Im Zentrum dieses Landschaftsraumes liegt der Rheinstrom. Auf die mit Sand- und Lehmböden bedeckten Niederterrassen folgen linksrheinisch die Lössböden der Mittelterrasse, rechtsrheinisch die sogenannte Heideterrasse. Erst mit der Rheinstromregulierung ab dem 19. Jahrhundert wurde der Fluss vollständig kanalisiert, Inseln und Furten verschwanden. Altrheinarme zeugen von den früheren Stromverlagerungen. Ein eindrucksvolles vorgeschichtliches Zeugnis sind die auf eine Gesamtzahl von 15.000 geschätzten Grabhügel auf der Heideterrasse. Das vor- und frühgeschichtliche überregionale Wegesystem bestand aus rheinparallelen Wegen sowie wichtigen Querverbindungen. Ihre Kreuzungspunkte waren prädestiniert für die Anlage von Siedlungen. Der Rhein bildete die Grenze des römischen Reiches. Die linksrheinische römische Siedlungsstruktur mit der Stadt Köln, zahlreichen Militärlagern und Siedlungen, einem dichten Netz von Landgütern und einer entsprechenden Straßenerschließung führte trotz der nachfolgenden, weitreichenden Siedlungsaufgabe zu einem bis heute wahrnehmbaren strukturellen Unterschied zur anderen Rheinseite. Im Rechtsrheinischen entstanden konstante Siedlungsstrukturen vornehmlich ab dem Mittelalter.
Der Rhein als Gunstfaktor (Verkehr, Landwirtschaft, Wasser) und Ungunstfaktor (Überschwemmungen) führte zu einer Kette von Siedlungen beiderseits des Stromes und zu Schutzmaßnahmen wie Deichbauten oder Wurten. Gegenwärtig grenzt der Deich die wassernahen Grünlandflächen von den Äckern ab. Das heute weitgehend zusammengewachsene Siedlungsband der Rheinschiene unterscheidet sich je nach Entstehungszeit der einzelnen Städte: Köln, seit dem späten Mittelalter freie Reichsstadt, wird geprägt von seinem heute noch ablesbaren römischen Kern, den mittelalterlichen Stadterweiterungen, ausgeprägten Stadtvierteln mit romanischen Kirchen, der typischen Stadtstruktur aus Ausfallstraßen und Radialen, den ehemaligen Festungsringen und dem darauf zurückzuführenden Grünsystem („Grüngürtel“). Der Kölner Dom ist von sehr hoher assoziativer und identifikationsstiftender Bedeutung. Er ragt weithin sichtbar aus der Rheinebene auf.
Chronologisch folgen die mittelalterlichen Städte Düsseldorf, Neuss, Brühl, Bonn (mit römischem Lager als Vorläufersiedlung) und Siegburg, wobei Letzteren die stadtgeschichtliche Bedeutung und Dominanz eines großen Klosters bzw. Stiftes gemeinsam ist. Düsseldorf erfährt mit der Verlegung der Bergischen Residenz an den Rhein und der Zusammenführung der Bergischen und Klevischen Territorien einen großen Aufschwung. Diese administrative und repräsentative Zentralfunktion hat die Stadt mit ihrer Ernennung zur Landeshauptstadt 1946 zurückerhalten. Sie prägt das Stadtbild. Bonn wurde durch seine Hauptstadtfunktion nach dem Zweiten Weltkrieg überformt und erweitert. Ebenso wie in Brühl haben die Residenzen der Kölner Erzbischöfe das Stadtbild und die Stadtstruktur nachhaltig beeinflusst. Im 19. und 20. Jahrhundert bildeten sich auf dem Gebiet ehemals ländlicher oder gewerblicher Ansiedlungen Industriestädte: Bergisch Gladbach, Dormagen (Römerlager, mittelalterliche Stadt Zons), Leverkusen, Troisdorf und Wesseling. Auch in Siegburg entstanden große Industrieareale. Leverkusen, Wesseling und Dormagen sind in ihrer Struktur und Entwicklung nur durch die Ansiedlung sehr großer Betriebe der chemischen bzw. petrochemischen Industrie im 19. bzw. 20. Jahrhundert zu verstehen. Auf gute Transportmöglichkeiten und Wasserversorgung angewiesen, liegen sie direkt am Rhein. Neuss (Römerlager) konnte sich aufgrund seiner Rheinlage zu einem wichtigen Hafen und Handelsplatz entwickeln.
Die bisher letzte Entstehungsphase neuer Städte in diesem Raum ist durch die Suburbanisierung zu erklären. In der Kulturlandschaft „Rheinschiene“ stehen für diesen Stadttyp Sankt Augustin, Bergheim und Meerbusch. Dieser Stadttyp weist eine ähnliche Grundstruktur wie Industriestädte auf, da er nicht über einen starken historischen Stadtkern verfügt, sondern über viele kleine, ehemals ländliche Siedlungskerne. Die alten Ortsverbindungsstraßen sind erhalten, die Siedlungsstruktur ist zerstreut. Leverkusen und Sankt Augustin verfügen über junge homogene Stadtzentren. Neben der Rheinschifffahrt war der Ausbau eines engmaschigen Eisenbahnnetzes in der Region eine Voraussetzung für die Industrialisierung. Die wichtigsten überregionalen Verbindungen waren die Köln-Mindener Eisenbahn und die Verbindung nach Antwerpen, die beide in den 1840er Jahren eröffnet wurden. Die Autobahn Köln–Bonn ist die älteste Autobahn Deutschlands. Das dichte Autobahnnetz und die internationalen Flughäfen in Düsseldorf und Köln/Bonn, aber auch der schienengebundene Personen- und Güterverkehr, Letzterer mit großen Umschlagplätzen (Köln-Eifeltor), sind die heutigen Korridore des Verkehrsraumes Rheinschiene. Auch in dieser Kulturlandschaft sind Reste der vorindustriellen Agrar- und Waldlandschaften erhalten, vor allem auf den Ackerterrassen und der Heideterrasse. Das Vorgebirge ist eine klein parzellierte, an die nahen Märkte angepasste Gartenbaulandschaft. Der Freiraum zwischen Düsseldorf und Duisburg wird durch Haufendörfer, Hofgruppen und architektonisch herausragende Einzelhöfe bestimmt. Restbestände von Korbweiden und Färberwaid weisen auf ehemalige Sonderkulturen hin. Die zeitliche und funktionale Durchmischung bildet den Wert dieser Kulturlandschaft.
Eine ausführliche Beschreibung der Kulturlandschaft findet sich in der Mediengalerie (PDF-Dokument).
Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung in Nordrhein-Westfalen. Grundlagen und Empfehlungen für die Landesplanung (Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Fachgutachten zum Kulturellen Erbe in der Landesplanung. 50-51, Münster u. Köln.
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