Das Gebäude der heutigen Gaststätte „Forsthaus Telegraf“ bei Spich stammt aus dem 19. Jahrhundert und geht auf den optischen Telegraf Nr. 53 der Telegrafenlinie Berlin-Koblenz zurück.
Forsthäuser in der Wahner Heide In dem Augenblick, in dem große Forstflächen in den Besitz des Militärfiskus übergingen, ließ sich das Gelände ohne ausgebildetes Forstpersonal nicht mehr verwalten. 1896 wurde ein Förster mit Wohnsitz im angekauften Forsthaus Telegraf angestellt. Bei der Norderweiterung wurde 1895 ebenfalls ein Förster, der seinen Wohnsitz im Forsthaus Grengel hatte, übernommen. 1899 erfolgte die Anstellung eines dritten Försters, der seinen Sitz im Forsthaus Schauenberg erhielt. 1927 wurden die Förstereien Telegraf, Hasbach und Schauenberg zur Revierförsterei Wahn zusammengelegt.
Das Forsthaus Telegraf 1832 ordnete König Friedrich Wilhelm III. von Preußen den Bau einer optischen Telegraphenlinie an. Dazu wurde eine Kette von 62 Stationen zwischen Berlin und Koblenz errichtet, und damit eine direkte Verbindung vom preußischen Generalstab zum Oberbefehlshaber der Rheinprovinz geschaffen. In der Wahner Heide wurde eine Station auf dem 134 Meter hohen Telegrafenberg gebaut. Mit Hilfe von drei Flügelpaaren auf dem Dach konnten von nun an Nachrichten übermittelt werden. Das Gebäude der heutigen Gaststätte „Forsthaus Telegraf“ stammt aus dem 19. Jahrhundert. Vor dem Gasthaus befindet sich noch ein Fachwerkbau, vermutlich das ältere Gebäude und damit das ursprüngliche Forsthaus. Darauf weist auch hin, dass um das Fachwerkhaus herum noch Wiesen zu finden sind, die früher zu jedem landwirtschaftlichen Betrieb gehörten, denn der Förster musste seine Selbstversorgung sicher stellen. Zudem liegt es tiefer als die Telegraphenstation.
Nach der Abtragung des Telegrafenturms am Rodderberg / Telegrafenberg nach 1852 wurde das Telegrafenstationshaus als Wohnhaus für einen Förster umgebaut. Seit 1894 ist es Ausflugsgaststätte, 1975 erfolgte ein Umbau. Heute wird das Gebäude als Restaurant „Forsthaus Telegraph“ mit Wohnung genutzt. In unmittelbarer Nachbarschaft zum Forsthaus Telegraf befindet sich heute ein Wasserhochbehälter der Stadtwerke Troisdorf, der „Hochbehälter Telegraf“ mit einem Fassungsvermögen von 7.300 Kubikmetern in drei Behälterkammern.
Text der Hinweistafel zur Telegrafenlinie am Forsthaus Telegraf (undatiert, erstellt im Auftrag der Familie Pilger)
Königlich-Preußische Optische Telegrafenlinie Berlin – Koblenz Station Nr. 53 Spich Die Königlich-Preußische Telegrafenlinie Nach dem Ende der Befreiungskriege sprach der Wiener Kongress Preußen 1815 die Rheinprovinzen und Westfalen zu. Dies veränderte die außenpolitische und militärische Situation des Königreichs wesentlich. Es bestand die Notwendigkeit, eine schnelle und sichere Nachrichtenverbindung vom preußischen Kernland in diese exterritorialen Landesteile herzustellen. Ab 1832 wurde zwischen Berlin und Koblenz über Potsdam Magdeburg und Köln eine optisch-mechanische Nachrichtenverbindung errichtet, die auf der Gesamtstrecke von 1833 bis 1849 in Betrieb war. Auf dem Teilstück Köln - Koblenz telegrafierte man noch bis 1852.
Die Nachrichtenübermittlung Auf einer Strecke von ca. 600 Kilometern wurden auf 62 Stationen Signalanlagen mit drei beweglichen Flügelpaaren errichtet. Dafür wurden vorhandene Bauwerke, wie Kirch- und Schlosstürme genutzt oder es wurden eigens entwickelte Funktionsbauten errichtet. Die Nachrichtenübertragung basierte auf einem dekadischen Zahlensystem. Definierte Stellungen der Telegrafenflügel stellten Zahlen oder Zahlenkombinationen dar, denen Wortbedeutungen zugeordnet waren. Depeschen verschlüsselte man mit Hilfe dieses Systeme und gab sie von Station zu Station weiter. Bei guten Bedingungen gelang es, eine Depesche innerhalb von ca. 1,5 Stunden von Berlin nach Koblenz zu „senden“. Meldungen per reitenden Boten benötigten für diese Strecke circa 3 bis 4 Tage. Die preußische Telegrafenlinie war eine militärische Einrichtung. Das Telegrafenpersonal unterstand der preußischen Armee. Auf einer Station versahen zwei Telegrafisten ihren Dienst.
Station Nummer 53 Dieses Gebäude diente von 1833 bis 1852 als Station Nummer 53 der optischen Telegrafenlinie Berlin - Koblenz. Der einstöckige Bau mit einem dreistöckigen Turm wurde 1833-1834 auf der Höhenterrasse der Wahnerheide (125 m N.N.) im „Spicher Busch“ errichtet. Nach der Telegrafenzeit diente es als Wohnhaus.
Nächste Stationen in Richtung Koblenz Nr. 54 Söven-Hennef Nr. 55 Buchholz-Eudenbach Nr. 56 Bertenau-Manroth Nr. 57 Straßenhaus Jahrsfelder Höhe Nächste Stationen in Richtung Berlin Nr. 52 Niederzündorf, heute Wohnhaus Nr. 51 Köln, St. Pantaleon (Kirche) Nr. 50 Köln-Flittard (rekonstruiert) Nr. 49 Schlebusch
Hinweis Die Optischen Telegrafen der Linie Berlin - Koblenz im Rheinland sind wertgebende Merkmale des historischen Kulturlandschaftsbereiches „Optisch-mechanischer Telegraph Berlin - Koblenz“ (Regionalplan Köln 359).
(Alexandra Lehmann, LVR-Umweltamt 2003 / Christoph Boddenberg und Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2011)
Literatur
Lehmann, Alexandra / Landschaftsverband Rheinland, Umweltamt (Hrsg.) (2003)
Relikte der historischen Kulturlandschaft in der Wahner Heide. Unveröffentlichtes Fachgutachten mit Dokumentation. Köln.
Optischer Telegraf Nr. 53 der Telegrafenlinie Berlin-Koblenz in Spich
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