Weinberglagenname Brautrock
Zum Namen Brautrock kam es laut Legende im 16. Jahrhundert, als alle Kassen der Grafen leer waren. Somit sollte der Grafensohn eine wohlhabende Ritterfrau heiraten. Da der Bräutigam laut Brauch die Hochzeit, sowie den Brautrock bezahlen muss, dies aber aufgrund seiner finanziellen Notlage nicht möglich war, kaufte der Vater der Braut eine Weinbaulage. Am Tag der Hochzeit schenkte er diese dem Brautpaar mit der Bedingung, dass die Braut die Erträge als Rückhalt erhält (vgl. auch Objekt Bullayer Brautrock).
Besonders war, dass im 17. und 18. Jahrhundert die Bullayer Gerichtsstrafen in Weinstrafen festgelegt wurden. Diese Weingaben wurden im Anschluss an das Urteil gemeinschaftlich getrunken. Da die Verurteilten oftmals mehr Wein als Geld besaßen, führte die Gemeinde die Weinstrafe ein. Jedoch wurde 1780 von Freiherrn Franz Hugo Edmund Beissel von Gymnich die Geldstrafe gegen den Protest der Bevölkerung eingeführt.
1724 gab es ca. 150 Einwohner und 46 Winzerbetriebe, die Gesamtgröße der Bullayer Weinberge betrug 14 Hektar. Familie Metzen verfügte über die größte Fläche mit 1,3 Hektar bestehend aus 73 einzelnen Weinbergen (Parzellen). Die Kleinwinzer bewirtschafteten weniger als 10 Weinberge (1.000 Quadratmeter).
Das Leben der Winzer in der Moselregion und deren wirtschaftlicher Erfolg schwankten immer sehr. Die Befreiungskriege und die Vertreibung der französischen Besatzung brachten den Winzern einen großen Aufschwung, wobei es bereits 15 Jahre später durch die Öffnung der Grenzen zu Rhein-Hessen zu einem Umsatzverlust führte.
Durch den Eisenbahnbau 1876-79 stiegen die Umsätze der Winzer wieder, trotz des Verlusts von Weinbauflächen. Durch Rodungen wurden neue geschaffen: der „Waldberg“ und das „Kirchwäldchen“. Aufgrund des Bahnverkehrs konnten sich der Fremdenverkehr sowie der Tourismus entwickeln, was der Bekanntheit des Moselweins zu Gute kam. Einen weiteren Aufschwung erlebte die Gemeinde im Jahr 1899, als sie die Weinbauschule gründete. Hier hielten die Winzer während einer Versammlung 1926 Reden vom Balkon aus. Thematisiert wurde die Not der Winzer, die durch die Weinsteuer erheblich zunahm.
Während des Zweiten Weltkrieges sowie in den Folgejahren wurden die Bewohner von Bullay im Sinne der Selbstversorgung zum Betreiben von landwirtschaftlichen Betrieben inklusive des Weinbaus gezwungen.
Durch die fortschreitende Mechanisierung in der Landwirtschaft waren die kleinen Betriebe in Bullay nicht mehr rentabel. Danach setzte ein Wandel ein, es wurde nur noch Fasswein angeboten, bis auf 3-4 Winzer, die einen Teil des Weins, den sie produzierten, in Flaschen abfüllten.
1956 errichtete das Unternehmen „WEKAWE“ auf dem Bullayer Bahnhof eine Umschlagstelle für den Weintransport ein. Der Wein des Mittelmoselraumes wurde von hier in die verschiedensten Länder transportiert. Zu der Zeit gab es einen Gesamtbestand von ca. 180.000 Weinstöcken. Durch große Mengen an billigen Importen waren die Winzer der Moselregion gezwungen ihre Preise zu senken, woraufhin viele Proteste folgten.
Flurbereinigung
Zur Verbesserung der Produktionsfähigkeit der Weinbaubetriebe wurde eine Flurbereinigung durchgeführt. Der erste Schritt folgte 1964 mit einem Antrag an das Land. Erst 1981 führte der Antrag zur ersten Aufklärungsversammlung, woraufhin sich 1985 eine Teilnehmergesellschaft organisierte. 1988 wurden die gesamte Rebfläche der Gemarkung Bullay zum Aufbaugebiet erklärt. Ein Jahr später, 1989, fand die Vorstandswahl zur zur Teilnehmergemeinschaft in einer Aufklärungs- und Gründungsversammlung statt. Des Weiteren wurde eine Befestigung für einen Weinlehrpfad bei Bullay zu „Onkel Toms Hütte“ in Angriff genommen.
Der erste Schritt der Flurbereinigung beinhaltete auch ökologische Maßnahmen, mit Trockenmauern und Biotopen wurden vorgenommene Eingriffe kompensiert. Die 1.560 Weinbergsgrundstücke wurden zu nun nur noch 349 Flächen zusammengelegt. Neue Techniken ermöglichten es, die neuen Flächen in Steilhanglagen zu meistern. 1996 war der erste Schritt der Flurbereinigung abgeschlossen. Lagenamen waren; Graf Beissel Herrenberg (10 Hektar), Bullayer Brautrock (16 Hektar), Bullayer Kronenberg (3,5 Hektar), Sonneck (1 Hektar, liegt im Moseluferbereich und südlich der Bergstraße). Die Zusammenlegung der Flächen brachte für die Winzer eine bessere Bewirtschaftung, Zeit- und Arbeitsersparnis.
Im Jahr 2000 fielen von der 75 Hektar großen landwirtschaftlichen Nutzfläche 38 Hektar auf Weinberge. In Bullay gibt es fünf Haupterwerbs-Weingüter und einen Öko-Weinbaubetrieb, die zusammen insgesamt 20 Hektar bewirtschaften. Daneben gibt es noch 10 Nebenerwerbswinzer.
Die bewirtschafteten Flächen unterstehen ständigen Veränderungen. Außerdem betreiben die Bullayer Winzer zusätzlich Weinbauflächen außerhalb des Gemeindeterritoriums, genauso wie Winzer aus umliegenden Gemeinden in Bullay Flächen bewirtschaften. Seit dem Jahr 2000 liegen keine aktuellen Daten über die Größe der bewirtschafteten Weinbaufläche in Bullay vor. Schätzungen zu Folge wird eine Fläche von weniger als 22 Hektar in Bullay bewirtschaftet (Grundlage dieser Daten: Kartenvergleich einer Übersichtskarte nach der Flurbereinigung mit einem aktuellen Luftbild und Geländebegehung).
Repräsentierend für die charakteristischen Weinbauflächen in Bullay sowie deren Veränderungen, stehen vier Winzerbetriebe
- Amlinger-Schardt,
- Weingut und Straußwirtschaft Anker in Bullay,
- Lenz,
- Weinbaufläche der Straußwirtschaft Sturm-Pargen in Bullay.
(Jennifer Abels und Robert Simon, Universität Koblenz-Landau, 2015)
Quelle
Chronik des Weinbaus in Bullay / Mosel; Unveröffentlichte Dokumente inklusive Karten von Herrn Dr. Fritz Schulschenk, o.J.