Es gibt allerdings keine Belege für eine dauerhafte Besiedlung des Sinziger Raumes von der Römer- bis in die merowingische Zeit, jedoch wird eine fränkische Siedlung am Südosthang vermutet. Nach der Eroberung der Gebiete durch die Franken wurde Sinzig am 10. Juli 762 erst wieder schriftlich erwähnt, als sich König Pippin der Jüngere in der Pfalz Sinzig aufhielt. Ob seiner günstigen Lage wurde die Pfalz zur Königspfalz und diente dem König auf seiner Durchreise auf der Aachen-Frankfurter-Heerstraße als Aufenthaltsort. 842 wird eine Wüstfallung vermutet und um 1114 wurde die Pfalz wahrscheinlich zerstört. Von Friedrich Barbarossa wurde die Pfalz wieder regelmäßig genutzt. Sie befand sich etwa im Bereich des heutigen Kirchplatzes. Eine genauer Bestimmung kann nicht getroffen werden.
Die Pfalzfunktion geht auf die 1206 erbaute Burg Landskrone über. Die Wirtschaftsgebäude bleiben jedoch bestehen. Teile des Gebäudekomplexes mussten der - um 1225 erbauten und heute noch bestehenden - Kirche St. Peter weichen. Als Aufenthalt für den König diente wahrscheinlich schon seit dem späten 13. Jahrhundert der Hof der Herren von Landskron oder der Zenthof. Diese Hofe besaßen Räumlichkeiten mit der Bezeichnung „kaysers saal“ bzw „kaysers cammer“.
Sinzig muss mindestens seit 1267 Stadtrechte besessen haben, da die Bewohner der Stadt in einer Urkunde aus diesem Jahr als Bürger bezeichnet werden. In dieser Urkunde bescheinigt Engelbert der Erzbischof von Köln nach der Eroberung Sinzigs, dass sämtliche Rechte und Freiheiten („...Getreuen, Arnold und Johann, Burggrafen von Hammerstein, die Brüder Gerhard und Theoderich von Landskron und der übrigen Ritter, Ministeralen und alle Bürger...“) erhalten bleiben.
Am 8. Juli 1337 erlaubte Kaiser Ludwig der Bayer dem Marktgraf Wilhelm V. von Jülich, in der ihm für 15.000 Florenen verpfändeten Kaiserstadt Sinzig eine Burg zu errichten, um die Stadt zu verteidigen, zu erhalten und zu schützen. Die Pfandsumme stieg um 10.000 Pfund an.
Dieser Burgbau lag wahrscheinlich an der Stelle, an der sich heute das Sinziger Schloss befindet. Die Lage der Stadt an wichtigen Handelsruten, der Weinbau und die Durchreise von Pilgern auf dem Weg nach Aachen verschaffte der Stadt Sinzig zu dieser Zeit Wohlstand. So mussten die Pilger untergebracht und beköstigt werden. Für kranke Pilger befand sich eine Krankenstätte in Sinzig, deren Existenz im Jahre 1275 bezeugt wurde und die 1313 unter dem Namen „Heilig-Geist-Hospital“ urkundlich erwähnt ist.
Das Schloss, eine vierflügelige Wasserburg mit Rundtürmen an allen Ecken, einer Zugbrücke zur Stadt und einer auf der gegenüber liegenden Seite, wurde 1689 von französischen Truppen verwüstet und blieb als Ruine, die als Gefängnis genutzt wurde, bestehen. 1854 bis 1855 wurde das Schloss in neugotischem Stil auf den alten Ruinen wieder errichtet. Seit 1954 ist die Stadt Alleineigentümer und es wird als Sitz des Stadtrats und des Standesamtes genutzt, sowie vom Heimatmuseum und vom Stadtarchiv.
Während der französischen Herrschaft (1795-1814) gehörte Sinzig zur gleichnamigen Mairie, die die Orte Franken, Koisdorf, Löhndorf und Westum umfasste. 2.552 Menschen lebten in der Mairie und bewirtschafteten 871 Hektar Ackerland, 115 Hektar Wiesenland, 67 Hektar Weinberge und 900 Hektar Wald. In diesem Gebiet gab es zu der Zeit kaum einen anderen Erwerbszweig außer der Landwirtschaft. Um die Ernährungs- und Existenzgrundlage zu verbessern, wurde die landwirtschaftliche Entwicklung durch die französischen Behörden gefördert. So gab es ein Handbuch, in dem eine Steigerung der landwirtschaftlichen Erträge durch Bodenverbesserung und verbesserte Viehhaltung beschrieben wurden. Des Weiteren bemühten sich die Behörden neben der Landwirtschaft auch eine Industrie zu etablieren. So wurde nach Bodenschätzen gesucht, die auch bei Löhndorf gefunden wurden. Das Eisenerzvorkommen wurde jedoch nicht lange gefördert, da die Fördermenge zu gering war und es kein Verhüttungswerk in der Nähe gab.
Anhand der finanziellen Ausgaben der Mairie kann nachvollzogen werden, dass es große Bemühungen im Bereich der medizinischen Versorgung, vor allem der Pockenimpfung, und dem Straßenbau gab. Erwähnenswert ist, dass die Bezahlung der Lehrer unter der des Nachtwächters blieb. Die Lehrer der Volks- und Grundschule mussten ob ihrer geringen Vergütung zusätzlich Geld verdienen und ließen zu diesem Zweck Unterricht ausfallen. Dazu kam, dass im Sommer die Schule ausfiel da die Kinder bei der Ernte helfen mussten. Die weiterführende Schule wurde vom örtlichen Kloster unterhalten. Dem Kloster wurde für diesen Dienst Land zur Verfügung gestellt. Von den Erträgen daraus und dem Schulgeld wurden die Lehrer bezahlt. Im Zuge der Enteignung der Kirche konnte die Schule nicht weitergeführt werden.
Mit dem Einmarsch russischer Truppen (1814) und als Folge des Wiener Kongresses (1815) wurde Sinzig zum Teil der Rheinprovinz und somit Teil Preußens. 1853 wurde der Sinziger Mineralbrunnen erschlossen. 1854 wurde mit dem Erbau des Sinziger Schlosses begonnen. Im Jahre 1857 wurde Sinzig zu einer Stadt mit eigener Bürgermeisterei erhoben. Im darauffolgenden Jahr erhält Sinzig einen Anschluss an die Eisenbahn.
Sinzig litt darunter keine eigene Anbindung an den Rhein zu haben, im Gegensatz zu Breisig, seit 1958 Bad Breisig, oder Remagen. So entwickelte sich der Ort im 19. Jahrhundert auch nicht zu einem Industriestandort, erst die Anbindung an die Eisenbahn beflügelte die wirtschaftliche Entwicklung des Ortes. Es gab seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine sprunghafte Industrieentwicklung. Das flache Terrain der „Goldenen Meile“ kam dieser Entwicklung zugute. Es entstanden die Mosaikplatten- und Tonwarenfabrik, Baustoff- und Metallverarbeitungsbetriebe. 1869 wurde die Sinziger Mosaikplatten und Tonwarenfabrik eröffnet, die noch heute, jedoch unter dem Namen Deutsche Steinzeug AG, weiter existiert.
Im Zuge des Ersten Weltkriegs verschwindet der Weinbau fast vollständig aus Sinzig, waren vor dem Krieg noch 50 Hektar, so sind es nach dem Krieg 1926 gerade noch sechs Hektar. Es wurde weitestgehend auf Obst umgestellt. 1969 bleibt nur noch ein Hektar Weinberg übrig.
Sinzig profitierte auch von der nahegelegenen Bundeshauptstadt Bonn, so ist Sinzig kurzzeitig Sitz des ersten Bundesratsminister, 1951 und 1952 Residenz des Botschafters von Uruguay und Sitz der Kanzlei der Gesandtschaft von El Salvador.
(Jan Hansen, Universität Koblenz-Landau, 2014)
Internet
www.aw-wiki.de: AW-WIKI.de Deutsche Steinzeug Cremer und Breuer AG (abgerufen 11.08.2014)