Ortsgemeinde Bullay

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Bullay
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 03′ 37,14″ N: 7° 08′ 44,12″ O 50,06032°N: 7,14559°O
Koordinate UTM 32.367.270,17 m: 5.546.984,01 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.582.074,11 m: 5.547.746,55 m
  • Historisches Foto von 1880 mit einer Ansicht des Orts Bullay (rechts im Bild) und der Doppelstockbrücke Alf-Bullay über die Mosel.

    Historisches Foto von 1880 mit einer Ansicht des Orts Bullay (rechts im Bild) und der Doppelstockbrücke Alf-Bullay über die Mosel.

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  • Jüdischer Friedhof Nispelter Kehr in Bullay (2015).

    Jüdischer Friedhof Nispelter Kehr in Bullay (2015).

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Die Ortsgemeinde Bullay hat eine Fläche von 3,96 Quadratkilometern und gehört zur Verbandsgemeinde Zell (Mosel) und zum Landkreis Cochem-Zell in Rheinland-Pfalz. Der ausgewiesene Ferienort liegt zwischen der Mosel (östlich) und Weinbergen, eingerahmt zwischen Hunsrück und Eifel auf einer Höhe von 98 Meter über NN (bezogen auf den Ortskern). Nördlich gelangt man über die Kreisstraße K 41 zur Ortschaft Neef, südlich über die Landstraße L 199 zur Ortschaft Merl und westlich führt die L 199 über die Doppelstockbrücke auf die andere Moselseite nach Alf.
Bullay wird mit seinen 1.513 Einwohnern (Stand 31.12.2014) oft als malerisches und idyllisches „Tor zur Mittelmosel“ beschrieben, da es geographisch in der Mitte der Strecke von Koblenz nach Trier liegt. Der Weinbau mit seinen Weinfesten und Straußenwirtschaften sowie die Lage ziehen viele Touristen auf den Campingplatz, in die Gaststätten und Ferienwohnungen.
Um Bullay jedoch kulturhistorisch als Landschaft im Wandel im zentralen Moseltal zu betrachten, müssen diverse Themengebiete angesprochen werden. Hierzu zählt natürlich vor allem der Weinbau, die verkehrstechnischen Veränderungen durch Straßen und die Bahn, die Entwicklung des Ortskerns und die wirtschaftliche Entwicklung (vgl. verwandte oder untergeordnete Objekteinträge).

Geschichte
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Verkehr
Internet, Literatur

Geschichte
Die Entstehungsgeschichte der Ortsgemeinde Bullay geht bis in die Römerzeit zurück. Zahlreiche Gräberfunde und weitere Streufunde stützen die These, dass sich im Gebiet der heutigen Ortsgemeinde eine römische Siedlung befunden haben muss. Die erste urkundliche Erwähnung der Ortsgemeinde als Buley infra Cell („unter Zell“) datiert aus dem 1150. Es ist davon auszugehen, dass der Ort Bullay im Mittelalter eine besondere Bedeutung für das Umland hatte, da er als einziger in der Region als freie Reichstadt geführt wurde. Somit war Buley infra Cell nicht dem damaligen Kurfürsten von Trier unterstellt. Den Status einer freien Reichsstadt verschaffte der Ortschaft nicht nur eine gewisse politische Unabhängigkeit, sondern auch eine eigene Gerichtsbarkeit und einen eigenen Volksbrauchtum. Zusätzlich erlangte Buley eine kirchliche Selbstständigkeit. Im Jahr 1220 wurde im Verzeichnis der erzbischöflichen Rechte eine Kapelle im heutigen Bullay erwähnt. Bullay war zu dieser Zeit zwar keine eigene Pfarrei, jedoch erlangte die Ortschaft eine gewisse kirchliche Unabhängigkeit, da sie eine Pfarrvikarie war, in der sich der zuständige Vikar für die Amts- und Seelsorge zuständig zeigte.
Im weiteren Verlauf nahm die Bedeutung von Bullay für die Region etwas ab. Vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts nahm der Bergbau eine zentrale Rolle in der Bullayer Stadtgeschichte ein. So wurden auf dem Gebiet der heutigen Ortsgemeinde Silber, Blei und Eisen gefördert. Nach dem Dreißigjährigen Krieg kam der Bergbau jedoch zum Erliegen.
Anschließend hatten vier verschiedene Freiherrengeschlechter die Herrschaft über die heutige Ortsgemeinde: die Zandt von Merl, die Boos von Waldeck, die von Metzenhausen und die von Kellerbach. Die vier Wappen der Freiherren befinden sich noch im heutigen Wappen der Gemeinde Bullay wieder. Zwischen 1794 und 1814 gehörte Bullay unter französischer Herrschaft zum Kanton Zell im Rhein-Mosel-Département. Im Zuge des Wiener Kongress wurde Bullay dem Königreich Preußen zugeordnet.
Seit 1943 ist Bullay auch eine selbständige Pfarrei. Zwar hatte man den Status einer Pfarrei im Laufe der Geschichte bereits zwei Mal inne, im 15. Jahrhundert und zwischen dem frühen 17. Jahrhundert und 1804, jedoch waren diese Anerkennungen nur temporär.

Einen bedeutenden kulturhistorischen Einschnitt markiert der Zweite Weltkrieg. Auf Grund der strategisch wichtigen Lage Bullays an der Mosel war die heutige Ortschaft Ziel mehrerer Bombenangriffe durch die Alliierten. Beide Moselufer waren Schauplätze von kriegerischen Auseinandersetzungen, sodass viele Gebäude im Zuge der kriegerischen Aktivitäten zerstört wurden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begannen die Wiederaufbauarbeiten, die in den ersten Jahren nur schleppend vorangingen. Erst ab Mitte der 1950er Jahre befand sich die Region wieder in einem kleinen Aufschwung. 1964 schlossen sich die Gemeinden Bullay und Neumerl, welches früher südlich der Ortsgemeinde Bullay lag, zusammen. Dieser Schritt war jedoch rein politischer Natur, da sowohl die Pfarrei als auch die Schule Bullays von den Einwohnern Neumerls genutzt wurden. Seit diesem Zusammenschluss gibt es das traditionsreiche Bullayer Herbstfest, das immer am zweiten Wochenende im September gefeiert wird. Anschließend weist Bullay bis auf sein bislang größtes Hochwasser 1992 eine eher ruhige jüngere Ortsgeschichte auf.
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Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die mehrheitlich katholische Gemeinde Bullay verfügt seit 2014 über eine Moschee und ist somit die einzige Gemeinde im Landkreis Cochem-Zell mit einer sunnitischen Moschee. Dies ist eine kulturelle Besonderheit Bullays.
Bullay, in einer langen Moselschleife gelegen, gilt jedoch vor allem als beliebter „Wein-und Ferienort“. Die Kultur der Gemeinde ist stark vom Weinanbau und vom Tourismus geprägt. Der Weinanbau im Raum Bullay hat eine lange Tradition und wird bereits um 1150 n. Chr. erwähnt. Im Zuge verschiedener Flächenzusammenlegungen und Flurbereinigungen sind heute noch drei große Weinbaulagennamen in Bullay erhalten: „Bullayer Brautrock“, „Sonneck“ und „Graf-Beißel-Herrenberg“. Zu den bedeutendsten Weingütern in Bullay zählen die Winzer Anker, Sturm-Pargen, Schardt und Lenz. Die Straußwirtschaften tragen erheblich zu der touristischen Attraktivität Bullays bei.

Die Gemeinde wirbt mit einem ansprechenden Ortskern, verwinkelten Gassen, erhaltenen Fachwerkbauten und vor allem mit einer moselländischen Gastfreundlichkeit. Die Bemühungen der Gemeinde im Bereich der Ortsverschönerung erbrachten außerdem zahlreiche Auszeichnungen im Landeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“. Für den Fernverkehr ist unter anderem auch die günstige Verkehrsanbindung Bullays von Bedeutung. Der Umweltbahnhof, die Doppelstockbrücke sowie die Lage zwischen den rheinland-pfälzischen Städten Trier und Koblenz tragen zur Attraktivität Bullays bei.
Zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten und Touristenattraktionen Bullays gehören die Doppelstockbrücke, die Uferpromenade an der Mosel, der Campingplatz, der alte Ortskern und insbesondere die Wandermöglichkeiten entlang der zahlreichen Weinberge in der vom Weinbau geprägten Kulturlandschaft im Moseltal. Die Verweildauer von Touristen beträgt in der Regel etwa 1-2 Übernachtungen, da Bullay vor allem attraktives Ziel für Wochenenden ist oder als Zwischenstopp entlang der ansprechenden Moselweinstraße besucht wird.
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Verkehr
Die Gemeinde Bullay ist über ein gut ausgebautes Verkehrsnetz per PKW, Bus oder Bahn zu erreichen. Besonders bedeutend für die Gemeinde war der Eisenbahnverkehr.
In Bullay befindet sich einer der wichtigsten Bahnhöfe der Gegend. Der so genannte „Umweltbahnhof“ ist an das Intercitynetz der Deutschen Bahn angeschlossen. Angrenzend liegen ein moderner Busbahnhof und ein Park & Ride-Parkplatz.
Der nahegelegene Flughafen Hahn ist durch eine Buslinie in das Verkehrsnetz eingebunden. Das Busliniennetz verbindet Bullay mit den Orten des Moseltals und der Eifel. Zudem ist es möglich, über den Bahnhof in Richtung Traben-Trarbach mit der Moselweinbahn zu fahren. Die Bahn zweigt bei Pünderich von der Hauptstrecke Koblenz - Trier ab.
Vom Umweltbahnhof aus führen die Gleise zur Doppelstockbrücke, die eine Besonderheit Bullays darstellt. Sie führt über die Mosel zwischen Bullay und Alf. Die Brücke wurde als erste Doppelstockbrücke Deutschlands errichtet. Oberhalb der Stahlkonstruktion verläuft die Bahnstrecke, unterhalb, die Straße L 199.
Die Moselstrecke wird von der Deutschen Bahn betrieben und verläuft nach der Überquerung der Doppelstockbrücke in den Prinzenkopftunnel, um die Zeller Moselschleife abzukürzen. Die Bahnstrecke verlässt dann das Moseltal und führt über die Vordereifel nach Trier.
Die L 199 führt über die Brücke und verläuft südlich weiter auf der rechten Moselseite. Durch die Doppelstockbrücke ist Bullay mit der linken Moselseite und somit mit den Bundesstraßen B 49 Richtung Koblenz und der B 53 Richtung Trier verbunden.

Eine weitere verkehrstechnische Besonderheit war die Moselbahn „Saufbähnchen“, welche von 1905 bis 1961 den damaligen Bullayer „Bahnhof Süd“ mit Trier rechts der Mosel verlaufend verband.
Zusätzlich verbindet eine Personenfähre Bullay mit Alf. Ab 1960 wurde der Fährbetrieb von einer Motorfähre übernommen. Zuvor war der Transport durch ein Seil, das durch den Fluss gespannt war, unter Ausnutzung der Strömung möglich.
In und um Bullay ist ein gut ausgebautes Rad- und Wandernetz vorzufinden. Die Kanonenbahn beispielsweise ist ein „eisenbahnhistorischer Kulturweg“, der im Jahr 2005 neu eröffnet wurde.

(Jennifer Abels, Cali Burton, Patrick Drexler, Robert Simon, Universität Koblenz-Landau, 2015)

Internet
www.bullay.de: Das Tor zur Mittelmosel (abgerufen 05.11.2015)
de.wikipedia.org: Bullay (abgerufen 16.03.2016)
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Literatur

Kenning, Ludger; Simon, Manfred (2003)
Die Moselbahn Trier - Bullay. Nordhorn.
Schulschenk, Fritz (2004)
Bullay an der Mosel zwischen 1150 und 2000 - 850 Jahre eines Gemeindelebens. Eine chronologische Aufzeichnung. o. O.

Ortsgemeinde Bullay

Schlagwörter
Ort
56859 Bullay
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung
Historischer Zeitraum
Beginn -55 bis 1150

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Ortsgemeinde Bullay”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-244659 (Abgerufen: 24. April 2024)
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