Ortsgeschichte
Entwicklung seit dem 19. Jahrhundert
Spich auf historischen Karten / Objektgeometrie
Verkehrsanbindung
Internet, Literatur
Ortsgeschichte
Die Gegend des heutigen Stadtteils war bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt: „Bodenfunde lassen darauf schließen, dass die ersten ‚Spicher' sich hier schon 3.500 v. Chr. heimisch fühlten.“ (www.troisdorf.de)
Über den freiadeligen Hof Haus Spich, dessen ursprüngliche Gebäude heute nicht mehr existieren, wird der Ort Spich im Jahr 1297 erstmals urkundlich erwähnt. In einer Urkunde der Siegburger Abtei Michaelsberg ist von einer Mechthild de Spico die Rede.
Über das Haus Broich wurden zuvor bereits 1135 erstmals (allerdings ohne Ortsnennung von Spich) die hier ansässigen niederadeligen Herren von Broich (bzw. vom Broich, in Urkunden meist de Bruche oder van dem Broiche) urkundlich bezeugt.
Der Name Broich verweist dabei auf eine Sumpf-, Moor- oder Bruchgegend und der Name Spich bezeichnet ein stehendes Wasser von Altarmen des Rheins - belegt etwa 1479 über einen hier residierenden Arntz von Broich, den man nennt vamme Spiche (ferner erscheinen die Varianten van dem Spiche und vam Spyche, ebd.).
Während des Mittelalters gehörte Spich zusammen mit den Orten Oberlar, Eschmar, Kriegsdorf zu dem großen Pfarrbezirk Sieglar im Dekanat Siegburg der Diözese Köln (vgl. Becker 2008). In Wilhelm Fabricius' Karte des Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz zur kirchlichen Organisation für das Jahr 1450 ist der Ort Spich noch nicht verzeichnet, auf der entsprechenden Karte für 1610 findet sich Spich dann dem Dekanat Siegburg zugeordnet und eine weitere Signatur vor Ort weist zudem eine „lutherische Diasporagemeinde“ aus (Fabricus 1898, Karten 5.1 u. 6).
Das Kirchspiel unterstand seit 1270 der Herrschaft Löwenburg und fiel 1363 an die Herzöge von Berg (ab 1484 bergisches Amt Löwenburg). Seit dem 14. Jahrhundert war Sieglar Sitz eines landesherrlichen Schöffengerichts und wird unter den bergischen Gerichtsorten genannt (Groten u.a. 2006 und Holdt 2008, S. 21-22, Nr. 247).
In der Fabricius-Karte Die Rheinprovinz im Jahre 1789, Uebersicht der Staatsgebiete und dessen Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz wird Spich mit einer Fläche von 737 Hektar unter dem zum Herzogthum Berg gehörenden Gericht Sieglar im Amt Löwenburg mit insgesamt 1675 Einwohnern im Jahr 1792 genannt (Fabricius 1898, S. 316, Nr. 230). Daneben werden als weitere zugehörige Orte angeführt:
- Eschmar mit 334 Hektar Größe,
- Kriegsdorf, Haus Rott mit 353 Hektar Größe, und
- Sieglar, Oberlar mit 2377 Hektar Größe
Das Dorf Spich erlitt Schäden während des Truchsessischen Krieges, als der Ort 1588 niedergebrannt wurde, sowie später durch Kämpfe während der Napoleonischen Koalitionskriege 1794/96 (www.troisdorf.de).
Entwicklung seit dem 19. Jahrhundert
Während der Zeit der französischen Besetzung (1794-1814/15) fiel das vorab genannte Amt Löwenburg 1806 an das napoleonische Großherzogtum Berg. Zu der 1807/08 gegründeten Mairie Sieglar (ab 1815/16 preußische Bürgermeisterei) zählte Spich als ab 1846 selbstständige Gemeinde neben Sieglar selbst, Oberlar, Eschmar, Kriegsdorf, Bergheim und Müllekoven sowie den beiden Adelssitzen Haus Rott (heute im Stadtteil Rotter See) und Haus Broich in Spich.
Im Gemeindelexikon für das Königreich Preußen werden für das Jahr 1885 in Spich als einzigem Ort der Kommune insgesamt 976 Einwohner*innen (468 Männer und 508 Frauen) in 192 Haushalten sowie ein unbewohntes Wohnhaus angeführt. Erneut werden insgesamt 737 Hektar Fläche genannt, wovon 439 Hektar auf Acker-, 14 Hektar auf Wiesen- und 212 Hektar auf Waldflächen entfallen.
Aus den Volkszählungen sind ferner als Einwohnerzahlen belegt: 1816 610, 1843 851, 1871 946, 1905 1.517, 1914 2.095, 1961 5.656 und 2010 12.817.
Im 19. Jahrhundert war die Bevölkerung Spichs bis auf drei Bürger evangelischer Konfession und zwölf Bürgern jüdischen Glaubens mehrheitlich katholisch (nach de.wikipedia.org, ohne Jahresnennung bei insgesamt 961 Personen). Die im Jahr 1932 40 Personen zählende jüdische Gemeinde Troisdorf gehörte zu Siegburger Judengemeinde im Zentralort der Synagogengemeinde des Siegkreises (Reuter 2007).
Im Jahr 1927 erfolgte der Zusammenschluss der zwischenzeitig selbständigen Spezialgemeinde Bergheim/Müllekoven mit Sieglar und der Gemeinde Spich zu der neuen „Großgemeinde Sieglar“ (mit nunmehr Bergheim, Eschmar, Kriegsdorf, Müllekoven, Oberlar, Sieglar und Spich). Diese bestand bis zur im Zuge der kommunalen Neugliederung des Raumes Bonn erfolgten Eingemeindung nach Troisdorf am 1. August 1969.
Eine 1815 in Betrieb genommene Alaunhütte - zugleich die erste industrielle Ansiedlung im Gebiet des heutigen Troisdorf - machte Spich zu einem Bergarbeiterdorf. An der Bahnstrecke der Siegbahn von Köln-Deutz nach Au (Sieg) wurde in Spich ein Haltepunkt eigerichtet, ferner bestand über den Troisdorfer Vorbahnhof Anschluss an den ab 1914 betriebenen Güter- und Personenverkehr des „Rhabarberschlittens“, der Kleinbahn von Siegburg nach Köln-Zündorf.
1832 entstand auf Spicher Gebiet in der Wahner Heide der Optische Telegraf Nr. 53 der Preußischen Telegrafenlinie Berlin-Koblenz (heute Forsthaus „Telegraf“).
Ein schwerer Schlag ereilte Spich im Zweiten Weltkrieg: „Der ‚Blutsonntag' am 11.3.1945 brachte erneut großen Schaden über den Ort: 52 Todesopfer unter der Bevölkerung waren zu beklagen wie auch die Zerstörung der halben Ortschaft. Mit dem Wiederaufbau wuchs nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die Ansiedlung von Gewerbe und Industrie.“ (www.troisdorf.de)
Über die 1817 erfolgte Einrichtung des Schießplatzes Wahn in der angrenzenden Wahner Heide (seit 1931 zugleich Naturschutzgebiet) und deren im 20. Jahrhundert intensivierte militärische Nutzung wurde Spich maßgeblich geprägt (vgl. die dortigen Objekteinträge).
Heute wird das Bild des einwohnerreichen Stadtteils außerhalb seines alten Ortskerns vor allem durch neuere Wohnbebauung mit Mehr- und Einfamilienhäusern sowie mehrere Gewerbe- und Industriegebiete bestimmt.
Spich auf historischen Karten / Objektgeometrie
In der das Jahr 1789 abbildenden Karte des Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz findet sich der kleine Ort im Untergericht Sieglahr an der Straße zwischen Siegburg und Mülheim, der heutigen Hauptstraße bzw. Bundesstraße B 8, eingezeichnet (Fabricius 1894, vgl. Abb.).
Die historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1801-1828) zeigen den Ort mit einer besiedelten Fläche von rund 28 Hektar (280.000 m2). Eigens verzeichnet ist im Nordosten die Allaunhütte. Hinsichtlich seiner Größe zeigen sich für den nun als Spiech benannten Ort mit Hs. Broich und der Alaunhütte auch auf der nur wenig jüngeren, zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme noch kaum Veränderungen.
Die flächige Entwicklung des nun wieder mit Spich benannten Orts betreffend, gilt dies auch noch für die Kartenblätter der späteren, zwischen 1891 und 1912 erarbeiteten Preußischen Neuaufnahme, in denen jetzt die Bahn- und Gleisanlagen verzeichnet sind. Schließlich zeigen die topographischen Karten TK 1936-1945 einen vornehmlich durch Gewerbeansiedlungen deutlich angewachsenen Ort (vgl. Kartenansichten).
Die hier eingezeichnete Objektgeometrie zeigt den bebauten Bestand auf der Ortsfläche von Spich und des Hauses Broich, wie ihn die Preußische Neuaufnahme (1891-1912) zeigt. Heute erstreckt sich der Stadtteil Spich deutlich größer beiderseits der Bahnstrecke sowie in großen Teilen auf den hier noch freien Flächen in Richtung des heutigen Gewerbegebiets Camp Spich und in Richtung Troisdorf-Oberlar.
Verkehrsanbindung
Spich liegt etwa 20 bzw. 15 Kilometer von den Zentren von Köln und Bonn entfernt und ist an beide Großstädte über die durch den Stadtteil führende Bundesautobahn A 59 verbunden (Anschluss in Spich und in Lind). Der Stadtteil geht über die Haupt- bzw. Mühlheimer Straße in die Stadt Troisdorf über, die Kreisstadt Siegburg und der Flughafen Köln/Bonn sind jeweils etwa 7 Kilometer entfernt.
An den regionalen Öffentlichen Personen Nahverkehr (ÖPNV) ist Spich über Linienbusse angebunden. Über den eigenen Bahnhof Spich besteht Anschluss an das Regionalnetz der Deutschen Bahn. Die Bahnstrecke zweigt zudem im an Spich angrenzenden Köln-Wahn auf die im Juni 2004 eröffnete „Flughafenschleife“ der Bahn ab.
(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2024)
Internet
www.troisdorf.de: Spich: Von altem Adel (abgerufen 07.02.2024)
de.wikipedia.org: Spich (abgerufen 07.02.2024)