Die jüdische Gemeinde Siegburg seit dem frühen 19. Jahrhundert: Siegburg wurde im 19. Jahrhundert Zentralort für die Synagogengemeinde des Siegkreises. 1932 war Troisdorf (40 Personen) angeschlossen. Gemeindegröße um 1815: 82 (1816), um 1880: 313 (1885), 1932: 250 / 302 (1933), 2006: – (Reuter 2007, das HbHistSt NRW 2006 nennt ferner für 1905 370 Juden). Bethaus / Synagoge: Im 18. Jahrhundert ist ein Betsaal bezeugt. 1841 konnte eine neue Synagoge eingeweiht werden. 1938 wurde sie durch Brandstiftung zerstört, die Ruine vor 1945 abgetragen (vorstehende Angaben nach Reuter 2007).
Die 1841 errichtete Synagoge fungierte auch als Gemeindezentrum, in ihr war zudem ein Frauenbad eingerichtet (HbHistSt NRW 2006, S. 958). Vor 1933 sollen Teile der Inneneinrichtung der Synagoge in Königswinter (das dortige „Cahnsche Haus“) vor dessen Abriss nach Siegburg gekommen sein. Das jüdische Gotteshaus wurde im Zuge des Novemberpogroms am frühen Morgen des 10. November 1938 in Brand gesetzt. Das Gebäude brannte aus und wurde zerstört. Die Ruine und die verbleibenden Umfassungsmauern wurden 1940 abgebrochen. Vor Ort ist keinerlei Bausubstanz mehr vorhanden, unter der heutigen Adresse Holzgasse 26 steht etwas weiter südlich ein Neubau. Am früheren Standort des Gotteshauses erinnert ein Brunnen und ein Hinweis auf dem Straßenschild „Am Brauhof“ an die frühere Synagoge. Eine bei synagogen.info genannte Gedenktafel ist vor Ort nicht aufzufinden (Begehung 06.09.2016, vgl. Bilder in der Mediengalerie).
Die Thorarolle (der auf einer koscheren – weil aus Tierhaut bestehenden – Rolle handgeschriebene hebräische Text des Pentateuch der fünf Bücher Mose) der Siegburger Synagoge konnte von einem Siegburger Juden auf seiner abenteuerlichen Flucht über Russland, Japan, USA, Venezuela nach Argentinien vor der Zerstörung gerettet werden (zitiert nach www.rundschau-online.de): „Sie überstand, weil Moritz Heymann am anderen Morgen todesmutig durch ein Loch in der Wand des benachbarten Schulhauses in die niedergebrannte Synagoge an der Holzgasse schlüpfte und die Rolle samt Mantel aus den Trümmern barg.“ Eine Fotografie des Thora-Mantels befindet sich seit 2011 im Siegburger Stadtmuseum. Das Original befindet sich bis heute in der Synagoge der israelischen Mittelmeer-Küstenstadt Haifa.
Internet www.rundschau-online.de: Israelreise - Verschollene Thora lag in Haifa (Kölnische Rundschau vom 10.11.2011, abgerufen 06.09.2016) de.wikipedia.org: Siegburg (abgerufen 06.09.2016) synagogen.info: Siegburg, Holzgasse 26 (abgerufen 06.09.2016, Inhalt nicht mehr verfügbar 07.04.2021)
Literatur
Brocke, Michael (1999)
Feuer an Dein Heiligtum gelegt. Zerstörte Synagogen 1938. (Beilage: Die Synagogen der jüdischen Gemeinden Nordrhein-Westfalen). (Gedenkbuch der Synagogen Deutschland 1.) S. 494, Bochum.
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (3. völlig neu bearbeitete Auflage). (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 955-959, Stuttgart.
Pracht, Elfi (1997)
Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Teil I: Regierungsbezirk Köln. (Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern im Rheinland 34.1.) S. 550-558, Köln.
Reuter, Ursula (2007)
Jüdische Gemeinden vom frühen 19. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VIII.8.) S. 81, Bonn.
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