Riehler Burg

Burg zu Riehl

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 57′ 22,33″ N: 6° 58′ 24,56″ O 50,9562°N: 6,97349°O
Koordinate UTM 32.357.672,82 m: 5.646.909,88 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.568.443,78 m: 5.647.225,90 m
  • Teil der Ansicht von Köln aus dem Buch "Civitates Orbis Terrarum" von Frans Hogenberg (1535-1590) und Georg Braun (1541-1622) von 1572. Im Bild sind das Kunibertstift (unten rechts) und in der Bildmitte das Kunibertstürmchen ("S. Cunibertus thorne") zu sehen, links oben sind möglicherweise Reste der dort vermuteten einstigen Burg zu Riehl eingezeichnet.

    Teil der Ansicht von Köln aus dem Buch "Civitates Orbis Terrarum" von Frans Hogenberg (1535-1590) und Georg Braun (1541-1622) von 1572. Im Bild sind das Kunibertstift (unten rechts) und in der Bildmitte das Kunibertstürmchen ("S. Cunibertus thorne") zu sehen, links oben sind möglicherweise Reste der dort vermuteten einstigen Burg zu Riehl eingezeichnet.

    Copyright-Hinweis:
    Joachim Brokmeier (Sammlung Brokmeier) / gemeinfrei
    Fotograf/Urheber:
    Frans Hogenberg; Georg Braun
    Medientyp:
    Bild
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  • Blick vom Kölner Zoo in Riehl über den Lennéplatz und die Frohngasse auf die Zoobrücke (2020).

    Blick vom Kölner Zoo in Riehl über den Lennéplatz und die Frohngasse auf die Zoobrücke (2020).

    Copyright-Hinweis:
    Knöchel, Franz-Josef / Landschaftsverband Rheinland, CC-BY
    Fotograf/Urheber:
    Franz-Josef Knöchel
    Medientyp:
    Bild
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Eine Riehler Burg ist mangels Überlieferung nur sehr unsicher belegt. Zu der Existenz des Bauwerks und zu seinem Standort liegen einzig kaum belastbare bauliche Spuren und nur wenig verlässliche Quellen oder Belege vor.
Sicher belegt erscheint, dass eine „Burg in Riehl“ im 14. und 15. Jahrhundert als kurkölnische Münzprägestätte fungierte (vgl. dort). Reste der durch vorherige Hochwasser offenbar bereits stark beschädigten Burganlage – möglicherweise aber auch nur die Ruinen eines steinernen Hauses – wurden in den Jahren 1473-1478 im so genannten „Neusser Krieg“ abgetragen.

Die Burg Riehl im hohen Mittelalter
Die spätmittelalterliche Münzprägestätte
Weitere Spuren
Quellen, Internet, Literatur

Die Burg Riehl im hohen Mittelalter
In der Geschichte der Familie der Herren von Bornheim (auch Schilling von Bornheim) wird mit Verweis auf den Historiker und Genealogen Anton F. Fahne (1806-1883) vermutet, dass die für die Befestigung und Verteidigung der Stadt wichtige Riehler „Burg“ vom Kölner Erzbischof mit einem ihm getreuen – von Fahne vermuteten – Seitenzweig dieses Adelgeschlechts besetzt war, den Schillinc bzw. Schilling von Rile (Fahne 1848, S. 388).
Die Besitzgeschichte wird in der Chronik der Nachfahren der Familie eher vage beschrieben:
„Von der Burg selbst finden sich indes keine Spuren mehr; 1262 wurde sie von den Kölnern erstürmt. Die Schilling v. Rile bewahrten diesen Sitz jedoch nicht lange; so kommt es, dass sie vielleicht ihren Lehnsnamen bald wieder ablegen und ‚Schilling‘ zum Familiennamen wird ...“ (bornheim.info)

Diese Benennung als „Burg“ ist jedoch bereits unsicher, handelt es sich doch möglicherweise nur um einen vielfach fortgeschriebenen Verständnis- bzw. Übersetzungsfehler: Die in Reimen abgefasste Stadtchronik für die Jahre 1250-1270, auf die hier Bezug genommen wird – das „Boich van der stede Colne“ des Kölner Stadtschreibers und Chronisten Gottfried Hagen (um 1230-1299) –, berichtet nämlich zu der Rückeroberung der zuvor von erzbischöflichen Truppen besetzten Stadtmauern durch die Kölner Bürgerschaft am 8. Juni 1262 (ebd., Verse 2421-2668) einzig von der Eroberung eines „Riehler Turmes“, der seinen Namen von seiner Lage den Rhein hinab in Richtung Riehl trägt: „Die turn den Ryn neder zo dale, durch den men hene geinck zo Ryle“ (V. 2263-2264). Dieser ist bis heute als früherer Turm der Kölner Stadtmauer unter seinem gebräuchlicheren Namen Kunibertsturm bekannt (Hinweis Herr Jansen).
Im gleichen Werk ist jedoch auch von einer „Burg unten bei Riehl“ die Rede, die „burch neden by Ryle zo velde“ bzw. die „burch die neden stoint by Ryle“ (V. 2593-2594 u. 2639).

Für das Jahr 1244 wird ein Fronhof urkundlich erwähnt, der zugleich Sitz des ritterlichen Geschlechts der Schilling von Rile gewesen sein soll (Brokmeier 2008, S. 9). In Riehler Urkunden finden sich Hinweise auf einen möglicherweise umfriedeten Hof zu Riehl (curtis in Ryle), der sich 1297 im Besitz der Benediktinerabtei Gladbach befand und offenbar über Befestigungen (munitiones) verfügte. Nochmals wird dieser Hof dann 1405 als Gladbacher Fronhof bezeugt (Eckertz 1855, S. 303-306).
Ausweislich von Urkunden der Zisterzienserabtei Altenberg, die im Rheinland über zahlreiche Höfe und Güter verfügte, besaß diese auch einen Hof in Riehl (Mosler 1912, S. 623, Nr. 797 und ders. 1955, S. 238-239, Nr. 269).
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Die spätmittelalterliche Münzprägestätte
Die Existenz und Funktion einer Riehler Burg als kurkölnisch-erzbischöfliche Münzprägestätte erscheint über die in ihr für die Kölner Erzbischöfe geschlagenen Münzen für den Zeitraum zwischen 1357 und 1473 belegt (vgl. dort). Der Numismatiker Alfred Noss (1855-1947) beschreibt sie als „Zwingburg für widerspenstige Bürger“ und vermutet ihre Lage etwa einen Kilometer nördlich der Kölner Stadtmauer in der Nähe des Rheins.
Hingegen wird in dem Ergänzungsband der Kunstdenkmäler der Stadt Köln lediglich ein für das Jahr 1351 bezeugtes „Steinhaus“ eines Gobelinus vom Kusin in Riehl genannt, in welchem sich die 1357 erstmals bezeugte Münze befunden haben soll (Arntz u.a. 1934, S. 298f.) – diese Lokalisierung ist aber ebenso nur mit Vorsicht zu betrachten wie die Nennungen einer Riehler Burg in dem Band Kölner Geld (Kölnisches Stadtmuseum 1972, S. 33-42) und bei Hess (2018, S. 12-32), da jeweils ohne wirkliche Belege (Hinweis Herr Jansen).

Reste der offenbar bereits durch ein Hochwasser 1464 stark beschädigten Riehler Burg wurden im Jahr 1474 niedergelegt (Peusquens 1950, S. 30). Augenscheinlich wurden die vermutlich bereits ruinösen Bauten – möglicherweise aber auch nur die Überreste eines eher einfachen steinernen Hauses – wie zahlreiche andere Gebäude vor den Toren Kölns während der Kölner Stiftsfehde 1473-1478 im so genannten „Neusser Krieg“ bzw. „Burgundischen Krieg“ abgetragen, um dem Feind keinen Stützpunkt vor der Stadt zu bieten.
In der zeitgenössischen Koehlhoffschen Chronik von 1499, die über die damaligen Abbrucharbeiten berichtet, ist zudem von der Zerstörung einer Befestigungs- oder Burganlage keine Rede. Angeführt wird einzig die Niederlegung von „Häusern und Wohnungen“ zwischen Köln und Riehl : „... waren etzlige husere ind wonunge by sent Cunibertus Torne buyssen Collen und was genoempt Ryle, die wurden ouch affgebrochen und verbrant.“ (Koelhoffsche Chronik, fol. CCCXXIIIIr, [S. 683])
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Auch Nelsbach und Wirtz unterscheiden zwischen zwei Gebäuden (1928, S. 5 u. 7, leider ohne die Angabe von Quellen oder genaueren Daten) – zum einen dem „Münzhaus in Riehl, welches wohl dem Kölner Bürger von Mülheim gehörte“ und der auch beim auf Befehl des Rates der Stadt erfolgten Abbruch Ersatz für seinen Verlust gefordert habe. Dieses Gebäude soll vermutlich „in späteren Zeiten Besitz des Rappard'chen Landgutes“ gewesen sein. Zum anderen führen Nelsbach und Wirtz aber auch eine „Burg Riehl“ an, die „ein ähnlicher Bau wie die Burg Beyen und zur Verteidigung geschaffen“ gewesen sein soll. Bei diesem Vergleich ist offenbar der am Rhein gelegene um 1220 burgartig erbaute südliche Eckturm der Stadtmauer Bayenturm gemeint.

Reste einer Burg sollen noch auf dem rund 100 Jahre jüngeren Plan des seinerzeit richtungsweisenden Buches mit Städteansichten Civitates Orbis Terrarum von 1572 von Frans Hogenberg (1535-1590) und Georg Braun (1541-1622) zu sehen sein (Zidelius 1977 und Abbildung). Auf dem Stich sind deutlich sowohl das Stift St. Kunibert wie auch das knapp 350 Meter nördlich von diesem befindliche Kunibertstürmchen („S. Cunibertus thorne“) am Rheinufer zu sehen. Von dort aus betrachtet ist in nochmals etwa gleichem Abstand rheinabwärts links oben im Bildauschnitt eine Gebäudegruppe samt einer Umfassung mit einer Fläche von vielleicht 3.000-4.000 Quadratmetern zu erkennen, die möglicherweise den damaligen Überrest einer einstigen Burg zu Riehl darstellt. Ebenso möglich erscheint jedoch auch, dass dieses im Stich leider unbeschriftete Areal lediglich einen der hier eingangs genannten klösterlichen Höfe zeigt.
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Weitere Spuren
Nochmals rund 400 Meter rheinabwärts wurden Ende des 19. Jahrhunderts gewaltige Fundamente im Bereich der Frohngasse am Riehler Ende der heutigen Zoobrücke gefunden – der Kölner Sonntagsanzeiger vom 7. Mai 1891 berichtet davon und beschreibt diese als mögliche Spuren einer Riehler Burg (einzig aus diesem Grund wurde daher auch hier die lediglich symbolische Objektgeometrie einer Riehler Burg plaziert).

Durch die zahlreichen Überbauungen späterer Jahrhunderte – genannt seien hier nur die preußischen Befestigungen samt der vorgelagerten Forts im 19. Jahrhundert, die nachfolgende planmäßige Anlage der Grüngürtel sowie Brücken- und Uferbauten im Bereich des heutigen Konrad-Adenauer-Ufers – erscheint es fast ausgeschlossen, dass sich Existenz und Lage einer Riehler Burg noch abschließend bestimmen lassen.
Auch der bis heute an die einstige Münzprägestätte in der Burg erinnernde Straßenname „An der Münze“ hilft nicht wirklich weiter, da Lage und Name deutlich jüngeren Ursprungs sind. Die Straße, die im heutigen Stadtteil Neustadt-Nord liegt und an der Bastei vom Rheinufer und dem Grüngürtel abzweigt, war laut einem Stadtplan von 1896 noch als „An der Münz“ Teil des damaligen Kaiser-Friedrich-Rheinufers, dem heutigen Konrad-Adenauer-Ufer. Bis um 1898/1900 befand sich dort mit der damaligen Anschrift Kaiser-Friedrich-Ufer 1 ferner ein Ausflugslokal „An der Müntze“ bzw. „Zur Münze“, das laut Adressbuch um 1900 niedergelegt worden war (Hinweis Herr Brokmeier, unser-quartier.de und de.wikipedia.org).

Aufgrund der in der Summe nur spärlichen Belege zu einer befestigten Anlage in Riehl nimmt Markus Jansen an, dass es sich bei der der Riehler Burg um keine sonderlich große Anlage gehandelt haben dürfte – insofern in ihr nicht sogar einzig lediglich „eine Phantasie der älteren Forschung“ zu sehen ist.
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(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2020/2023)

Quellen
  • Die Cronica van der hilliger Stat Coellen ..., Kölnische Chronik 1499, gedruckt bei Johann Koelhoff (Online-Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf 2012 unter digital.ub.uni-duesseldorf.de, abgerufen 17.08.2020)
  • Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, Band 14 / Die Chroniken der niederrheinischen Städte, Band 3, Cöln, Leipzig 1877, Cronica van der hilliger stat van Coellen bis 1499, S. 641-1007 (online unter www.archive.org, abgerufen 28.05.2021)
  • Eberhard von Groote, Des Meisters Godefrit Hagen, der Zeit Stadtschreibers, Reimchronik der Stadt Cöln aus dem dreizehnten Jahrhundert, Cöln am Rhein 1834 (Online-Volltext 2007 unter titus.uni-frankfurt.de, abgerufen 07.09.2020).
  • Hans Nelsbach (Verfasser), Clemens Wirtz (Herausgeber), Festschrift zur Feier des 25jährigen Bestehens der Pfarre Sankt Engelbert in Köln-Riehl (Abschrift aus dem November 1997 von dem Original von März 1928, Hinweis Herr Brokmeier)
  • Freundliche Hinweise von Herrn Joachim Brokmeier, Bergisch Gladbach, 2020.
  • Freundliche Hinweise von Herrn Markus Jansen, Universität zu Köln, 2020.

Internet
bornheim.info: Rille / Die Linie v. Rile (abgerufen 13.08.2020)
de.wikipedia.org: Riehl (Köln) (abgerufen 13.08.2020)
unser-quartier.de: Die Gaststätte zur Münze (Text Joachim Brokmeier, 04.01.2023, abgerufen 30.01.2023)
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Frans Hogenberg, Kupferstecher und Graphikverleger in Köln (um 1538-1590) (Text Peter H. Meurer, abgerufen 10.11.2022)
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Literatur

Arntz, Ludwig / Clemen, Paul (Hrsg.) (1934)
Die kirchlichen Denkmäler der Stadt Köln: St. Ursula, Ursulinenkirche, St. Elisabeth, St. Maria Ablass, Kartause, Deutz und die übrigen Vororte, die Friedhöfe. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 7.3.) Düsseldorf.
Brokmeier, Joachim (2008)
Köln-Riehl, ein Stadtteil mit langer Tradition. (Heimatarchiv.) Erfurt.
Eckertz, Gottfried (1855)
Urkunden, die Herrlichkeit Riehl bei Köln betreffend. (Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein, insbesondere die Alte Erzdiözese Köln 2/1855, Jg. 1.) S. 303-306. Köln.
Fahne, Anton (1848)
Geschichte der Kölnischen, Jülichschen und Bergischen Geschlechter. Erster Theil, Stammfolge und Wappenbuch (A.-Z.). S. 388, Köln u. Bonn. Online verfügbar: books.google.de, abgerufen am 19.05.2020
Groten, Manfred; Johanek, Peter; Reininghaus, Wilfried; Wensky, Margret / Landschaftsverband Rheinland; Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.) (2006)
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Hess, Alexander (2018)
Burgen in Köln. In: Fortis - Das Magazin Nr. 7, 2018, S. 12-32. Köln.
Historische Kommission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften (Hrsg.) (1968)
Die Chroniken der niederrheinischen Städte. (Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert.) Göttingen (2., unveränderte Auflage, Nachdruck der 1. Auflage Leipzig 1877).
Mosler, Hans (1955)
Urkundenbuch der Abtei Altenberg, Band 2, 1400-1803. (Urkundenbücher der geistlichen Stiftungen des Niederrheins, 3.2.) Düsseldorf.
Mosler, Hans (1912)
Urkundenbuch der Abtei Altenberg, Band 1, 1138-1400. (Urkundenbücher der geistlichen Stiftungen des Niederrheins, 3.1.) Bonn.
Peusquens, Karl (1950)
Köln-Riehl. Geschichte des Vorortes und der Pfarrgemeinde. Köln.

Riehler Burg

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Konrad-Adenauer-Ufer / Frohngasse
Ort
50735 Köln - Riehl
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:25.000 (kleiner als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Auswertung historischer Karten, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Ende 1262 bis 1478

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„Riehler Burg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-318940 (Abgerufen: 24. April 2024)
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