Die Burg Riehl
Die mittelalterliche Münzprägestätte Riehl
Die geprägten Münzen
Die jüngere Geldgeschichte in Riehl
Internet, Literatur
Die Burg Riehl
Mangels Überlieferung ist eine Burg in Riehl nur unsicher belegt (vgl. ausführlicher dort). Sicher erscheint, dass diese – oder möglicherweise ein lediglich als „Burg“ bezeichnetes anderes Gebäude – im 14. und 15. Jahrhundert als kurkölnisch-erzbischöfliche Münzprägestätte fungierte. Hier wurden zwischen 1357 und 1473 Gold- und Silbermünzen für die Kölner Erzbischöfe geschlagen.
Die Reste der offenbar bereits 1464 durch ein Hochwasser stark beschädigten Riehler Burg wurden 1474 niedergelegt (Peusquens 1950, S. 30). Sie wurden während der Kölner Stiftsfehde 1473-1478 im so genannten „Neusser Krieg“ bzw. „Burgundischer Krieg“ wie zahlreiche andere Bauten vor den Toren Kölns abgetragen, um dem Feind keinen Stützpunkt vor der Stadt zu bieten.
Die mittelalterliche Münzprägestätte Riehl
Formal erhielt die Stadt Köln erst zum 19. September 1475 mit der Verleihung des Status einer Reichsstadt auch das Münzrecht (Groten u.a. 2006, S. 577 und Wensky 2008, S. 54-55). Prägungen aus der nachrömischen Epoche liegen jedoch bereits seit der Karolingerzeit im frühen Mittelalter vor, wie auch für die noch eigenständigen Orte Deutz (seit 1288) und Mülheim (seit 1335). Beim Portal Rheinische Geschichte wird angeführt, dass für die Münzstätte Köln bereits in der Zeit vom 9. bis zum 11. Jahrhundert „sowohl der König als auch der Erzbischof als Münzherren auf[traten]“ (teils auch gemeinsam), jedoch wird kein Prägeort in der Stadt lokalisert (www.rheinische-geschichte.lvr.de).
In der Burg von Riehl wurden mit Unterbrechungen zwischen 1357 und 1473 Münzen für die Kölner Erzbischöfe geschlagen (Noss 1913, 1925 u. 1926, Janssen 2008, S. 28 und Petry u. Weisenstein 2000, S. 5ff. u. 42ff.):
- Zunächst hatten der Kölner Erzbischof Wilhelm von Gennep (+1362, seit 1349 Kurfürst von Köln) und der Herzog Wilhelm II. von Jülich (um 1325-1393, seit 1361 Herzog von Jülich) mit den Städten Köln und Aachen zum 15. August 1357 vereinbart, in der Riehler Burg gemeinsame Münzen schlagen zu lassen. Um 1357 datierte Prägungen liegen als Gold-, Mittelsilber- und Kleinsilbermünzen vor.
- Für Johann von Virneburg (+1371), der zwar 1362/63 zum Erzbischof von Köln gewählt wurde, aber nicht vom Papst anerkannt und ernannt wurde, liegen keine Prägungen vor.
- Ebenso liegen für Adolf II. von der Mark (1334-1394) keine eigenen Prägungen vor, der zwischen 1363 und 1364 Elekt des Erzstifts Köln war (d.h. er wurde gewählt, aber aufgrund seines Rücktritts nicht päpstlich geweiht).
- Auf 1365 datierte Gold- und Mittelsilbermünzen liegen hingegen für Adolfs Onkel und Nachfolger vor, den durch die Übertragung des Amts an ihn seit 1364 in Köln amtierenden Erzbischof Engelbert III. von der Mark (1304-1368).
- Ebenfalls keine eigenen Prägungen liegen für Kuno bzw. Konrad II. von Falkenstein (um 1320-1388) vor, der von 1362 bis 1388 als Erzbischof und Kurfürst von Trier amtierte und aufgrund der durch Krankheit und Alter bedingten Amtsunfähigkeit Engelberts III. im Jahr 1366 vom Kölner Domkapitel als Koadjutor (Beistand) und nach dessen Tod 1368-1370 als Verweser des Kölner Erzstifts eingesetzt wurde.
- Für Friedrich III. von Saarwerden (um 1348-1414, seit 1370 Erzbischof von Köln), liegen dann wieder Riehler Gold- und Mittelsilber-Prägungen aus den Jahren zwischen 1376 und 1383 vor.
- Ebenso für Dietrich II. von Moers (um 1385-1463, seit 1414 Erzbischof von Köln) mit Prägungen von Gold- und Mittelsilbermünzen von 1419-1460 und von Kleinsilbermünzen von 1425-1443.
- Unter Ruprecht von der Pfalz (1427-1480, seit 1463 Erzbischof von Köln) enden dann die Münzprägungen aus Riehl mit Mittelsilbermünzen (1463-1468), Goldmünzen (1463-1473) und Kleinsilbermünzen (1464-1468).
Als Großsilbermünzen gelten Prägungen mit einem Feingewicht von mehr als 4,5 Gramm enthaltenem Edelmetall und als Mittelsilbermünzen solche mit 0,3 bis 4,5 Gramm. Kleinsilbermünzen enthalten bis zu 0,3 Gramm Feinsilber (Petry u. Weisenstein 2000).
Die geprägten Münzen
Die Münzprägung war zur damaligen Zeit sehr aufwändig. Zunächst musste das Münzbild als Negativ auf den Unterstempel eingraviert werden, und dann wurde die Schauseite in den Festhaltemeißel eingraviert. Anschließend wurde der Rohling zwischen den Unterstempel und den Festhaltestempel gelegt und die Münzen mit einem Hammerschlag geprägt. Schnell waren die Stempel abgenutzt und es mussten neue graviert werden. Dadurch gibt es bei den Münztypen so viele Abweichungen.
Die fürstbischöfliche Münze – die Bezeichnung steht im übertragenen Sinn immer auch für eine Münzstätte – in Riehl prägte über 130 Münztypen aus Gold und Silber in den unterschiedlichsten Auflagen und Teilwerten, darunter Heller, Weißpfennige, Schillinge und Gulden.
Sicherlich lag der Schwerpunkt auf dem silbernen Weißpfennig (auch Albus oder rheinischer Groschen genannt), der 25 Millimeter Durchmesser und ein Gewicht von 1,9 Gramm hatte. Sein namensgebendes „weißes“ Aussehen ist auf den hohen Feingehalt an Silber zurückzuführen.
Die auf den Münzen aufgeprägte Ortsbezeichnung der Prägestätte wurde sehr unterschiedlich verwendet; auf den Riehler Münzen variierte diese zum Beispiel zwischen Rilensis, Rilen, Rylen, Riln, Ril oder nur Ri.
Auch wenn der Ausstoß der mittelalterlichen Prägestätten im Rheinland nur spärlich belegt ist, so ist doch sicher nachgewiesen, dass alleine im Zeitraum vom 18. Mai 1463 bis zum 3. März 1464 die ungewöhnlich hohe Anzahl von insgesamt 146.300 Münzen hergestellt wurde (Noss 1913, S. 216).
Die jüngere Geldgeschichte in Riehl
Mit der Aufgabe der Münzstätte Riehl um 1473/75 endeten zwar die Prägungen der Münzen der Erzbischöfe, nicht aber die weitere Geldgeschichte in Riehl – denn auch in jüngerer Zeit wurden hier noch Geldscheine und Münzen hergestellt.
Die Kölner Fahrzeug- und Flugmotorenfabrik Delfosse war im Ersten Weltkrieg ein so wichtiges Unternehmen, dass dort auch Kriegsgefangene zur Produktion eingesetzt wurden. Damit die Gefangenen in der Kantine ihr Essen bezahlen konnten, wurde für sie Notgeld hergestellt.
Die Metallwerke Ostermann und Flüs A.-G. an der Boltensternstraße stellten während der Inflationszeit 1923 eigenes Notgeld her, um ihre Arbeiter zu bezahlen; ebenso druckte auch der Kölner Zoo damals Notgeld als Gutschein für sein Restaurant.
Als es nach dem Ersten Weltkrieg kein Metall gab, um Kleingeld in erforderlichen Mengen herzustellen, behalfen sich verschiedene Firmen mit Briefmarken als Kleingeldersatz – darunter auch der Riehler Amerikanische Vergnügungspark / Luna Park (vgl. Abbildungen).
Als jüngstes und hier abschließendes Beispiel aus heutiger Zeit sollen noch die „RIG-Taler”-Jetons des Stadtteilvereins Riehler Interessengemeinschaft genannt werden, die heute helfen, beim Stadtteilfest Bargeldgeschäfte zu vermeiden. So endet vorerst die Riehler Geldgeschichte.
(Joachim Brokmeier, Bergisch Gladbach, 2020 / Ergänzungen Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2020)
Internet
www.stadt-koeln.de: Riehl (abgerufen 15.06.2020)
bornheim.info: Rille / Die Linie v. Rile (abgerufen 17.06.2020)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Die königlichen Münzstätten im Rheinland (Text Maximilian Stimpert, Bonn) (abgerufen 17.06.2020)
de.wikipedia.org: Riehl (Köln) (abgerufen 15.06.2020)