Köhlergemeinde Welschneudorf

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Welschneudorf
Kreis(e): Westerwaldkreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 22′ 20,56″ N: 7° 47′ 57,43″ O 50,37238°N: 7,79929°O
Koordinate UTM 32.414.615,97 m: 5.580.723,71 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.414.656,84 m: 5.582.516,40 m
  • Wappen der Ortsgemeinde Welschneudorf

    Wappen der Ortsgemeinde Welschneudorf

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    Luftbildaufnahme von Welschneudorf (2022)

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  • Oberförsterei (um 1960)

    Oberförsterei (um 1960)

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  • Kartenaufnahme der Rheinlande (1803-1820)

    Kartenaufnahme der Rheinlande (1803-1820)

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  • Landgraben (2003)

    Landgraben (2003)

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  • Blick vom heutigen Kreuzplatz in die „ahl Eck“ (1910)

    Blick vom heutigen Kreuzplatz in die „ahl Eck“ (1910)

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    Kurtrierisches Jagdzeughaus (2009)

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Welschneudorf liegt im südwestlichen Teil des Westerwaldes im Naturpark Nassau, in der Verbandsgemeinde Montabaur. In einer Höhe zwischen ca. 270 und 480 m über NN erstreckt sich die Ortsgemarkung auf einer Fläche von 7,77 km². (s. Abbildung 2 in der Mediengalerie)
Die Entwicklung von Welschneudorf ist eng verknüpft mit seinem einstigen Waldreichtum. 60 Prozent des Ortsgemeindegebiets entfällt aktuell auf Waldflächen. Die Wälder der Gemarkung gehören zu den geschlossenen Forsten der Montabaurer Höhe und des Stelzenbachforstes. Im Schutz dieser Wälder wurden zahlreiche historische Bodendenkmäler konserviert. Zudem wurde 1996 im Stelzenbachforst ein 77ha großes Naturwaldreservat ausgewiesen. Der Wald war über Jahrhunderte der wesentliche Faktor für die Entwicklung des Ortes. Er diente u.a. zur Holzkohlegewinnung und ist bis heute ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.
In kurtrierischer, nassauischer und preußischer Zeit waren insbesondere das herrschaftliche Jagd- und Forstwesen mit dem Tiergarten und dem überregional bedeutsamen Jagdzeughaus von Bedeutung. Außerdem befand sich hier im Ort im 18. Jahrhundert eine, das Gebiet von neun Gemeinden umfassenden, Jägerei (Försterei). Von 1816 bis 1931 gab es in Welschneudorf eine Oberförsterei, die nach heutigen Verhältnissen einem Forstamt entsprach. (s. Abbildung 3 in der Mediengalerie)

Entstehung
Wiederbesiedlung nach dem 30-Jährigen Krieg
Köhlergemeinde
Ortswappen

Entstehung
Welschneudorf, das in seiner Frühzeit Neudorf hieß, ist eine Siedlung, die im späten Hochmittelalter entstand. Die Erwähnung aus dem Jahr 1452 in einem Zinsregister des St. Florinsstiftes Koblenz ist aber nicht mit dem Entstehungszeitpunkt gleichzusetzen. Es deutet vieles darauf hin, dass der Ort bereits im ausgehenden 13. Jahrhundert während der letzten Siedlungsperiode des Westerwaldes entstanden ist. Es gibt bereits im ausgehenden 13. Jahrhundert zwei Ersterwähnungen von einem Ort namens „Nova villa“. Es geht um eine „Seelgerätsschenkung“ an das Kloster Arnstein und um die Nennung in einem Zinsregister derselben Abtei. In beiden Fällen wird ein Ort namens Nova villa genannt. Da Nova villa (Neudorf) in dem betreffenden Zinsregister unmittelbar zusammen mit den mehr oder weniger benachbarten Orten Weinähr, Winden und dem später wüst gewordenen Scherpingen aufgelistet ist, besteht kaum Zweifel, dass dieses Nova villa der Arnsteiner Überlieferung mit dem damaligen Neudorf identisch ist.

Welschneudorf dürfte vor allem als Rastort bzw. Straßenstation gegründet worden sein. Darauf deutet der Name, der in dieser oder ähnlicher Form bei solchen Straßensiedlungen vorkommt und die Lage an einem alten Rheinweg und insbesondere an der alten Sälzerstraße (Madalbergostrazo, schon 959 in der Grenzbeschreibung des Zehntbezirks der Urpfarrei Humbach (Montabaur) dokumentiert). Diese Handelsstraße erreichte auf den Höhen bei Welschneudorf den Pass zwischen der Montabaurer Senke und dem Lahntal. Die etwa gleichen Entfernungen von ca. 9 km auf den beiden Strängen nach Nassau und Ems einerseits und Montabaur andererseits, entsprachen der Halbtagesetappe eines Fuhrwerks. (s. Abbildung 4 in der Mediengalerie)
Außerdem dürften bei der Gründung von Welschneudorf aber noch territorialpolitische Gesichtspunkte eine Rolle gespielt haben. Kurtrier musste hier in der relativ abgelegenen, grenznahen Region an der bedeutenden Straße und wegen der großen Forste und Aktivitäten im Montanbereich präsent sein.

Ein Relikt aus dieser Zeit ist der heute noch gut sichtbare Landgraben (Landwehr) (s. Abb. 5 in der Mediengalerie) zwischen Zimmerschied und Welschneudorf, der im Spätmittelalter (Anfang 14. Jahrhundert) die Grenze zwischen Kurtrier und Nassau sicherte.

Wiederbesiedlung nach dem 30-Jährigen Krieg
Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) war Neudorf eine Ortswüstung. 1653 scheiterte eine erste Wiederbesiedlung. Um 1663 herum siedelten sich dann katholische Wallonen an (Familiennamen Gilles, Labonte), die der Lütticher Unternehmer Jean Marioth ins Land geholt hatte. Durch die zugewanderten Fremden aus der Wallonie erhielt Neudorf im Ortsnamen den Zusatz Welsch. Aus dieser Zeit stammt vermutlich auch der noch heute übliche Beiname der Welschneudörfer, die im Volksmund als „Näiderfer Gugugge“ (Neudorfer Kuckucke) bezeichnet werden, da sich die zugewanderten neuen Bewohner in dem verlassenen Dorf niedergelassen („ins fremde Nest gesetzt“) haben. Der Kuckuck ziert auch heute noch unser Ortswappen. (s. Abb.1 in der Mediengalerie)
Der älteste Ortskern von Welschneudorf ist vermutlich der Bereich um den Kreuzplatz (die ahl Eck) im Unterdorf, wo auch erstmals im Jahr 1517 eine Kapelle erwähnt wird. Später im Jahre 1705 wird dort eine neue Kapelle errichtet, die dann Anfang des 19. Jahrhunderts als Scheune genutzt wurde und heute noch steht. Hier um das erste Gotteshaus bestand ursprünglich wohl nur ein Weiler mit einem kleinen Platz im Zentrum. Aus der Kleinsiedlung entwickelte sich dann bis ins 18. Jahrhundert ein Straßendorf. (s. Abb.6 in der Mediengalerie)

Die heutige Gemarkung von Welschneudorf war Teil des ehemaligen Reichsforstes Spurkenberg und gehörte im Mittelalter zum Zehntbezirk der Urpfarrei Humbach (Montabaur), der im Südteil des ehemaligen Engersgau lag. Nach seiner Gründung gehörte Welschneudorf bis zum Jahr 1803 zum Kurfürstentum Trier. Aus dieser Zeit stammt auch noch der Wildgraben, der Tiergarten, das Jägerhaus und das Kurtrierische Jagdzeughaus, in dem heute die Kirche und die Kurfürstenhalle untergebracht sind. (s. Abb. 7 in der Mediengalerie) Von 1803 bis 1866 gehörte Welschneudorf zum Herzogtum Nassau und ab 1866 zu der von Preußen annektierten Provinz Hessen-Nassau, seit 1946 zu Rheinland-Pfalz.
Welschneudorf ist heute eine ländliche Siedlung mit 985 Einwohnern (Stand 2022). Es gibt einige zentrale Versorgungseinrichtungen wie Lebensmittelgeschäft, Bäckerei, Metzgerei, Gastronomische Betriebe, Allgemein Arzt, Zahnärztin, mehrere Handwerksbetriebe (u.a. Dachdecker, Schreinerei, Installateur, Elektriker, Tiefbauunternehmen). Zudem befindet sich ein Kindergarten und eine Grundschule in Welschneudorf. Zahlreiche Ortsvereine bereichern das kulturelle Angebot der Ortsgemeinde. Erwähnt sei stellvertretend der traditionelle Rosenmontagsumzug mit seiner über 100-jährigen Tradition. Außerdem ist die Gemeinde sehr verkehrsgünstig und zentral gelegen. Ca. 9 km nach Bad Ems und Montabaur (ICE-Anbindung). Ca. 25 km nach Koblenz und Limburg. Ca. 100 km nach Köln und Frankfurt.

Köhlergemeinde
In der Gemarkung von Welschneudorf finden sich zahlreiche Spuren der Köhlerei. Unsere Wälder haben über viele Jahrhunderte diese Spuren, die heute noch sichtbar sind und von längst vergangenen Tagen erzählen, konserviert. Weit über 400 Meilerplätze, überwiegend aus dem 18. und 19. Jahrhundert, überziehen unseren Waldboden. Doch schon vor über 2500 Jahren wurde in unseren Wäldern Holzkohle hergestellt, die u.a. zum Brennen von Gebrauchskeramik nötig war. Zahlreiche Scherbenfunde aus der Latenézeit, die vom großen Dielkopf stammen, sind Zeugen dieser Epoche. Ebenso wurde die Holzkohle zum Verhütten von Eisenerz benötigt. Schlackenhalden, die von der Verhüttung von Eisenerz in mittelalterlichen Rennöfen stammen, finden sich noch in unserem Wald.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) siedelten sich dann in unserem wüst gewordenen Dorf wallonische Köhler an, die der Lütticher Unternehmer Jean Marioth ins Land geholt hatte. Er brauchte Fachkräfte, um die von ihm aufgekauften Emser Bergwerke und Hütten wieder in Betrieb zu nehmen. Durch diese zugewanderten Wallonen erhielt unser Dorf, dass in der Frühzeit Neudorf hieß, den Zusatz Welsch im Ortsnamen. Die Herstellung von Holzkohle war bis Mitte des 19. Jahrhunderts eine der Haupterwerbsquellen der Welschneudorfer Bürger. Der Wald als Lebensnerv Welschneudorfs wird auch in unserem Ortswappen durch die grüne Feldfarbe und silberne Buchenzweige dargestellt. Die Bogenteilung unter dem Schildhaupt symbolisiert u.a. mit den drei Bögen die Köhlerei und steht mit den drei darüber schwebenden Kreuzen für drei -der Legende nach- hier verunglückten Köhler. Neben den Spuren der Köhlerei gibt es noch viele andere spannende Bodendenkmäler, die von der wechselvollen Geschichte unseres Heimatdorfes berichten.

Ortswappen
Die dominierende grüne Feldfarbe steht symbolisch mit den silbernen Buchenzweigen für unseren Wald, die Jagd, den Tiergarten und das Stelzenbachtal.
Die drei Kreuze im Schildhaupt erinnern an unsere lange Zugehörigkeit zu Kurtrier, an die alte, schon 1517 erwähnte Kapelle mitten im Dorf und an die neue Kirche St. Johannes Baptist, zugleich aber auch an die hier vermutlich tödlich verunglückten drei Köhler.
Die Bogenreihe unter dem Schildhaupt symbolisiert mit den drei Bögen die Köhlerei (Meiler), aber auch die hier typischen Bodenerhebungen, die Ringwälle aus der Keltenzeit, den Limes und den Wildgraben.
Schließlich stellt der auf einem silbernen Buchenzweig sitzende, silberne Kuckuck das Symbol für den im Volksmund überlieferten Spitznamen der Welschneudörfer als „Kuckucke“ dar.

(zusammengestellt von Marco Kilian, Welschneudorf, 2024)

Literatur

Heuser-Hildebrandt, Birgit; Kauder, Birgit (1993)
Welschneudorf Wildgraben-Altstraße-Kohlplatten. In: Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland Der Westerwald, Stuttgart.
Hildebrandt, Helmut; Heuser-Hildebrandt, Birgit (1998)
Am Landgraben nordöstlich von Zimmerschied Verbandsgemeinde Nassau a.d. Lahn. In: Historisch-geographische Geländedenkmäler, Bad Ems.
Hildebrandt, Prof. Dr. Helmut (1999)
Welschneudorf im unteren Westerwald. Funktionen einer ländlichen Siedlung in Vergangenheit und Gegenwart. In: Heft 6 der Schriftenreihe zur Stadtgeschichte von Montabaur, o. O.
Krings, Bruno (1990)
Das Prämonstratenserstift Arnstein a.d. Lahn im Mittelalter (1139-1527). In: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau, Bd. 48, o. O.
Trumpp, Thomas (2000)
Die Beschreibung der Ränder des Zehntbezirks der Urpfarrei Humbach (Montabaur) in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, o. O.
Wachter, Helmut (1997)
Heimatbuch Welschneudorf. Welschneudorf.

Köhlergemeinde Welschneudorf

Schlagwörter
Ort
56412 Welschneudorf
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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Marco Kilian: „Köhlergemeinde Welschneudorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-354047 (Abgerufen: 30. April 2025)
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