Viele Riehler*innen und auch Kölner*innen erinnern sich gerne an das Riehler Freibad „Rheinlust“. Wenige wissen aber noch, dass das Bad auch eine Vorgängereinrichtung hatte. Schauen wir uns die Geschichte an.
Das „Schwimm-, Licht-, Luft- und Sonnenbad“ Riehl 1909 wird erstmalig unter der Adresse Riehler Str. 350 das „Luftbad“ der Witwe August Hufendieck erwähnt. Dieses „Schwimm-, Licht-, Luft- und Sonnenbad“ war aber nicht die erste Rheinbadeanstalt von Köln. Es gab schon die Badeanstalten Frankenwerft, Kaiser-Friedrich-Ufer, Oberländer Ufer und die Badeanstalt an der Deutzer Schiffbrücke (ein Vorgängerbau der heutigen Deutzer Rheinbrücke). Riehl dagegen hatte noch vor dem 1911 südlich der Domstadt eröffneten Strandbad in Langel die erste Badeanstalt mit einem Strand. Sie lag südlich der Mülheimer Schiffbrücke unmittelbar am Rhein und war mit dem Café Rheinlust verbunden.
Man kann sich heute kaum noch vorstellen, dass Baden im Rhein bei der Gefahr durch Strömung und Verschmutzung gestattet war. Wie man auf dem Bild von 1926 sehen kann, war das Badebecken zum Fluss hin abgegrenzt und so waren die Schwimmer*innen gegen ein Abtreiben in die Strömung geschützt. Diese Badeanstalt, die auch gleichzeitig als „Licht-, Luft- und Sonnenbad“ warb, blieb aber in der Gegend nicht allein.
Nordstrandbad und Schwimmbad „Rheinlust“ Nach dem Ersten Weltkrieg wird 1925 im Adressbuch eine zweite Badeanstalt (unterhalb der Schiffbrücke) von Wilhelm Peters und später Franz Augustin betrieben. Wilhelm Iselhorst eröffnete dort im dem Bereich des ehemaligen Pionier-Übungsplatzes ein Restaurant mit dem Namen „Nordstrandbad“.
Mit dem Bau der Mülheimer Brücke war es mit dem Freizeitbereich am Riehler Rheinufer vorbei und ein Schwimmbad erhielt in der Nähe einen neuen Platz. Auf dem Gelände zwischen der heutigen Straße An der Schanz und dem damaligen Verlauf der Riehler Straße zum Rheinufer eröffnete Hermann Bilstein ein neues Schwimmbad für die Riehler*innen, das in der Folge „Rheinlust“ genannt wurde und mit einem Becken ausgestattet war. Durch die damalige Straßenbahn Linie 12 war das Bad auch für die gut erreichbar, die nicht in Riehl wohnten. Als 1933 die Rheinuferbahn, die 1929 bis hierher verlängert worden war, den Betrieb nach Riehl wieder einstellte (vgl. den Eintrag zum Riehler Betriebsbahnhof Nord), übernahm das Schwimmbad das ehemalige „Empfangsgebäude“ für seine Zwecke und richtete hier eine Gaststätte ein. Von 1935 bis 1950 ist „Hufendieck“ als Betreiber des Bades in Greven's Kölner Adressbüchern verzeichnet (1935 „Aug. Hufendieck“, 1947 „Frau Aug. Hufendieck“ und 1950 „Aug. Hufendieck jun.“). In dieser Zeit änderte sich mehrfach die postalische Anschrift (An der Schanz o. Nr., Danziger Freiheit o. Nr., Danziger Freiheit 1).
1950 übernahm die Stadt Köln den Badebetrieb unter der Anschrift Boltensternstraße 1 und beauftragte den Architekten Werner Gaebel mit dem Umbau. Zunächst wurden im ersten Bauabschnitt die Umkleide- und Sanitärbereiche neu gebaut. 1961 sollte dann der weitere Ausbau erfolgen. Nun war ein zusätzliches Becken und eine Gastronomie, in deren Keller eine Filteranlage eingebaut werden sollte, geplant. Diese Maßnahme wurden 1964 abgeschlossen. Im Zusammenhang mit der Bau des 1972 errichteten Colonia-Hochauses in Riehl musste 1973 die Liegewiese etwas verändert werden. Nach diesen umfangreichen Investitionen erlebte das Bad einen starken Zuspruch bei der Bevölkerung und hatte von 9.00 Uhr bis abends eine Stunde vor Sonnenuntergang geöffnet.
Schließung 1985/86 und heutige Situation Leider ließen die Besucherzahlen in den 1980er Jahren nach und in Anbetracht der damaligen schlechten wirtschaftlichen Situation in der Stadtverwaltung Köln wurde das Bad nach der Schließung Ende der Saison 1985 zum Leidwesen vieler regelmäßiger Besucher*innen 1986 nicht wieder geöffnet. Das war das endgültige Aus einer langen Schwimmbadtradition in Riehl, wo so viele Menschen Schwimmen gelernt haben, sich fit hielten und ihre Freizeit verbrachten.
1996 wurde das ehemalige Restaurationsgebäude am Rheindamm in den Biergarten „Schwimmbad“ umgewandelt, der bei vielen Spaziergänger*innen und Radfahrer*innen in den Sommermonaten bis heute großen Anklang findet. Die Schwimmbecken wurden zugeschüttet und die Grünanlage der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Im Jahr 2000 zog dann in das Gelände das Zirkus- und Artistikzentrum Köln ein (ZAK, heute Theater- und Zirkuspädagogisches Zentrum LATIBUL).
Historische Karten, Objektgeometrie Die historischen Karten der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) lassen ein Strandbad südlich der chemischen Fabrik erahnen. Die hiesige Objektgeometrie orientiert sich an den topographischen Karten TK 1936-1945, die auch deutlich die rechtwinklig zum Uferverlauf ins Wasser ragenden Buhnen zum Schutz der Badenden vor der Strömung zeigen (vgl. Kartenansicht).
(Joachim Brokmeier, Bergisch Gladbach, 2022)
Quelle Greven's Adreßbuch 1925 für Köln und Umgegend, 67. Jahrgang. Greven's Kölner Adreßbuch-Verlag (Hrsg.), Köln 1925. Online verfügbar: wiki-de.genealogy.net (und weitere Jahrgänge; abgerufen 04.03.2022).
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