Das erste Lausitzer Flöz im Raum Welzow wurde bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts in kleineren Gruben im Tief- und Tagebau abgebaut. 1957 begannen die vorbereitenden Arbeiten für den Großtagebau Welzow-Süd mit Rodungsarbeiten. Ab 1959 wurden vier Entwässerungsschächte bis unter das zweite Lausitzer Flöz aufgefahren, von denen ausgehend ein Netz aus Entwässerungsstrecken für die Trockenlegung der Aufschlussfigur sorgte.
Der Aufschluss des Tagebaus begann ab 1962 mit der Abraumförderung. 1966 wurde die erste Kohle gewonnen. Die Abraummassen der Aufschlussfigur bilden die Hochkippe Pulsberg.
Zwischen 1969 und 1972 wurde im Tagebau Welzow-Süd die erste 60-Meter-Förderbrücke der Braunkohleindustrie montiert. Ab 1973 nahm sie den Regelbetrieb auf, die Verkippung des Abraums erfolgte nun im ausgekohlten Innenbereich des Tagebaus.
Die zunehmende Mächtigkeit der Deckschicht über der Braunkohle machte 1977 eine Erweiterung der Förderbrücke um eine 250 m lange Zubringerbrücke notwendig. Seitdem konnte mit Hilfe von drei Eimerkettenbaggern eine Deckschicht von 60 m Höhe über den Förderbrückenverbund gewonnen werden.
Bagger und andere Großgeräte wurden teilweise aus anderen Tagebauen übernommen. Beispielsweise fand zwischen 1993 und 1994 ein bemerkenswerter Großgerätetransport aus den Tagebauen Klettwitz und Greifenhain mit 520 m Länge statt. Auch kam der erste Schaufelradbagger des Typs SRs 6300 im Tagebau Welzow-Süd zum Einsatz, nachdem er 1981 im Tagebau Greifenhain vormontiert worden war.
Der Tagebau Welzow-Süd schwenkte gegen den Uhrzeigersinn zunächst nach Norden und dann in einem Bogen nach Westen, das Altbergbaugebiet Steinitz ist dabei ausgespart. Bis Geisendorf wurde der Tagebau im Parallelbetrieb geführt. Für den weiteren Abbau im sogenannten Südfeld wurde, wieder in Anpassung an die geologischen Bedingungen, die Zubringerbrücke an der Abraumförderbrücke entfernt.
Der Abbau wird noch bis in die 2030er Jahre fortgeführt und dabei werden auch die ehemaligen Tagesanlagen, Kohlebunker und -verladung überbaggern. Auf eine Weiterführung des Tagebaus in das weiter südlich gelegene Teilfeld II verzichtete die LEAG im Rahmen der Anpassungen, die durch das 2021 beschlossene Kohleverstromungsbeendigungsgesetz nötig geworden sind. Deshalb blieben die teilweise schon zur Devastierung vorgesehenen Orte Proschim und Karlsfeld sowie Teile von Welzow erhalten. Durch den Tagebau Welzow-Süd sind insgesamt 17 Dörfer devastiert worden. Für sie schuf man im Rahmen der Rekultivierungsmaßnahmen Gedenkorte.
Insgesamt wird eine Fläche von etwa 8.500 ha vom Tagebau in Anspruch genommen werden. Die Kohle wird dabei in Tiefen bis zu 120 m mit einer Flözmächtigkeit von bis zu 15 m abgebaut. Dabei werden rund 20 Mio. t Braunkohle pro Jahr gewonnen.
Die Verantwortlichkeit für die Rekultivierung der Tagebauflächen ist im Tagebau Welzow-Süd an der Grenze der Abbaukante 1994 geteilt worden. Der in der DDR-Zeit abgebaute Bereich liegt in der Verantwortung der LMBV GmbH, die zeitlich nachfolgenden Bereiche bei der LEAG.
Zahlreiche Flächen sind bereits einer neuen Nutzung zugeführt. So wurde beispielsweise die Hochkippe Pulsberg zu einem Naherholungsgebiet (u.a. mit Rodelberg) gestaltet. Im nordwestlichen Teil der Tagebaufläche befindet sich eine forstwissenschaftliche Untersuchungsfläche, die sogenannte Energielandschaft Welzow, auf der die BTU Cottbus verschiedene Anpflanzungen zur schnellen Gewinnung von Hölzern für Biogasanlagen erprobt. Weitere Rekultivierungsprojekte sind u.a. die Wiederherstellung des Hühnerwassers einschließlich Quellgebiet der Endmoräne Steinitz-Papproth und verschiedener Quellgebiete kleinerer Wasserläufe.
Zum Schutz der südlich des Tagebaus liegenden bereits gefluteten Tagebaurestlöcher wird noch bis 2030 eine Dichtwand errichtet, die ein Zulaufen des Seewassers in den noch aktiven Tagebau verhindert. Sie wird nach Fertigstellung das weltweit größte Dichtwandbauwerk sein.
Datierung:
- Entwässerung: 09.04.1959
- Aufschluss: November 1962
- Abbau: seit 1966
- Abbau: 1969-1981
Quellen/Literaturangaben:
- LEAG: Hauptbetriebsplan Tagebau Welzow-Süd 2020-2022.
- LMBV (Hg.): Welzow-Süd/Jänschwalde/Cottbus-Nord. LMBV-Bereiche (=Wandlungen und Perspektiven 15). Senftenberg 2015.
- LEAG (Hg.): Kohle, Strom und Wärme. Tagebau Welzow-Süd. Cottbus 2018. https://braunkohle.de/wp-content/uploads/2018/04/LEAG_Standortflyer_TB_Welzow_Su__d.pdf. Abgerufen am: 03.10.2023.
BKM-Nummer: 32000472
(Erfassungsprojekt Lausitz, BLDAM 2023)