Schloss Sinzig

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Gemeinde(n): Sinzig
Kreis(e): Ahrweiler
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 32′ 45,62″ N: 7° 14′ 59,23″ O 50,546°N: 7,24979°O
Koordinate UTM 32.375.997,23 m: 5.600.803,41 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.588.627,80 m: 5.601.888,99 m
  • Schloss Sinzig (2017)

    Schloss Sinzig (2017)

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  • Schloss Sinzig (2015)

    Schloss Sinzig (2015)

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  • Schloss Sinzig (2017), Westfassade mit Turm

    Schloss Sinzig (2017), Westfassade mit Turm

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  • Schloss Sinzig (2017), Schlosspark

    Schloss Sinzig (2017), Schlosspark

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  • Schloss Sinzig (2017), Grotte am nördlichen Eingang zum Schlosspark

    Schloss Sinzig (2017), Grotte am nördlichen Eingang zum Schlosspark

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  • Schloss Sinzig (2017), Lindenallee nördlich des Schlosses, Blick zum Schloss

    Schloss Sinzig (2017), Lindenallee nördlich des Schlosses, Blick zum Schloss

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  • Westansicht des Sinziger Schlosses mit der die Gesamtanlage umgebenden Mauer (2001)

    Westansicht des Sinziger Schlosses mit der die Gesamtanlage umgebenden Mauer (2001)

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  • Schloss Sinzig (2016)

    Schloss Sinzig (2016)

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  • Schloss Sinzig (2020)

    Schloss Sinzig (2020)

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  • Schloss Sinzig (2013)

    Schloss Sinzig (2013)

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  • Schloss Sinzig (2013)

    Schloss Sinzig (2013)

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    Schloss Sinzig (2013)

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    Schloss Sinzig (2007)

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  • Schloss Sinzig (2020)

    Schloss Sinzig (2020)

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    Schloss Sinzig (2020)

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    Schloss Sinzig (2023)

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    Schloss Sinzig (2017)

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  • Schloss Sinzig (2017)

    Schloss Sinzig (2017)

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    Schloss Sinzig (2013)

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  • Nachbildung eines römischen Töpferofens im Heimatmuseum der Stadt Sinzig (2024)

    Nachbildung eines römischen Töpferofens im Heimatmuseum der Stadt Sinzig (2024)

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Das Sinziger Schloss nördlich der früheren Stadtmauer (heute Barbarossastraße) steht heute mitten in einer Denkmalzone, die neben dem Gebäude auch die Gartenanlagen davor und dahinter umfasst. Es ist Standort des HeimatMuseum Schloss Sinzig.

Geschichte
Baubeschreibung
Innenräume
Carl Christian Andreae
Garten
Kulturdenkmal
Internet/Literatur

Geschichte
Der heutige Bau ist eine 1854/55 im neugotischen Still errichtete großbürgerliche Villa. Beim Architekten handelt es sich um den renommierten Vincenz Statz (1819-1898) aus der Schule des Kölner Dombaumeisters Ernst Zwirner (1802-1861), die Gartenanlagen schuf August Lenné (1814-1894), ein Neffe des weithin bekannten Gartenbaumeisters Peter-Josef Lenné (1789-1866). Das allgemein als Schloss bezeichnete Gebäude steht zum Teil auf den Fundamenten einer Wasserburg mit vier Ecktürmen, mit deren Bau 1348 begonnen wurde. Burgherren waren die Markgrafen von Jülich. Die Burg wurde 1689 durch französische Truppen zerstört. Noch heute weisen die massiven Fundamente an der Nordwestecke und ein Rondell auf der gegenüberliegenden Seite darauf hin.

Die Bauherren Gustav Otto Bunge (1821-1891) und Adele Bunge (1828-1899, geb. Andreae) hatten sich mit der Wahl des Architekten Statz auch für den damals sehr populären Baustil der Neugotik entschieden. Er zeigt sich besonders auf der Nordseite (Garten) und nach Osten. Die Terrasse (ehemaliger Rosengarten) an dieser Stelle ist idealer Startpunkt für den Rundgang um das Schloss. Hier und ebenso auf der Nordseite bieten die Fassaden die Verspieltheiten des Baustils in vielen Details. Vom Rondell über dem ehemaligen Nordostturm der alten Burg lassen sich auch Graben und Gartenanlagen gut überblicken.
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Baubeschreibung
Die Ost-Fassade lebt vom Treppengiebel und dem Kastenerker. Gotisches Maßwerk in verschiedener Form wechselt sich bei den Fenstern ab. Statz verwendet dabei in der Regel die äußere Form des Kleeblattbogens und die in zwei Lancetten aufgeteilte Fensterfläche. Spitzbogig sind die zwei Fenster über dem Erker mit Balkon (Dachgeschoss), von einem leichten Bogen eingefasst dagegen die Fenster im Erker und an der Hauswand (erstes Obergeschoss) ausgeführt. Die Verwendung verschiedener Fenstergestaltungen ist auf der Ost- und der Nordseite einschließlich des Turmes durchgehalten. Der Erker hat auch in den Seiten schmale, hohe gotische Fenster. Im Erdgeschoss regiert wiederum der Spitzbogen, wobei hier die Mittelachse der dreigeteilten Fassade ohne Fenster auskommt. Der Kastenerker ruht auf drei Konsolen und ist von einem Balkon gekrönt, in dessen Balustrade wiederum neugotische Bögen zu finden sind. Zugänge zum Balkon sind zwei spitzbogig ausgeführte Türen beziehungsweise Fenster, etwas vertieft in die Fassade eingelassen und um einen Dreipass bereichert. Von hier aus fällt auch der Blick auf die originelle Visitenkarte des Bauherrn: die gusseiserne Wetterfahne auf dem großen Turm im Westen zieren die Buchstaben „GB“ für Gustav Bunge.

Der schon angesprochene Rundgang führt nun über eine versteckte, seitliche Treppe in den östlichen Teil des Grabens zum Treppenaufgang gegenüber der Nordseite. Sie lässt sich am besten betrachten von der Lindenallee oberhalb des Grabens. In imposanter Dreiteilung zeigt sich das Schloss hier: Ein zweistöckiger Bau nach Osten hin - für sich gesehen wie eine neugotische Villa wirkend - am Westende ein hoher, vierstöckiger Turm und der dreistöckige Querbau dazwischen. Als Baumaterial benutzte man aus Steinbrüchen gewonnene Grauwacke, die Schmuckelemente sind aus Sandstein. Im Erdgeschoss befanden sich zu dieser Seite hin ursprünglich das Speisezimmer, der „Große Salon“ und das Turmzimmer. Eine wichtige Rolle für den optischen Eindruck spielt die horizontale Verbindung durch einen Fries oberhalb des Erdgeschosses.

Echte Pracht entfaltet der villenartige Bau mit seiner Dreiteilung. Eine Achse besteht jeweils aus zwei spitzbogigen Fenstern im Erdgeschoss, einer dreiteiligen, reich verzierten Fenstereinheit im ersten Obergeschoss und dem mit Krabben und Kreuzblume geschmückten Ziergiebel. In direkter optischer Beziehung zu diesem Bau steht der hohe, schlanke Turm am anderen Ende der Fassade, der auf den Fundamenten der Wasserburg steht. Oben sorgt eine in Spitzbögen ausgeführte Brüstung für den Übergang von Mauerwerk zum Dach. Über drei Geschosse ist der Turm achteckig ausgeführt, im oberen Geschoss dann rund, während die Turmhaube wiederum in acht Flächen aufgeteilt ist. Dieser Turm prägt das Bild des Sinziger Schlosses von weit her wie kein zweites Bauelement.

Geht man am Turm vorbei, bietet sich dem Betrachter die ungewöhnliche Westfassade des Schlosses. Sie besteht neben dem Turm aus dem dreistöckigen Querbau und aus einem kleinen Eckbauwerk, in dem sich die Gesindetreppe befindet. Der mittlere Teil hat nur zwei Achsen. Am Ende des Rundganges angekommen, erblickt man die etwas eigenartige, der Stadt zugewandte Südseite. Auf der Eingangsseite fügen sich Baukörper, Maße und Zierelemente nicht zu einem rundum harmonischen Bild der Neugotik zusammen. Hauptsächlich liegt das am Treppenhausturm an der Westecke, der mit seinen Dimensionen und der ansonsten im Gebäude nicht verwendeten Dachform völlig aus dem Rahmen fällt. Hier ist der Typ des frühgotischen Gruppenfensters verwendet.

Die 1952 angebaute Vorhalle nimmt dem prächtigen Erker am anderen Ende der Fassade seine optische Wirkung. Drei Achsen hat der Mittelteil, drei hat auch der Erker, im Treppenhausturm findet sich eine solche Einteilung nicht. Es gibt auch hier schöne Details wie die Balkonbrüstung auf dem Erker, die beiden Dachgauben im Mittelteil, das kleine Ziergitter oben auf dem Treppenhausturm und die kunstvoll geschmiedete Laterne.
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Innenräume
Man betritt das Gebäude durch eine langgestreckte, relativ schmale Eingangshalle. Die Hallendecke ist durch Rippen in einzelne Joche unterteilt. An den Pfeilern und Mauern münden die Rippenbögen in mit Blättern und Blüten verzierte, fein gemeißelte Konsolen. Fast alle Räume des Erdgeschosses liegen in einer Flucht und sind von der Eingangshalle aus durch Doppeltüren zu erreichen und auch miteinander verbunden. Der reizvoll zugeschnittene Kleine Salon mit einem Bodenerker diente ursprünglich vielleicht als eine Art Empfangs- oder Wohnzimmer, wurde aber im 20. Jahrhundert von der Familie als Esszimmer genutzt. Von dort konnte man durch eine Tür auf eine überdachte Terrasse hinaustreten, an die sich der Rosengarten anschloss. Heute führt dieser Raum ein eher tristes Dasein als Garderobe.
Dem Eingangsportal gegenüber liegt das ehemalige Speisezimmer, das später als Billardzimmer und Bibliothek genutzt wurde. Es erhält seine repräsentative Wirkung vor allem durch eine Kassettendecke aus massiven Holzbalken. Besonders schön geschnitzt sind die beiden Halterungen für die Kronleuchter. Die Einrichtung verrät, dass das Zimmer lange Zeit als Ratssaal der Stadt Sinzig verwandt wurde. Der langgestreckte Raum ist heute wesentlich größer als ursprünglich, da er durch Entfernung einer tragenden Wand mit dem ehemaligen Teezimmer verbunden wurde. Dieses war - wie auf alten Bildern noch zu sehen ist - als chinesisches Teezimmer dekoriert und eingerichtet.

An die Familien Bunge und Koenigs - Ernst Koenigs war mit Bunge-Tochter Johanna verheiratet - erinnern hier insgesamt sechs große Ölporträts. Der helle Raum besitzt eine große Fensterfront zum Garten hin. Durch eine Flügeltür kann man auf einen Umgang mit durchbrochener Balustrade hinausgehen.
Im Großen Salon - heute Kultursaal - sorgt ein prächtiger Kristalllüster für ein festliches, gedämpftes Licht. Die Westseite beherrscht ein Kamin aus grünlich meliertem Marmor mit einem fein gearbeiteten patinierten Funkenschutzgitter aus Eisen. Eine besondere Pracht erhält der Raum durch seine Ausmalung, die von Carl Christian Andreae (s.u.) stammt. Die Fächer der Kassettendecke sind mit einer aufwendig bemalten Tapete beklebt. Die Türfüllungen hat der Maler ebenfalls mit auf Papier gemalten Blumenornamenten und Papageien kunstfertig verziert. Der Raum wurde 2021 aufwendig restauriert.

Ein vier Meter hoher Durchgang führt aus dem Großen Salon in das Kleinod des Schlosses, das Turmzimmer. Dort finden bis heute Trauungen des Sinziger Standesamts statt. Der prächtige oktogonale Raum erinnert stark an eine gotische Kapelle. Die mächtigen Außenmauern des Turms sind von sieben breiten Nischen mit gotischen Bögen unterbrochen. Nach drei Seiten hin geben tiefe Fensternischen den Blick in den Garten frei. Alle Fenster sind auf beiden Seiten von zwei farbigen bleiverglasten Streifen begrenzt. Die fensterlosen Wände enthalten Mauernischen, in die sich vier Sofas harmonisch einfügen. Geschnitzte Tierfiguren verzieren die Armlehnen. Hierher konnte man sich während der Gesellschaften, Bälle und Konzerte, die im Salon stattfanden, zum Plaudern zurückziehen. Eine hohe, schön gearbeitete Holzvertäfelung aus Eiche verkleidet den unteren Teil der Mauern. Zierliche Pfosten, die wie kleine Säulen mit Basen und fein geschnitzten Kapitellen versehen sind, begrenzen die einzelnen Wandfelder. Der Fußboden besteht aus einem in Quadrate eingeteilten Kassettenparkett aus Eichenholz mit einem Parkettstern in der Raummitte. Hier steht der inzwischen restaurierte „Idolino“, die Marmorstatue eines Knaben. Heute ist sie vor dem Westfenster platziert. Es handelt sich um die Kopie einer antiken Plastik, ausgeführt gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Das Kapellengewölbe ist mit einer sehr eleganten Dekorationsmalerei verziert. Den Höhepunkt der Ausstattung bilden vier Wandgemälde in den Nischen oberhalb der Sofas, die sich der Form der Spitzbögen anpassen.
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Carl Christian Andreae
Der Maler Carl Christian Andreae (1823-1904), von dem diese Bilder stammen, war ein Schwager des Bauherrn. Die Künstlergruppe der Nazarener, besonders Peter Cornelius, prägte sein künstlerisches Schaffen. 1882 siedelte er nach Sinzig auf den Familienbesitz „Helenaberg“ über. Als sein Hauptwerk gilt die Ausmalung des Chores im Dom zu Fünfkirchen (Pécs im heutigen Ungarn) in den Jahren 1886-1892. Zahlreiche Zeichnungen, Glasfensterentwürfe und einige Ölgemälde befinden sich im Besitz des Museums Sinzig. Der Künstler starb 1904 in Sinzig.
Bei den vier Gemälden im Turmzimmer handelt es sich um Marouflagen, um Bilder, die im Atelier des Künstlers auf Leinwand gemalt und dann vor Ort mit Hilfe eines Bindemittels auf die Wände geklebt wurden. Sie erinnern an Fresken. Jedes der Gemälde hat einen Bezug zur Familiengeschichte der Schlossbesitzer. Die Gemälde, hervorragende Beispiele für die damals verbreitete Historienmalerei, entstanden 1863-1865 vermutlich im Dresdener Atelier des Künstlers. Im Treppenhaus boten große Wandflächen und Mauernischen Platz zur Präsentation persönlicher Kunstgegenstände. Unter der roten Prägetapete finden sich, wie Untersuchungen im Jahr 1998 ergaben, zwei Farbfassungen. Aus ihnen geht hervor, dass das gesamte Treppenhaus mit einer zeittypischen Dekorationsmalerei in verhaltenen Farben ausgemalt war. Die Bemalung der Säulen griff die Farbgebung der Wände auf. Der Architekt Vincenz Statz legte Wert auf liebevolle Details.
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Garten
Was einst die bloße Böschung des Grabens der Wasserburg war, zeigt sich heute als gestalterisches Element des 1858 begonnenen Gartens. Die Mittelachse des Gartens orientierte sich an den Ecktürmen der alten Anlage, sie teilt exakt die ehemalige Nordwand zwischen dem Westturm und dem von dem Rondell stammenden runden Vorsprung in zwei Teile.

Der dem Hause verbundene Maler Carl Christian Andreae hat im Jahre 1870 auf einem kunstvoll ausgestalteten Lageplan den Entwurf von Josef August Lenné dokumentiert. Einiges ist noch erhalten, so die prächtige Lindenallee im Norden. Hier schlossen sich früher nach beiden Seiten Nutzgärten an, die in symmetrisch angelegten Wegen nach dem Vorbild großer Schlossgärten begehbar waren. Durch die Mauer am oberen Rand des Grabens führten heute noch im Ansatz erkennbare Gänge in den Nutzgarten. Am nördlichen Eingang wurde eine Grotte geschaffen - so etwas gehörte im 19. Jahrhundert zur romantischen Stimmung. Die Treppenanlage zum Graben hinunter ist erhalten, am Hang selbst hat Andreae Reben-Symbole eingezeichnet. Zur Zeit der Burgruine wurde hier bereits Wein angebaut, das belegt die Karte von 1827.

Im Graben - er misst von der Burgmauer bis zur Böschung immerhin rund 32 Meter - hat Lenné offensichtlich eine eher parkähnliche als gartenartige Gestaltung bevorzugt, mit gewundenen Wegen und gezielt platzierten Büschen. Genau in der Achse liegen nicht nur die Treppe in den Graben, sondern auch die 1944 zerstörte Brunnenanlage im Graben. Ihr Standort ist heute noch durch Mauerfundamente „markiert“. Auch die Gartengestaltung vor dem Schloss richtet sich nach der Mittelachse. Hier fallen das große, ovale Beet und die Umfahrt ins Auge. Nach Osten hin greift wieder die reine Gartengestaltung Platz, im früheren Rosengarten auf der Höhe des Schlosses und die Fläche unten im seitlichen Teil des Grabens. Hier befindet sich auch einer der besonders liebenswerten Feinheiten der herrschaftlichen Freizeitanlage: die Kegelbahn im seitlichen Abgang zum Graben.
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Kulturdenkmal
Das Objekt „Schloss Sinzig Barbarossastraße 35“ in Sinzig ist ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalverzeichnis für den Kreis Ahrweiler 2022, S. 64).

(Agnes Menacher und Matthias Röcke, Verein zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums in Sinzig e.V., 2023)
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Internet
www.museum-sinzig.de: Das Heimatmuseum im Sinziger Schloss - Anregungen für einen Rundgang (abgerufen 20.03.2023)
museumsinzig.de: 360-Grad Rundgang (abgerufen 20.03.2023)
www.aw-wiki.de: Schloss Sinzig (abgerufen 20.03.2023)

Literatur

Dehio, Georg (1972)
Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz, Saarland. S. 822, Berlin.
Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2023)
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Ahrweiler. Denkmalverzeichnis Kreis Ahrweiler, 12. Juni 2023. S. 64, Mainz.
Menacher, Agnes; Röcke, Matthias (2002)
Das Sinziger Schloss. (Rheinische Kunststätten, Heft 470.) Neuss.

Schloss Sinzig

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Barbarossastraße 35
Ort
53489 Sinzig
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Geländebegehung/-kartierung, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1854 bis 1952

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
Agnes Menacher (2023), Matthias Röcke (2023): „Schloss Sinzig”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-90666-20140419-3 (Abgerufen: 27. April 2024)
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