrheinischen Mauspfads (der klassische Verlauf der historischen Fernstraßen liegt eigentlich rechtsrheinisch) verlief einst ein Seitenarm des Rheins, auf den der heutige Straßenname Riehler Tal noch zurückgeht.
Noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein bestand die ländlich geprägte Ansiedlung lediglich aus einigen verstreut liegenden Gehöften (vgl. dazu etwa die historischen Karten in der Kartenansicht), darunter ein 1244 urkundlich erwähnter Fronhof, welcher zugleich Sitz eines ritterlichen Geschlechts Schilling von Rile war (de.wikipedia.org).
In der Burg von Riehl wurden zwischen 1357 und 1474 (mit Unterbrechungen) Münzen für die Kölner Erzbischöfe geschlagen (Janssen 2008, S. 28), woran die im heutigen Kölner Stadtteil Neustadt-Nord gelegene Straße „An der Münze“ noch erinnert. Die Reste der offenbar bereits 1464 durch ein Hochwasser stark beschädigten Riehler Burg wurden 1474 niedergelegt (Peusquens 1950, S. 30). Sie wurden während der Kölner Stiftsfehde 1473-1478 im so genannten „Neusser Krieg“ bzw. „Burgundischer Krieg“ wie zahlreiche weitere Bauten vor den Toren Kölns abgetragen, um dem Feind keinen Stützpunkt vor der Stadt zu bieten.
Schwere Zerstörungen brachten immer wieder große Rheinhochwasser, etwa in den Jahren 1474 und 1845.
Im Bereich des heutigen Riehl gab es spätestens im 17. Jahrhundert ein Siechenhaus (eine Art Hospital für an Seuchen wie etwa Lepra erkrankte Menschen), u.a. zeigt eine Karte von 1663 des niederländischen Kartografen und Kupferstechers Joan Blaeu (1596-1673) dieses „Siechenhauß“ (vgl. Abbildung).
Am Ende des Alten Reichs und zur Franzosenzeit
Wilhelm Fabricius' „Karte der politischen und administrativen Eintheilung der heutigen preussischen Rheinprovinz für das Jahr 1789“ (Geschichtlicher Atlas der Rheinprovinz, 1894) weist die Herrschaft Riehl zum Ende des Alten Reichs als eigenständiges und vom Kölner Erzstift unabhängiges Territorium „Herrlichkeit / Herrschaft Riehl“ aus (vgl. die Abb. der Kartenausschnitte und Janssen 2008). Die gegenüber Fabricius korrigierte und verbesserte Karte des Geschichtlichen Atlas der Rheinlande „Herrschaftsgebiete im Jahre 1789“ führt die Herrschaft Riehl als zwischen Kurköln und dem Herzogtum Jülich strittiges Gebiet an (Irsigler 1982, S. 7, Nr. S 13).
Zur Zeit der französischen Besetzung des linksseitigen Rheinufers (1794-1814) gehörte Riehl zur Mairie de Longerich und nach der preußischen Neuordnung von 1814/15 zur Bürgermeisterei Longerich.
Ortsentwicklung ab dem 19. Jahrhundert
In der Aufstellung der Bürgermeistereien vom 20. April 1816 werden die folgenden damals zur Bürgermeisterei Longerich mit insgesamt 2.229 Einwohnern gehörenden Ortschaften und Wohnplätze genannt: Longerich (mit 394 Bewohnern), Bergheim (40), Butzweiler (3), Heckhof (12), Heimershof (30), Lindweiler (15), Merheim (323), Mauenheim (45), Niehl (796), Nippes (275), Nüsselberg (12), Riehl (173), Volkshoven (101) und Weidenpesch mit 10 Einwohnern (Kisky u.a. 1966, S. 13).
Die Broschüre Riehl (2019) nennt für 1878 die Zahl von 33 Haushalten, für das Jahr 1900 werden 900 Bewohner angeführt. Zwischen 1925 und 1933 verdreifachte sich die Einwohnerzahl von 5.280 auf 14.669 (Brokmeier 2008, S. 15) und als größte Einwohnerzahl wird 17.000 im Jahr 1961 genannt.
Zum 1. Januar 1886 wurden die Orte Nippes, Mauenheim und Riehl als nunmehr eigenständige Gemeinde Nippes von Longerich getrennt (Kisky u.a. 1966, S. 20). Riehl wurde zum 1. April 1888 in die Stadt Köln eingemeindet.
Seit der Frühen Nezeit bis zuletzt noch 1975 hatten sich die Ortsgrenzen mehrfach verschoben, wobei Riehl viel Gebiet an Köln, Nippes und Niehl abgeben musste (unser-quartier.de).
Die weitere Entwicklung des kleinen Orts wurde maßgeblich durch militärische Anlagen der Franzosen während der Besetzung Kölns zwischen 1794 und 1814 und nachfolgend der Preußen geprägt, die in dem auch „Mülheimer Heide“ genannten Riehler Rheinbogen entstanden (Kasernenanlage Boltensternstraße).
„Durch den Bau des preußischen Festungsbaues Fort XI (1843-1847) - Prinz Heinrich von Preußen - [heute Neustadt-Nord] wurde ein ‚Rayongebiet' benötigt, d.h. 600 Meter vor dem Fort durfte kein festes Gebäude stehen, damit ein Schussfeld entstand.“ (Broschüre Riehl 2019)
Im Zuge der Hochwassersicherung des Stadtteils - insbesondere durch die Anlage des Rheindeichs am Niederländer Ufer - wurden um 1870 zahlreiche Straßen und Baugründstücke um zwei Meter aufgeschüttet (ebd.).
In den Zeiten, als der Ort als einer der größten Militärstandorte Kölns vor allem durch die preußischen Kasernen geprägt wurde, waren hier über 2.900 Soldaten stationiert, denen lediglich 2.150 zivile Anwohner gegenüberstanden (de.wikipedia.org).
Vor allem der 1860 eröffnete Kölner Zoo - später noch ergänzt um den Lustgarten Flora (1864) und den 1913/14 nördlich davon angelegten Botanischen Garten - kennzeichneten das ab Mitte des 19. Jahrhunderts entstehende Kölner Vergnügungsviertel am Rheinufer. Der seinerzeit als „Goldene Ecke von Köln“ bezeichnete Ausflugsort war ein Festplatz mit vielen Vergnügungslokalen und zahlreichen Sportstätten - darunter eine als Radrennstrecke und Eisbahn genutzte Anlage sowie mehrere Schwimmbäder.
Eingegrenzt durch Zoo und Flora „gab es für Riehl am alten Ort keinen Platz mehr. Aus dieser Not heraus musste Riehl verlegt werden. Circa 1.000 Meter weiter nordöstlich wurde ein neuer Platz gefunden, der aber erst durch Aufschüttung hochwassersicher gemacht werden musste.“ (Broschüre Riehl 2019)
In den folgenden Jahrzehnten entstand hier „ein großbürgerliches Villenviertel, das bis heute Kern eines beliebten Wohnquartiers ist.“ (stadt-koeln.de) Den seinerzeit begründeten Charakter einer „Gartenstadt“ hat Riehl bis heute als gehobenes Wohnviertel der Stadt Köln bewahren können.
Das weithin sichtbare Colonia-Hochhaus mit der großen AXA-Werbung in Riehl wurde 1972 erbaut und war mit seiner Höhe von 147 Metern Deutschlands höchstes Hochhaus, bis es 1976 durch das 159,3 Meter hohe Frankfurter „Westend Gate“ abgelöst wurde.
(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2017/2022)
Quellen
- Freundliche Hinweise und Informationen von Herrn Joachim Brokmeier, Bergisch Gladbach, 2019/2020.
- Broschüre „Riehl, ein Rundgang mit Tiefgang“ (Textredaktion Joachim Brokmeier), Stadt Köln 2019.
Internet
www.stadt-koeln.de: Riehl (abgerufen 29.09.2017)
www.stadt-koeln.de: Kölner Stadtteilinformationen. Zahlen 2019 (PDF-Datei, 2,5 MB, Stand 31.12.2019, abgerufen 20.01.2022)
www.stadt-koeln.de: Kölner Stadtteilinformationen. Einwohnerzahlen 2017 (PDF-Datei; 1,80 MB, Stand 31.12.2017, abgerufen 04.02.2020)
www.stadt-koeln.de: Kölner Stadtteile in Zahlen, 2. Jahrgang 2010 (PDF-Datei; 1,62 MB, abgerufen 29.09.2017 u. 04.02.2020)
de.wikipedia.org: Riehl (Köln) (abgerufen 29.09.2017)
www.koeln-lotse.de: Kölner Stadtteile: Riehl - mehr als nur Zoo und Flora (Text Joachim Brokmeier, Uli, der Köln-Lotse vom 27.09.2024, abgerufen 11.10.2024)
unser-quartier.de: Ortsgrenzen von Riehl (Text Joachim Brokmeier, 21.06.2023, abgerufen 30.06.2023)
www.joachim-brokmeier.de: Private Homepage zu Köln-Riehl (abgerufen 27.05.2019)
www.riehler-geschichten.de: Grenze zwischen Cöln (Köln) und Riehl (Text Joachim Brokmeier, abgerufen 08.01.2024)
www1.wdr.de: „Ein vergessener Ort: Die Goldene Ecke von Köln-Riehl“ (Mediathek, Lokalzeit aus Köln vom 03.06.2019, abgerufen 04.06.2019, Inhalt nicht mehr verfügbar 04.02.2020)