Das auch als Burg Broich bezeichnete Haus ist ein früherer Adelssitz, der auf eine spätmittelalterliche Wasserburg der in Spich ansässigen Herren von Broich zurückgeht. Nach einem Umbau zu Beginn des 17. Jahrhunderts präsentiert sich die Anlage heute als Herrenhaus im Stil der Spätrenaissance.
Die niederadlige Familie von Broich zu Spich Das auch gerne als Burg bezeichnete Haus Broich ist ein früherer Adelssitz, der ursprünglich auf eine wohl spätmittelalterliche Wasserburg der in Spich ansässigen Herren von Broich (bzw. vom Broich, in Urkunden meist de Bruche oder van dem Broiche) zurückgeht. Der Name der 1135 erstmals urkundlich bezeugten niederadeligen Familie von Broich zu Spich leitet sich vom Begriff „Bruch“ ab, der in zahlreichen regionalen Variationen meist die Bezeichnung für ein Sumpf- oder Moorland ist und damit als Bestandteil in viele Flur-, Siedlungs- aber auch Familiennamen einging. Aufgrund der Häufigkeit des Namens lässt sich eine Verwandtschaft natürlich nicht mit letzter Sicherheit ausschließen, doch ist die niederadelige Familie der Broich zu Spich von höherrangigen Geschlechtern gleichen Namens zu unterscheiden – etwa dem jülichschen Uradelsgeschlecht Broich mit Besitz und Ämtern in der Region um Aachen und Jülich (Fabricius 1898, S. 285-286) oder den Edelherren der Herrschaft Broich als Unterherrschaft des Herzogtums Berg mit ihrer Residenz auf Schloss Broich bei Mülheim an der Ruhr (ebd., S. 312). Ein weiteres „Hs. Broich (Sieg)“ nennt Fabricius in den Erläuterungen zu seiner Karte Die Rheinprovinz im Jahre 1789, Uebersicht der Staatsgebiete im von Spich nur 5 km nach Süden entfernten Müllekoven im damaligen Gerichtsbezirk Bergheim des bergischen Amts Lülsdorf (heutiger Stadtteil Troisdorf-Müllekoven, ebd., S. 316, Nr. 233).
Ein Spicher Udo de Bruche soll vom Grafen von Berg zum Ritter geschlagen und damit in den Adelsstand erhoben worden sein. Dessen Nachfahren waren dann über Jahrhunderte Vasallen der Grafen und späteren Herzöge von Berg (web.archive.org, ohne Quellenbeleg und Datierung). Haus Broich war ein landtagsfähiges Rittergut. Der Ort Spich wird über einen freiadeligen Hof Haus Spich im Jahr 1297 erstmals urkundlich erwähnt. Im bergischen Amt Löwenburg (ab 1484) zählte der Ort dann zum seit 1555 unter den bergischen Gerichtsorten genannten Sieglar (Fabricius 1898, S. 315-316, Nr. 230 und Holdt 2008, S. 21-22, Nr. 247).
Besitzgeschichte von Haus Broich Für 1412 ist als Eigentümer ein Ludwig von dem Bloedesheym und später eine Sophia von Velbrück ausgewiesen (de.wikipedia.org). Von 1522 bis 1742 gehörte die Anlage dem Geschlecht von Wolffen, die „1623 im Anschluss an ältere Teile das jetzige Wohnhaus errichteten“ (Clemen 1907, S. 249). Nach dem an der äußeren Giebelseite des Haupthauses erhaltenen Allianzwappen zur Eheschließung „Wolff - Verken. Anno 1623“ entstand der „stattliche Spätrenaissancebau des Herrenhauses“ (Friedhoff / EBIDAT) unter Augustin von Wolffen und seiner Gemahlin Caecilia von Vercken. Im Jahr 1721 übernahm Franz Bernhard von Westrem, der zwischen 1706 und 1735 amtierende Abt der Siegburger Benediktinerabtei, das Eigentum an Haus Broich auf Grund eines Pflegevertrages, den Johann Friedrich Winand von Wolffen zugunsten seiner Frau mit ihm geschlossen hatte. Von Westrem ließ den Hof von dem Halbpächter Heinrich Görres bewirtschaften (de.wikipedia.org).
Über weitere Besitzerwechsel gelangte das Haus u.a. an eine Familie Molkenbauer (1745), einen Finanzrat Kerris (1790), einen Nagelschmied Christian Renner (im Jahr 1816 laut Clemen bzw. 1817 oder 1826 nach de.wikipedia.org), dem ein Josef Renner als Eigentümer folgte. 1893 erbte eine Laura Bouserath das Gebäude von der es 1897/98 ein Fabrikant Hoddick aus Langenfeld übernahm. Dieser verpachtete einen Teil des zugehörigen Landbesitzes zum Abbau dortiger Sand- und Tonvorkommen an die Troisdorfer Kunstsandstein- und Thonwerke GmbH, deren Gründungsgesellschafter er war. Nach Hoddicks Tod 1902 wurde ein Kommerzienrat Wolff aus Elberfeld Besitzer des Anwesens. 1970 fiel Haus Broich per Erbschaft an Christa Löwer, die es 1971 an die Stadt Troisdorf verkaufte, unter der 1980 der heutige Park entstand und von der es bis 1988 als Jugendzentrum genutzt wurde (Clemen 1907, Friedhoff / EBIDAT und de.wikipedia.org). Im Jahr 1989 erwarb eine Werbeagentur das Anwesen, die hier bis heute ihren Sitz hat.
Baubeschreibung Die frühe Baugeschichte der spätmittelalterlichen Wasserburg Broich ist bislang noch nicht erforscht worden. Mangels Überlieferung und archäologischem Befund bis zum Ende des 13. Jahrhunderts wird die Anlage bei Friedrich / Päffgen (2007) nicht angeführt. Als älteste erhaltenen Bauteile gelten die vermutlich in das ausgehende 14. Jahrhundert zu datierenden Kreuzgewölbe im Keller (Friedhoff / EBIDAT): „Der niedrige, zweigeschossige Seitenflügel wird in der Literatur gelegentlich als mittelalterlicher Bauteil angesprochen. [...] Ob der niedrige zweigeschossige Nebentrakt des Hauptgebäudes ebenfalls noch in das Spätmittelalter datiert, ist fraglich und lediglich auf der Grundlage einer bauhistorischen Untersuchung zu entscheiden.“
Nach dem umfassenden Umbau zu Beginn des 17. Jahrhunderts präsentiert sich die Anlage heute als Herrenhaus mit zweiflügligem Hauptgebäude im Stil der Spätrenaissance. An das schmale viergeschossige Haupthaus mit seinen auffälligen, geschweiften Renaissancegiebeln und einem steilen Dach schließt sich rechtwinklig ein zweigeschossiger Nebenflügel an. Das die Wasserburg ursprünglich umgebene System von Wassergräben wurde im 19. Jahrhundert trockengelegt und eingeebnet. Die Wirtschaftsgebäude wurden vor 1867 neu errichtet und die beiden Turmgebäude ließ die Familie Renner um 1880 anbauen.
Unmittelbar vor Haus Broich (und nur etwa einen Kilometer entfernt von dem berühmten Spicher Hohlstein) liegt ein großer Quarzitblock.
Lage und historische Karten Die hiesige Objektgeometrie zeigt das rund 42.000 Quadratmeter bzw. 4,2 Hektar umfassende Areal von Haus Broich entsprechend seiner dort erkennbar abgegrenzten Fläche im Kartenbild der zwischen 1891 und 1912 erarbeiteten Preußischen Neuaufnahme. Ein Lageplan aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts umfasst weitere Bereiche über etwa 150 Meter in Richtung Nordwesten (Fig. 166 bei Clemen 1907, S. 249). Die historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (Tranchot / von Müffling 1801-1828) weisen das Haus nicht gesondert aus, das dann in der Preußische Uraufnahme (1836-1850) und der Neuaufnahme als „Hs. Broich“ verzeichnet ist.
Baudenkmal „Haus Broich, Herrenhaus“ ist unter der laufenden Nummer A 56 als Baudenkmal in Liste A der Denkmalliste der Stadt Troisdorf verzeichnet (troisdorf.de, 2020 und 2022).
Internet troisdorf.de: Denkmalliste der Stadt Troisdorf, Liste A (PDF-Datei, 1,25 MB, Stand: Juli 2021, abgerufen 22.08.2022) web.archive.org: Memento einer nicht mehr verfügbaren Seite unter www.troisdorf.de zu Haus Broich (Stand 22.12.2017, abgerufen 17.04.2020) www.ms-visucom.de: Burgendatenbank EBIDAT, Broich bei Troisdorf (Text Jens Friedhoff, abgerufen 17.04.2020) de.wikipedia.org: Haus Broich (Troisdorf) (abgerufen 17.04.2020) troisdorf.de: Denkmalliste der Stadt Troisdorf (Stand Mai 2018, abgerufen 17.04.2020, Inhalt nicht mehr verfügbar 22.08.2022)
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