Der Tagebau Fortuna entwickelte sich aus dem bereits 1941 aufgeschlossenen Braunkohlenbergwerk Fortuna-Nord und wurde seit Herbst 1953 mit Montagebeginn des Schaufelradbaggers 255 und mit dessen Inbetriebnahme im Abraumbetrieb am 03.08.1955 als Großtagebau Fortuna (später Tagebau Fortuna-Garsdorf) neu aufgeschlossen. Mit Jahresförderleistungen von bis zu 108 Mio. cbm Abraum und 48 Mio. t (1979) Rohbraunkohle war Fortuna-Garsdorf für mehrere Jahre der größte Bergbaubetrieb der Welt. Ende 1979 erreichte die Tagbausohle eine Teufe von -225 m NN, entsprechend 345 m unter Rasensohle.
Mitte Mai 1993 wurde offiziell die letzte Kohle gefördert. Die Verfüllung des Tagebaus erfolgte seit April 1983 mit Abraum aus dem Tagebau Hambach. In dem rund 2.200 ha großen Rekultivierungsgebiet zwischen Bedburg und Bergheim (Erft) entstanden bis 2004 außer landwirtschaftlichen Nutzflächen auch Feuchtgebiete und Waldflächen sowie eine rund 90 ha große Auenlandschaft mit dem Peringsmaar.
Beschreibung:
Der zwischen Bedburg und Bergheim (Erft) für rund 40 Jahre betriebene Tagebau Fortuna-Garsdorf markierte im Rheinischen Braunkohlenrevier den Übergang zu den Tieftagebauen und zur Großgerätetechnik. Die beiden oberen Sohlen des Tagebaus waren zunächst für Zugförderung ausgerüstet. Nach weitgehendem Abschluss der Rekultivierung 2004 blieben ein Teil der Gleisanlagen, der Kohlebunker und weitere Infrastruktureinrichtungen erhalten und spielen heute eine wichtige Rolle für die Kohleversorgung des Kraftwerks Niederaußem. Von Bedeutung ist außerdem die westlich der Kohleumschlagsanlagen gelegene Kraftwerksrückstandsdeponie für die Asche- und Gipsentsorgung der Kraftwerke Niederaußem und Neurath.
Mit der Inbetriebnahme des ersten 100.000er-Schaufelradbaggers 1955, dem 1976 der erste 200.000er-Bagger folgte, sowie mit der Entwicklung der Bandanlagen mit 2.200 mm breiten Gurten und einer Geschwindigkeit von 5,2 m/s setzte der Tagebau Fortuna-Garsdorf weltweit Maßstäbe für die Tagebautechnik.
Datierung:
- 3. Quartal 1953: Montagebeginn des „Aufschlussbaggers“ = Baubeginn
Literatur:
- Potes, Theo / Coenen, Manfred: Fortuna-Garsdorf. Der erste Tieftagebau im Rheinischen Braunkohlenrevier. Vom Aufschluss bis zum Ende der Rekultivierung. 1955-2004, (Documenta Berchemensis Historica, Bd. 6). Frechen 2004
- Gärtner, Erwin: Entwicklungstendenzen in der Geräte- und Fördertechnik der rheinischen Braunkohlentagebaue. In: Braunkohle, Wärme und Energie 7, 1955, Heft 11/12, S. 226-241
- Würz, Wolfgang: Betriebsorganisation und Betriebsüberwachung in der Gewinnung, Förderung und Verkippung des Tagebaus Fortuna der Rheinischen Braunkohlenwerke AG. In: Braunkohle, Wärme und Energie 13 (1961), Heft 6, S. 224–228
- Schönfeld, Georg: Der Tagebau Fortuna von 1955 bis 1990. In: Braunkohle 29 (1977), Heft 9, S. 333–343
- Goedecke. Helmut: Der rheinische Braunkohlenbergbau. Entwicklung und Zukunftsaufgaben. In: Braunkohle 39 (1987), Heft 12, S. 410-414
(Büro für technikhistorische Forschung und Beratung, Dr. Norbert Gilson, 2022)
BKM-Nummer: 20101000