Stadtteil Troisdorf-Eschmar

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Troisdorf
Kreis(e): Rhein-Sieg-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 47′ 27,41″ N: 7° 06′ 35,35″ O 50,79095°N: 7,10982°O
Koordinate UTM 32.366.776,52 m: 5.628.280,89 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.578.298,91 m: 5.628.977,98 m
  • Blick von der Siegaue auf die Eschmarer Mühle in Troisdorf (2017)

    Blick von der Siegaue auf die Eschmarer Mühle in Troisdorf (2017)

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  • Ein riesiger Gänseschwarm fliegt über die Siegaue bei Troisdorf-Eschmar (2017)

    Ein riesiger Gänseschwarm fliegt über die Siegaue bei Troisdorf-Eschmar (2017)

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  • Informationstafel "grünes C" zum Ort Eschmar (2017)

    Informationstafel "grünes C" zum Ort Eschmar (2017)

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Eschmar ist einer der zwölf Stadtteile von Troisdorf im Rhein-Sieg-Kreis. Die Ortschaft hat aktuell rund 3.100 Einwohner (troisdorf.de, Statistik).
Südlich von Eschmar fließt der von dem Flüsschen Agger gespeiste Troisdorfer Mühlengraben vorbei, der wenige Kilometer später bei Troisdorf-Bergheim in die Sieg mündet. Der Flusslauf der Sieg und das Naturschutzgebiet „Siegaue“ schließen sich südlich an den Ort an.

Ersterwähnung und Ortsname
Herrschafts- und Pfarrgeschichte
Geschichte seit dem 19. Jahrhundert
Jüngere Entwicklung
Hinweis, Objektgeometrie
Quelle, Internet, Literatur

Ersterwähnung und Ortsname
Die älteste urkundliche Erwähnung von Eschmar ist – analog zum Kirchdorf Sieglar, zu dessen Bannbezirk es möglicherweise gehörte – auf das Jahr 832 zu datieren: Eine Besitzurkunde des Bonner Cassiusstifts nennt Eschmar als Marca Asiamariorum.
Die häufig genannte Interpretation als „Marktflecken am Wasser“ (etwa bei troisdorf.de) erscheint mit Blick auf das Marca eher zweifelhaft, da das althochdeutsche marca, marcha bzw. das mittelhochdeutsche mark eher auf „Grenze“ und weniger auf „Markt“ schließen lassen. Hingegen verweist …mariorum über die Formen mere bzw. meri wohl zweifelsfrei auf eine Ortslage am Wasser oder an einem Sumpf. Weitere Urkundenbelege für Eschmar wie Ascmeri (890), Ascmere (1064 und 1076) oder Asmeri (1068) lassen – wenn auch unsicher – eine Herkunft aus dem althochdeutschen asc für „Esche“ vermuten (Berger 1993 und Udolph 1994, S. 335-336). Da dieser Baum als fester Bestand des umgebenden Hartholzauenwalds gut zur siegnahen Lage Eschmars passt, scheint diese Namensdeutung schlüssig (Detlev Arens).
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Herrschafts- und Pfarrgeschichte
Zwischen 1065 und 1075 erscheint Eschmar mehrfach in Urkunden der Siegburger Abtei, die von Erzbischof Anno II. (um 1010-1075, Erzbischof von Köln 1056-1075) mit dortigem Besitz ausgestattet wurde, darunter ein königliches Hofgut als Präsenzhof der Abtei, dessen Besitzübertragung 1068 von König Heinrich IV. bestätigt wurde.
Auf das Siegburger Kloster auf dem Michaelsberg soll auch der um 1700 belegte, aber wohl ältere Mühlengraben zurückgehen. Die Regulierung des ehemaligen Flußbetts von Sieg und Agger war für den Betrieb der Sieglarer und Eschmarer Mühlen notwendig.
Als weitere, teils zum Besitz anderer Kirchen und Klöster gehörende Höfe in Eschmar werden ein Beginengut, der Burghof Nesselrode-Ehreshoven, der Propsthof, der Theißhof, der Zweifelshof, der Pollhof und der Klockenhof erwähnt.
„Zwei Urkunden von 1389 und 1404 zeugen von Weinanbau in Eschmar.“ (troisdorf.de)

Zusammen mit den Orten Kriegsdorf, Oberlar und Spich gehörte Eschmar zum großen Sieglarer Pfarrbezirk, dessen Kirchspiel seit 1270 der Herrschaft Löwenburg unterstand und 1363 an die Herzöge von Berg fiel. Ebenfalls im Verbund mit Sieglar, das seit dem 14. Jahrhundert Sitz eines landesherrlichen Schöffengerichts war und 1555 unter den bergischen Gerichtsorten genannt wurde, gehörte Eschmar als Honnschaft (auch Honschaft, die kleinste Verwaltungseinheit im Herzogtum Berg) ab 1484 zum bergischen Amt Löwenburg (HbHistSt NRW 2006 und Holdt 2008, S. 21-22).
„Im 1. Koalitionskrieg zwischen Frankreich und den vereinigten österreichischen Truppen gehört Eschmar zur Verteidigungs- und Auffanglinie Lohmar bis Bergheim. Es muss besonders von 1794 bis 1797 Einquartierungen, Durchmärsche und Verwüstungen erdulden.“ (troisdorf.de)

In Wilhelm Fabricius' Karte Die Rheinprovinz im Jahre 1789, Uebersicht der Staatsgebiete und dessen 1898 publizierten Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz wird der Ort Eschmar unter dem zum Herzogthum Berg gehörenden Gericht Sieglar im Amt Löwenburg angeführt, das im Jahr 1792 insgesamt 1675 Einwohnern zählte (Fabricius 1898, S. 316). Neben Eschmar mit 334 Hektar Größe werden dort außerdem Kriegsdorf, Haus Rott mit 353 Hektar, Sieglar, Oberlar mit 2377 Hektar und Spich mit 737 Hektar Größe als Sieglar zugehörige Orte angeführt.
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Geschichte seit dem 19. Jahrhundert
Während der Franzosenzeit fiel das Amt Löwenburg 1806 an das napoleonische Großherzogtum Berg. Als eigenständige Gemeinde gehörte Eschmar zusammen mit Bergheim, Kriegsdorf, Müllekoven, Oberlar, Sieglar und Spich sowie den beiden Adelssitzen Haus Broich (heute Spich) und Haus Rott (heute Rotter See) zu der 1807/08 gegründeten Mairie Sieglar. Diese war ab 1815/16 preußische Bürgermeisterei, der Eschmar bis 1845 angehörte. 1846 wurde Eschmar Spezialgemeinde mit eigenem Gemeinderat, die wiederum zum 1. April 1917 in die Gemeinde Sieglar eingemeindet wurde (troisdorf.de). Unter de.wikpedia.org wird hingegen der 1. April 1918 genannt, an dem Eschmar zusammen mit dem Wohnplatz Eschmarer Mühle nach Sieglar eingemeindet wurde (ab 1927 „Großgemeinde Sieglar“, vgl. Groten u.a., HbHistSt NRW 2006).
Im Zuge der Gemeindereform mit kommunaler Neuordnung wurde Eschmar schließlich zum 1. August 1969 eine der zwölf Stadtteil-Ortschaften von Troisdorf.
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Jüngere Entwicklung
In dem lange Zeit durch Landwirtschaft geprägten Ort Eschmar spielt diese auch heute noch eine bedeutende Rolle. Im Jahr 1885 gehörte zu dem heute noch „kleinen beschaulichen Ort inmitten von Natur und Feldern“ (troisdorf.de) nur ein Hektar Wiese, aber 311 Hektar Felder.
Das Zentrum des alten und gewachsenen Ortskerns wird von der 1937 geweihten katholischen Pfarrkirche St. Peter und Paul geprägt. Entlang der zentralen Rheinstraße mit der Gemeinschaftsgrundschule TROGATA (Troisdorfer Ganztag) finden sich noch zahlreiche alte Fachwerkgebäude, von denen einige eingetragene Baudenkmale sind (troisdorf.de, Denkmalliste). Die neueren Ortsteile im Norden entstanden als so genannte „Gartenstadt“ erst in den 1970er- und 1980er-Jahren. Im Jahr 2016 zählte Eschmar 3.124 Einwohner (troisdorf.de).
Neben dem Mühlengraben südlich des Orts geht auch die dortige Eschmarer Mühle mit Kraftwerk noch auf die Abtei Siegburg zurück. Das heutige Erscheinungsbild der längst stillgelegten und als Wohnung genutzten Mühle entspricht dem letzten Ausbau seit den 1880er-Jahren.
Über die Bundesautobahn A 59 besteht eine gute Verkehrsanbindung in Richtung Köln und Bonn sowie den nahegelegenen Flughafen Köln/Bonn.
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Hinweis, Objektgeometrie
Der Mühlengraben bei Eschmar und die Eschmarer Mühle mit Kraftwerk sind wertgebende Merkmale des Kulturlandschaftsbereichs „Mühlengraben / Sieglar“ (Regionalplan Köln 439).
Die hier verzeichnete Objektgeometrie zeigt den bebauten Bestand auf der Ortsfläche von Eschmar, wie ihn die historischen Karte der zwischen 1891 und 1912 erarbeiteten Preußischen Neuaufnahme zeigt (vgl. die historischen Karten in der Kartenansicht).

(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2017/2021)

Quelle
Texte von Detlev Arens zum Ort Eschmar auf Informationstafeln „grünes C“ im Bereich der Siegaue (Stand Januar 2017).

Internet
www.troisdorf.de: Stadtteil Eschmar, Marca Asiamariorum, Aschemere, Eschemare – heute: Eschmar (abgerufen 08.02.2017 und 26.10.2021)
www.troisdorf.de: Statistik, Stand 31.12.2016 (abgerufen 08.02.2017, Inhalt nicht mehr verfügbar 26.10.2021)
troisdorf.de: Denkmalliste der Stadt Troisdorf, Liste A (PDF-Datei, Stand Oktober 2016, abgerufen 09.02.2017)
de.wikipedia.org: Eschmar (abgerufen 08.02.2017)
de.wikipedia.org: Bürgermeisterei Sieglar (abgerufen 08.02.2017)
nsg.naturschutzinformationen.nrw.de: Naturschutzgebiet Siegaue (SU-009) (abgerufen 23.01.2017)
natura2000-meldedok.naturschutzinformationen.nrw.de: Siegaue und Siegmuendung, Natura 2000-Nr. DE-5208-301 (abgerufen 23.01.2017)
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Literatur

Berger, Dieter (1993)
Duden: Geographische Namen in Deutschland. Herkunft und Bedeutung der Namen von Ländern, Städten, Bergen und Gewässern. (Duden-Taschenbücher, 25.) Mannheim u.a..
Fabricius, Wilhelm (1898)
Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz. (2 Bände, Nachdruck 1965). Bonn.
Groten, Manfred; Johanek, Peter; Reininghaus, Wilfried; Wensky, Margret / Landschaftsverband Rheinland; Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.) (2006)
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 1009-1010, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Holdt, Ulrike (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Berg. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V.16.) Bonn.
Irsigler, Franz (1982)
Herrschaftsgebiete im Jahre 1789. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V.1.) S. 3, Nr. 3/3g, Köln.
Udolph, Jürgen (1994)
Namenkundliche Studien zum Germanenproblem. (Reallexikon der Germanischen Altertumskunde - Ergänzungsbände 9.) Berlin.

Stadtteil Troisdorf-Eschmar

Schlagwörter
Ort
53844 Troisdorf - Eschmar
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:25.000 (kleiner als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 832

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Stadtteil Troisdorf-Eschmar”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-264188 (Abgerufen: 20. April 2024)
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