Militärische Relikte in der Kulturlandschaft Wahner Heide

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
  • Stahlbeton-Bunker an der Artilleriestellung Sicherheitsstand 11 in der Wahner Heide (2011). Das Graffito im Inneren lautet "Nur die Toten haben das Ende des Krieges gesehen".

    Stahlbeton-Bunker an der Artilleriestellung Sicherheitsstand 11 in der Wahner Heide (2011). Das Graffito im Inneren lautet "Nur die Toten haben das Ende des Krieges gesehen".

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  • Militärische Relikte in der Wahner Heide (2011)

    Militärische Relikte in der Wahner Heide (2011)

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  • Höckerlinie im Bereich "Erdkaule" (miltärisches Relikt in der Wahner Heide), 2010

    Höckerlinie im Bereich "Erdkaule" (miltärisches Relikt in der Wahner Heide), 2010

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  • Ruine eines früheren Bunkers, militärisches Relikt in der Wahner Heide (2011).

    Ruine eines früheren Bunkers, militärisches Relikt in der Wahner Heide (2011).

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  • Panzerwaschanlage am "Camp Altenrath" im Winter 2012/2013.

    Panzerwaschanlage am "Camp Altenrath" im Winter 2012/2013.

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  • Warnhinweis "Rote Zone!", militärisches Relikt in der Wahner Heide (2011)

    Warnhinweis "Rote Zone!", militärisches Relikt in der Wahner Heide (2011)

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  • Ruine eines Bunkers in der Wahner Heide (2011)

    Ruine eines Bunkers in der Wahner Heide (2011)

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  • Militärische Relikte in der Wahner Heide, Hinweisschild auf eine ""Zone 1" (2011)

    Militärische Relikte in der Wahner Heide, Hinweisschild auf eine ""Zone 1" (2011)

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Ab 1817 gab es erste Manöver in der Wahner Heide. Seitdem setzte ein sukzessives Aufkaufen von Fläche (bis 1937) durch das Militär ein: zum einen wegen der Zunahme der Schussweite und zum anderen wegen der Erhöhung der Truppenzahlen. Als erste Fläche wurde 1818 ein Heidestück bei Wahn aufgekauft. 1834 wünschten die Einwohner von Wahn die Erlaubnis, auf dem Schießplatz ihre Rinder zu hüten - bisher durfte man dort nur Schafe hüten - und Heidestreu entnehmen zu dürfen. Beides wurde wohl bis 1863 stillschweigend gebilligt, ebenso die Entnahme von Torf.

Im 18. Jahrhundert hatte es am Wahner Mauspfad und in seiner Nähe nur die schon im Hochmittelalter bezeugte Scheuermühle und das Forsthaus der Besitzer von Burg Wahn gegeben. Um 1821 befanden sich zwischen dem Dorf Wahn und dem Mauspfad erst wenige Häuser. Die zunehmende Bedeutung des Truppenübungsplatzes ließ längs der früheren Wahner Viehgasse (heute zum Teil Heidestraße) weitere Häuser von Gastwirten, Kaufleuten etc. entstehen, aus denen sich dann in der Gemarkung Wahn die neue Siedlung Wahnheide (zunächst nach der Flur „Biesel“ bezeichnet) entwickelte.
Neben der Vergrößerung des militärisch genutzten Geländes wurde auch sein Ausbau kräftig vorangetrieben. Voraussetzung dafür war die Trockenlegung des Geländes, da das ausgedehnte Sumpfgelände und die weiten Sandflächen für Artillerie-Fahrzeuge unbrauchbar waren. Die wichtigsten Stellen des Truppenübungsplatzes wurden durch ein Kleinbahnnetz verbunden, was man auf der preußischen Neuaufnahme von 1895 sehr gut erkennen kann. Ferner errichtete man eine Telegrafen- und eine Fernsprechanlage, um die schnelle Verbindung nach Berlin sicher zu stellen. Um die Schießübungen bewerten zu können, schüttete man Sicherheits- und Beobachtungsstände auf, die teilweise auf der Neuaufnahme vermerkt sind.
Bäche und Gräben wurden mit Brücken und Durchlässen versehen. Das Militärlager selbst in Wahnheide wurde mit Baracken, Magazinen, Lazarett und vielem mehr ausgerüstet.

Während des Ersten Weltkrieges betrieb man weitere Entwässerungsmaßnahmen: so wurde im Bereich der Scheuerteiche eine Stauanlage gebaut, um das Südlager vor Hochwasser zu schützen. Zwischen 1926 und 1933 wurde das Gebiet nicht militärisch, sondern durch die Gemeinden Heumar und Wahn genutzt, Anfang 1925 kam es zu Aufforstungen im Rahmen von Notstandarbeiten und zur Einrichtung einer Forstschule. Größere Geländestreifen standen für die Schafweide wieder zur Verfügung. Auch zogen viele Familien nach Wahnheide.
Im Dezember 1932 wurde die gesamte Wahner Heide aus dem Eigentum des Reiches in das des Staates Preußen überführt, im Zuge der Machtübernahme Hitlers bekam sie wieder den Status eines Schieß- und Truppenübungsplatzes; für die Bevölkerung wurde sie völlig gesperrt, die Bewohner von Altenrath wurden umgesiedelt. 1935 kaufte der Staat das Gelände der ehemaligen Dynamitfabrik mit all ihren Bauten, zwei Jahre später begann der Ausbau des Mauspfads. Während des Krieges wurde ein Feldflughafen angelegt, der von den Briten und Belgiern wie das ganze Truppenübungsgelände nach der deutschen Kapitulation übernommen wurde.

Als weitere Relikte des Militärs neben dem Sicherheitsstand 12 und der Artilleriestellung Sicherheitsstand 11 des 19. Jahrhunderts sind noch die zahlreichen Panzer- und Schützengräben zu nennen. Bunkerreste finden sich besonders im südlichen Teil der Wahner Heide um den Salbachhügel, in der Scheuerbachsenke und am Telegrafenberg. Im Nordteil der Wahner Heide befindet sich eine Verladerampe der Belgier mit Anschluss an die Bahnlinie von Köln nach Rösrath.

(Alexandra Lehmann / LVR-Umweltamt 2003)

Ergänzende Nachträge (2011ff.)
Das im Nordwesten der Wahner Heide befindliche frühere Kriegsgefangenenlager Hoffnungsthal und der zugehörige Gedenkort der Ehrenanlage Kalmusweiher sind hier nicht als militärische Relikte zugeordnet, da das durch die Wehrmacht von 1940-1945 betriebene Lager auch ein Instrument der nationalsozialisitschen Zwangsherrschaft war und die Relikte heute vornehmlich der Erinnerung und dem Gedenken an das NS-Unrecht dienen.

Die Geschichte des Truppenübungsplatzes in der Wahner Heide und die der deutschen Luftwaffe in Wahnheide werden seit 1995 in der Dauerausstellung zur Militärgeschichte Wahn-Heide in der früheren Hauptwache der Luftwaffenkaserne Wahn dargestellt.

Die „Überbleibsel der belgischen Truppen“ in der Wahner Heide werden als „lost sites“ bzw. „lost places“ - also verlorene, verlassene, aufgegebene oder vergessene Orte, Anlagen, Stätten - wie folgt beschrieben:

„Aus der belgischen Beteiligung an der britischen Besatzungszone nach dem 2. Weltkrieg ging die Stationierung belgischer Truppen im Rahmen der NATO hervor, die 2004 endgültig abgezogen wurden. Zeitweise lag das gesamte belgische Feldheer und große Teile der Luftwaffe in Deutschland.
Für die höheren Dienstgrade gab es in Spich um den Farnweg, in Troisdorf vor dem Aggerstadion und in Siegburg am Tönisberg Siedlungen mit Ein- und Mehrfamilienhäusern, die inzwischen privatisiert wurden, sowie eine belgische Schule an der Goethestraße in Siegburg und am Troisdorfer Aggerstadion. In der Nähe steht auch noch der Bau der “Zentralkantine„ (CMC/MHK), eines Supermarktes für die Angehörigen der belgischen Militärs. An die Anwesenheit der belgischen Truppen erinnern mehrere Gedenksteine in der Region.
Die meisten Zugänge zur Wahner Heide sind noch aus Zeiten der belgischen Übungen aus Gründen des Naturschutzes und auch wegen der bis heute vorliegenden Kampfmittelbelastung durch Schranken und Warnschilder gesperrt. Selbst auf den Wanderwegen liegen noch Patronen, und wenige Meter daneben werden regelmäßig auch größere Kaliber gefunden, so im März 2007 ein 10,5-cm-Geschoss.“
(www.pigasus.de)

(Christoph Boddenberg und Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2011/2024)

Internet
www.pigasus.de: Relikte in der Heide, Überbleibsel der belgischen Truppen (abgerufen 22.09.2011)

Literatur

Lehmann, Alexandra / Landschaftsverband Rheinland, Umweltamt (Hrsg.) (2003)
Relikte der historischen Kulturlandschaft in der Wahner Heide. Unveröffentlichtes Fachgutachten mit Dokumentation. Köln.
Sticht, Holger Maria (2005)
Natur- und Kulturführer Wahner Heide. Düsseldorf (2. Auflage).
Weber, Hans / Interkommunaler Arbeitskreis Wahner Heide (Hrsg.) (1989)
Die Wahner Heide - Eine rheinische Landschaft im Spannungsfeld der Interessen. Köln.

Militärische Relikte in der Kulturlandschaft Wahner Heide

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Kulturlandschaftspflege, Landeskunde

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„Militärische Relikte in der Kulturlandschaft Wahner Heide”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-351838 (Abgerufen: 27. April 2024)
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