Die Artilleriekaserne in Köln-Riehl erstreckte sich von der Amsterdamer Straße östlich entlang der Barbarastraße. Das Gelände wurde im Laufe der Geschichte aber nicht nur als Kaserne genutzt.
Lage und Ursprung Riehl hatte eine lange militärische Tradition. Bereits ab 1795 übten die französischen Soldaten auf der Mülheimer Heide, dem Gebiet zwischen der heutigen Boltensternstraße und dem Rhein. Im Jahr 1818 übernahm das preußische Militär das Gelände und schuf dort neben den Geländeübungsflächen auch einen Schießstand mit 26 Bahnen. Die Nähe zu einer solchen Exerzierfläche ließ wohl den Gedanken aufkommen, in der Nähe eine Kaserne für die Artillerie zu errichten. So wurde von 1893 bis 1895 für das III. Feldartillerieregiment Nr. 23 eine Unterkunft gebaut, die ab 1899 den Namen „Feldartillerieregiment Nr. 59“ trug. 1902 erhielt das Regiment auf Befehl des Kaisers den Beinamen „Bergisches“ in Erinnerung an die Siege der „Bergischen Scharen“ in der Schlacht bei Worringen 1288. Die Kaserne erstreckte sich von der Amsterdamer Straße östlich entlang der Barbarastraße (die Heilige Barbara gilt als Schutzpatronin der Artillerie). Das Mannschaftsgebäude und das Familiengebäude lagen unmittelbar an der Amsterdamer Straße. Die Stallungen mit Reithalle, Geschützhäusern und das Wirtschaftsgebäude lagen dahinter in östlicher Richtung. Der hier eingezeichnete Grundriss basiert auf der topographischen Karten TK 1936-1945 (vgl. Kartenansicht).
Erweiterung 1899 Sehr schnell stellte sich heraus, dass die Kaserne für die anstehenden Aufgaben zu klein war. Da der Militärverwaltung das Geld zum Bau einer Erweiterung fehlte, konnte als Investor der Kaufmann Johann Fischer gewonnen werden (www.barbarahof.net), der die Kaserne 1899 in östlicher Richtung erweiterte und an die Militärverwaltung vermietete. So entstanden drei Mannschaftsgebäude, ein Wirtschaftsgebäude, ein Stabsgebäude, Stallungen mit Reithalle, ein Kammergebäude und ein Familienhaus. Der Volksmund nannte diesen Erweiterungsteil daher „Fischer-Kaserne“.
1918 bis 1936 Nach dem Ersten Weltkrieg wurden auch diese Kasernen zur Unterbringung englischer Besatzungssoldaten genutzt. Als diese 1926 abzogen, wurde der westliche Teil der Gebäude der Barbarakaserne an die Stadt Köln vermietet, die dort Einfachwohnungen herrichtete, um die kriegs- und später inflationsbedingte Wohnungsnot zu beheben. In der Fischer-Kaserne (östlicher Teil) entstanden zum Teil Werkstätten zur Instandsetzung von altem Hausrat. Aber auch hier fanden wohnungslose Menschen in den Mannschaftsgebäuden Unterkunft. Diese Notunterkünfte blieben zum Teil als massiver sozialer Brennpunkt zwischen den beiden Kriegen bestehen. Insbesondere die Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten politischen Gruppierungen in dieser Zeit führten oft zu Konflikten.
1936 bis 1945 Zum 7. März 1936 kündigte im Rahmen der Remilitarisierung der Rheinlande der Fiskus der Stadt Köln den Nutzungsvertrag, da die Kaserne wieder im ursprünglichen Sinne für das Militär genutzt werden sollte. Zunächst zog dort das Artillerieregiment Nr. 52 und später das Regiment 26 ein. Am 9. Juli 1943, am 14. Oktober 1944 und am 14. Januar 1945 erlitt die Kaserne schwere Bombentreffer, die viele Gebäude zerstörten.
1945 bis heute Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden von der Stadt Köln die noch nutzbaren Gebäude für obdachlos gewordenen Familien angeboten, die dort Einfachwohnungen finden konnten. In einem der Gebäude wurden nach dem Krieg von 1949 bis 1959 die Riehler Lichtspiele (RiLi) als Filmtheater (auch Flora-Theater genannt) eingerichtet, an das sich alte Riehler gerne erinnern. Das endgültige Aus für die Barbarakaserne – der westliche Teil an der Amsterdamer Straße – kam dann in den 1980er-Jahren. Alle Gebäude wurden abgerissen, weil dort das Bundesverwaltungsamt errichtet werden sollte. Die Fischer-Kaserne nahm hingegen eine andere Entwicklung, da diese einen privaten Eigentümer hatte. In diesen Gebäuden siedelten sich Gewerbebetriebe und Geschäfte an, die teils noch bis heute bestehen. Ein besonderer Blickpunkt ist eine Schreinerei in der fast unzerstörten Reithalle.
(Joachim Brokmeier, Bergisch Gladbach, 2021)
Internet www.riehler-geschichten.koeln: Barbarastraße und Fischer Kaserne (Text Joachim Brokmeier, abgerufen 29.01.2021) www.barbarahof.net: Eine kleine Historie des BarbaraHofs in Köln-Riehl (abgerufen 29.01.2021 und 22.11.2021) de.wikipedia.org: Barbara-Kaserne Köln (abgerufen 26.02.2021)
Literatur
Bernhardt, Harri (1959)
Geschichte der Stadt, Festung und Garnison Köln. (Deutsche Garnisonen 5.) Frankfurt am Main.
Brokmeier, Joachim (2013)
Köln-Riehl, Geschichte(n) aus dem Veedel. (Heimatarchiv.) Erfurt.
Brokmeier, Joachim (2008)
Köln-Riehl, ein Stadtteil mit langer Tradition. (Heimatarchiv.) Erfurt.
Meynen, Henriette / Fortis Colonia e.V. (Hrsg.) (2010)
Festungsstadt Köln. Das Bollwerk im Westen. (Fortis Colonia, Schriftenreihe Band 1.) Köln.
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