Bedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Neuss (KLB 19.13)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege, Raumplanung
Gemeinde(n): Neuss
Kreis(e): Rhein-Kreis Neuss
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 11′ 1,5″ N: 6° 42′ 44,54″ O 51,18375°N: 6,71237°O
Koordinate UTM 32.340.122,07 m: 5.672.746,35 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.549.852,32 m: 5.672.329,94 m
  • Maronenallee zum Nikolauskloster in Jüchen-Dyck, Rhein-Kreis Neuss

    Maronenallee zum Nikolauskloster in Jüchen-Dyck, Rhein-Kreis Neuss

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    Gregori, Jürgen / Landschaftsverband Rheinland
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    Jürgen Gregori
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Im modernen Stadtgebiet von Neuss findet sich ein Kulturlandschaftsbereich, der auf eine 2000 Jahre andauernde kontinuierliche Besiedlung und Prägung zurückblicken kann. Zwar ist die Besiedlungsgeschichte des Bereichs - wie für die fruchtbaren Böden der Niederterrasse typisch - deutlich älter und kann bis in die Altsteinzeit zurückverfolgt werden, doch gewinnt der Raum durch die römische Okkupation des Rheinlandes an Bedeutung. Hier wurde um das Jahr 16 v. Chr. als ursprünglicher Endpunkt der Verbindungsstraße von Trier über die Eifel (KLB 28.01) ein Militärlager errichtet. Hieraus entwickelte sich die Haupttruppen- und -versorgungsbasis der römischen Eroberung des Rheinlandes und vor allem der Feldzüge ins rechtsrheinische Germanien. Reste von zwölf Lagern mit einer Größe von bis zu 80 ha haben hier bis zur Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. bestanden, wonach dann für knapp zwei Generationen ein festes Lager für eine Legion, also eine ca. 6.000 Mann starke Infanterie-Einheit, errichtet wurde. Hiermit war Neuss der Standort einer von vier solcher Einheiten am Rhein nördlich der Mittelgebirge. Um die militärischen, aber auch wirtschaftlich potenten Standort entwickelte sich eine umfangreiche zivile Besiedlung, die in direkter Abhängigkeit zum Militär stand. Der römische Name des Militärplatzes ist an mehreren Stellen mit „Novaesium“ überliefert, woraus sich in der mittelalterlichen Tradierung dann der Name Neuss entwickelt hat. Im 2. Jahrhundert verlor der Platz durch die Verkleinerung der Truppe auf eine 500 Mann starke Kavallerie-Einheit militärisch wie wirtschaftlich an Bedeutung. Der Siedlungskern verlagerte sich im 4. Jahrhundert in den Bereich der späteren mittelalterlichen Stadt, wodurch auch die Position des Militärlagers aus dieser Zeit durch die mittelalterlichen Strukturen stark gestört und damit bisher unbekannt ist.

Im Bereich der späteren Kirche St. Quirinius entwickelte sich aus dem spätantiken Gräberfeld ein christlicher Siedlungskern, aus dem die mittelalterliche Stadt aus einer fränkischen Siedlung und um das um 950 n. Chr. gegründete Benediktinerkloster entstand. Die erste urkundliche Erwähnung des mittelalterlichen Neuss datiert in das Jahr 1021, wo es als Handelsplatz belegt ist. Im Mittelalter befand sich hier ein wichtiger Hafen- und Fährpunkt und die Kreuzung der wichtigen Nord-Süd- und West-Ost-Verbindungen. Im 12. Jahrhundert erhielt der Ort Stadtrechte und damit beispielsweise auch eine Stadtmauer. Mit der Überführung der sterblichen Überreste des heiligen Quirinius aus Rom im Jahr 1050 bekam Neuss auch eine starke religiöse Bedeutung als Pilgerzentrum, was in dem Bau des Münsters 1209 gipfelte. Die Mitgliedschaft in der Hanse war ein beredtes Zeugnis für die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt im Mittelalter. Diese verlor sich im Spätmittelalter ein wenig aufgrund der Rheinstromverlagerung und dem damit verbundenen verminderten Hafenbetrieb. Ein Übriges taten dann die Eroberung und der damit verbundene Stadtbrand 1586.

Die Bedeutung des Bereiches von Neuss liegt in der Einzigartigkeit der römischen Militärpräsenz an diesem Platz. Die hier auf relativ engem Raum nachgewiesene dauerhafte militärische Präsenz von 16 v. Chr. bis in die zweite Hälfte des 3. Jahrhunderts, und mit einer geringräumigen Verlagerung sogar bis an den Anfang des 5. Jahrhunderts sucht Seinesgleichen bei den römischen Militärstandorten am Rhein. Die über die Zeitperioden andauernde verkehrsgeographische Bedeutung lässt sich beispielsweise an der Rolle des römischen Novaesium als Endpunkt der ersten Kunststraße im Rheinland ablesen. Die Erhaltung der römischen Reste ist - soweit sie nicht durch die Überbauung des römischen Militärareals in den 1950er bis 1970er Jahren zerstört sind - ungewöhnlich gut, wie umfangreiche Ausgrabungen im Vorfeld der Überbauung gezeigt haben. Als Teil der römischen Grenzsicherung am Rhein ist Neuss vor allem für deren Frühzeit von übergeordneter Bedeutung.

Spezifische Ziele und Leitbilder:
  • Erhalt der archäologischen Struktur und Substanz.

Aus: Landschaftsverband Westfalen-Lippe und Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Münster, Köln. 2007

Internet
Kulturlandschaften in NRW (Abgerufen: 03.04.2018)

Literatur

Landschaftsverband Westfalen-Lippe; Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.) (2007)
Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung in Nordrhein-Westfalen. Grundlagen und Empfehlungen für die Landesplanung (Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Fachgutachten zum Kulturellen Erbe in der Landesplanung. S. 83, Münster u. Köln.

Bedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Neuss (KLB 19.13)

Schlagwörter
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Archäologie, Denkmalpflege, Raumplanung
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:25.000 (kleiner als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 2001

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„Bedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Neuss (KLB 19.13)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/A-EK-20080730-0116 (Abgerufen: 19. April 2024)
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