Der Kölner Stadtteil 712 Lind gehört zum Stadtbezirk 7 Porz. In dem rechtsrheinischen Stadtteil leben heute etwa 3.600 Menschen auf einer Fläche von 2,25 Quadratkilometern (3.618 Einwohner*innen zum 31.12.2021, bzw. 3.703 zum 31.12.2019, 3.515 zum 31.12.2017 und 3.378 zum 31.12.2009, www.stadt-koeln.de). Der Erholungsflächenanteil betrug im Jahr 2021 7,7 %.
Hinweis: Der Ort und heutige Stadtteil ist nicht zu verwechseln mit der einstigen Kleinsiedlung gleichen Namens, die zu der linksrheinischen Herrlichkeit Kriel gehörte, aus der im Jahr 1888 u.a. der heutige Kölner Stadtteil Lindenthal hervorging.
Ortsgeschichte und -entwicklung Das Gebiet des über lange Zeit hin typischen Straßendorfs Lind war schon in frühgeschichtlicher Zeit besiedelt. Siedlungsspuren im heutigen Stadtteil reichen zurück bis in die Jungsteinzeit. Der nahe gelegene Linder Bruch diente den Einwohnern einst zur Gewinnung von Torf. Die Sumpfdelle in einem früheren Flussarm des Rheins war zugleich aber auch ein steter Seuchenherd und wurde daher 1925 trockengelegt (Wilhelm 2008). Die erste urkundliche Erwähnung des Orts erfolgte im Jahr 1165. Seit dem Mittelalter gehörte Lind zum Amt Porz im Herzogtum Berg (Holdt 2008, S. 22 u. Karte Nr. 223).
In den Erläuterungen zu der Karte der politischen und administrativen Eintheilung der heutigen preussischen Rheinprovinz für das Jahr 1789 im Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz wird der Ort als „Honsch. Lind“ (Honschaft = die unterste Verwaltungseinheit) mit einer Gemarkungsgröße von „ca. 302“ Hektar im Bergischen Amt Porz, Hauptgericht Porz angeführt. Als zuständiger Pfarrort wird „K. O.-Zündrf.“ (Ober-Zündorf im Dekanat Deutz) genannt (Fabricius 1898, S. 319, Nr. 306 und die beiden Karten zur kirchlichen Organisation 5.1 für das Jahr 1450 und 6 für 1610 sowie Becker 2008). Während der Zeit der französischen Besatzung (1794-1814/15) gehörte Lind als Teil der Bürgermeisterei Wahn (frz. Mairie) im Kanton Mülheim zum Arrondissement Mülheim - einem der vier Verwaltungsbezirke im Département Rhein des von 1806 bis 1813 bestehenden napoleonischen Satellitenstaats Großherzogtum Berg (Grand-Duché de Berg et de Clèves).
1795 zählte Lind noch kaum 100 Einwohnerinnen und Einwohner, die sich von Ackerbau und Viehzucht ernährten (www.stadt-koeln.de, Stadtteilinformationen). Mitte des 19. Jahrhunderts bot die aufstrebende Industrie neue Erwerbsmöglichkeiten. 1845 errichtete der Seilfabrikant Theodor Guilleaume (1812-1879, vgl. Felten & Guilleaume in Mülheim) mit einer Seilfabrik in Lind einen der ersten Industriebetriebe im Raum Porz (Wilhelm 2008). Guilleaume ließ später durch 30 Sträflinge der Arbeits- und Korrektionsanstalt Brauweiler Seilerwaren im Lohn herstellen und errichtete eine eigene Seilerkolonie „Theodorshöhe“ bei Wahn (www.deutsche-biographie.de).
Nach der Franzosenzeit gehörte Lind ab 1815 über die Bürgermeisterei Wahn im zwischen 1816 und 1932 bestehenden Kreis Mülheim am Rhein zur Preußischen Rheinprovinz und wurde dann 1929 mit der Gemeinde Wahn nach Porz eingemeindet (ab 1932 im neu gegründeten Rheinisch-Bergischen Kreis, ab 1951 Stadt Porz). Im Zuge der kommunalen Neugliederung durch das Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraumes Köln (das so genannte „Köln-Gesetz“ vom 5. November 1974; vgl. recht.nrw.de) wurde Porz mit seinen Stadtteilen zum 1. Januar 1975 nach Köln eingemeindet. Damit gehören seitdem die Kölner Stadtteile Eil, Elsdorf, Ensen, Finkenberg, Gremberghoven, Grengel, Langel, Libur, Lind, Poll, Porz (auch: „Porz-Zentrum“), Urbach, Wahn, Wahnheide, Westhoven und Zündorf zum heutigen Stadtbezirk 7 Köln-Porz.
Lind auf historischen Karten In der das Jahr 1789 abbildenden Karte des Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz findet sich der kleine Ort östlich der Straße zwischen Siegburg und Mülheim eingezeichnet, der heutigen Frankfurter Straße bzw. Bundestraße B 8 (Fabricius 1894, vgl. Abb.). Die historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1801-1828) zeigen den Ort zwischen der Frankfurter Straße und dem Mauspfad im Osten mit einer besiedelten Fläche von rund 14 Hektar (140.000 m2). Hinsichtlich seiner Größe zeigen sich für den Ort auch auf der nur wenig jüngeren, zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme wie auch der späteren Preußische Neuaufnahme (1891-1912) noch kaum Veränderungen. Erst die topographischen Karten TK 1936-1945 lassen eine allmähliche Ausdehung entlang der Viehtrift nach Osten hin erkennen (vgl. Kartenansichten). Der Ort ist seitdem seiner ursprünglichen Ausdehnung folgend angewachsen: nach Norden hin in Richtung des Nachbarstadtteils Wahnheide (mit dem Lind heute quasi zusammengewachsen ist) sowie im Süden über ein weiträumiges Gewerbegebiet, das fließend in den Troisdorfer Stadtteil Spich übergeht.
Ortsbild Die Stadt Köln führt in ihren Stadtteilinformationen zu Lind als besondere Akzente des kleinen Orts neben einigen Wegekreuzen auch die Teiche der Scheuermühle an (1949 im heutigen Grengel abgerissen). Die inzwischen der Naherholung dienenden früheren Mühlenteiche befinden sich am Rand der Bergischen Heideterrasse im Naturschutzgebiet der Wahner Heide und gehören heute zum Nachbarstadtteil Wahnheide.
Mitte des 19. Jahrhunderts bot die aufstrebende Industrie neue Erwerbsmöglichkeiten. 1845 errichtete Th. Guilleaume in Lind einen der ersten Industriebetriebe im Raum Porz, eine Seilfabrik (Wilhelm 2008). Köln-Lind ist mit hier etwa 1.500 Beschäftigten Hauptstandort des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR), einer der größten ingenieurwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen Deutschlands, die Grundlagenforschung in den Bereichen der Luft- und Raumfahrt sowie Energie, Verkehr, Digitalisierung und Sicherheit leistet. Über Kooperationen mit der Europäische Weltraumorganisation (European Space Agency, ESA) ist das DLR an zahlreichen Großprojekten der europäischen Raumfahrtentwicklung und der bemannten Weltraumfahrt beteiligt. Nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs im März 2009 wurde in einer ehemaligen Lagerhalle in Lind auf insgesamt 10.000 m2 Fläche das Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum (RDZ) des Historischen Archivs der Stadt Köln eingerichtet. Mit dem Umzug in den Archivneubau am Kölner Eifelwall wurde das RDZ 2021 geschlossen.
Verkehrsanbindung Köln-Lind liegt jeweils etwa 15 Kilometer von den Zentren der beiden Großstädte Köln und Bonn entfernt, mit denen der Stadtteil über die querende Bundesautobahn A 59 verbunden ist. An der eigenen Anschlussstelle im Süden von Lind kreuzt die A 59 die ebenfalls für die Straßenanbindung des Orts zentrale Frankfurter Straße / Bundestraße B 8. An den regionalen Öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) ist der Stadtteil über Linienbusse angebunden sowie an die Kölner Straßen- und Stadtbahnen und das Netz der Deutschen Bahn über die vom Zentrum aus etwa 2 Kilometer entfernte Haltestelle Porz-Wahn bzw. die rund 3 Kilometer südlich entfernte Haltestelle Troisdorf-Spich. Der Flughafen Köln/Bonn ist von Lind aus über Straßen etwa 5 Kilometer entfernt.
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 610-612, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Holdt, Ulrike (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Berg. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V.16.) Bonn.
Verein der Freunde des Historischen Archivs der Stadt Köln e.V (Hrsg.) (2010)
Nach dem Einsturz. Das Historische Archiv der Stadt Köln seit dem 3. März 2009. Begleitband zur Ausstellung Martin-Gropius-Bau, 6. März bis 11. April 2010. Berlin.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 294-295, Köln (2. Auflage).
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