„Brautrock“ ist ein Begriff in Bullay, der stark verbreitet ist und als Wahrzeichen der Gemeinde sowie des lokalen Weins gilt. Die Legende des „Bullayer Brautrocks“ geht auf das 16. Jahrhundert zurück und ist heute in Form des Brautrock-Brunnens auf dem Lindenplatz zentraler Bestandteil des heutigen Ortsbildes von Bullay.
Die Geschichte des „Bullayer Brautrocks“ Die Bezeichnung „Bullayer Brautrock“ ist ein bis heute in Bullay bekannter und verwendeter Weinbergs-Lagenname, dessen Ursprung auf eine Legende zurückgeht: Während des 12. Jahrhunderts war der Ort Bullay eine freie Reichsstadt mit eigener Gerichtsbarkeit, eigenen Gesetzen und eigenem Volksbrauchtum. Später war Bullay Sitz der Grafen Zank und Residenz der Grafen Beisel. Der Legende zufolge lebten die Grafen in Saus und Braus, bis sie im 16. Jahrhundert nahezu pleite waren und alle gräflichen Kassen leer waren. Alle Hoffnung ruhte deshalb auf dem jungen Grafensohn des Grafen Beisel, der ein gutbetuchtes Ritterfräulein zur Frau nehmen wollte. Traditionsgemäß war der Grafensohn für die Finanzierung des Brautrocks und der Feier verantwortlich. Da sich der Grafensohn dies nicht leisten konnte, kam es zu folgendem Kompromiss: Der Vater der Braut willigte ein, die Finanzierung des Brautrocks und der Feier zu übernehmen, wenn er im Gegenzug eine ganze Weinberganlage des Grafen erhielt. Dieses Tauschgeschäft ermöglichte eine großzügige Feier. Im Rahmen der Zeremonie schenkte der Brautvater den Weinberg zurück und formulierte dazu eine gutdurchdachte Bedingung: Der gesamte Erlös dieses Brautrockweinberges stehe der Tochter zu und diene ihr als Rückhalt, für den Fall, dass der Grafensohn ein ebenso ausschweifendes Leben führt, wie sein Vater Graf Beisel. So ist der Lagenname Brautrock entstanden.
Ende des 16. Jahrhunderts wird die Bezeichnung „Brautrock“ erstmals als Weinbergs-Lagenname urkundlich erwähnt. Bis heute wird dieser Weinbergs-Lagenname verwendet. So gibt es seit der Flurbereinigung 1990 und 1996 die Hauptweinbaugebiete Brautrock, Graf Beissel Herrenberg und Kronenberg und darunter ist Brautrock die größte Weinbergslage von Bullay. Die Errichtung eines Brautrock-Brunnens auf dem zentralen Platz lässt außerdem erahnen, dass der Weinbergs-Lagenname Brautrock in Bullay der Bekannteste ist.
Der Brautrock-Brunnen Im November 1988 erhielt der wegen seiner NS-Vergangenheit keineswegs unumstrittene Bildhauer Johannes „Hanns“ Scherl (1910-2001) aus Wittlich den Auftrag, eine Brunnenanlage für den zentral gelegenen Lindenplatz in Bullay zu entwerfen. Scherl hatte in Bullay bereits den Bildstock an der Ecke „In der Donau“ und „Königswiese“ sowie den Hauptaltar in der Pfarrkirche gestaltet. 1991 wurde der Brunnen auf dem Lindenplatz aufgestellt. Es handelt sich bei der Brunnenanlage um einen „Brautrockbrunnen“ in Anlehnung an die Legende und Geschichte des „Bullayer Brautrocks“. Der Brunnen zeigt eine in Bronze gegossene nackte Frau, die einen Brautrock in der Hand hält. Auf einer steinernen Säule rotiert die Gestalt im 18-Minuten-Takt ein Mal um ihre eigene Achse. Der Lindenplatz ist dank der fertiggestellten Brunnenanlage zu einem Wahrzeichen der Gemeinde Bullay geworden. Insgesamt wurde für die Gestaltung des Platzes mit dem Brunnen etwa 500.000 DM investiert. Man geht davon aus, dass der zentrale Platz Grundein wesentlicher für die Ausweisung Bullays als „Staatlich anerkannter Ferienort“ war.
(Cali Burton, Universität Koblenz-Landau, 2015)
Quelle „Die Geschichte des Bullayer Brautrock“ (unveröffentlichtes Dokument; erhalten von Dr. Fritz Schulschenk), o. J.
Internet www.bullay.de: Bullay Tourismus-Infos, Weinlagen: Bullayer Brautrock (abgerufen 04.11.2015)
Literatur
Schulschenk, Fritz (2004)
Bullay an der Mosel zwischen 1150 und 2000 - 850 Jahre eines Gemeindelebens. Eine chronologische Aufzeichnung. o. O.
Weinbaulage Bullayer Brautrock und Brautrock-Brunnen auf dem Lindenplatz
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Empfohlene Zitierweise
„Weinbaulage Bullayer Brautrock und Brautrock-Brunnen auf dem Lindenplatz”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-244631 (Abgerufen: 12. Oktober 2024)
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