Mittelalterliches Hohlwegsystem bei Welschneudorf

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Welschneudorf
Kreis(e): Westerwaldkreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 22′ 2,34″ N: 7° 46′ 10,89″ O 50,36732°N: 7,76969°O
Koordinate UTM 32.412.502,20 m: 5.580.195,38 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.412.542,25 m: 5.581.987,84 m
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    Mittelalterliches Hohlwegsystem bei Welschneudorf (2023)

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    Schummerungskarte der Hohlwege (2024)

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    Skizze des Hohlwegssystems (1993)

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    Birgit Heuser-Hildebrandt und Birgitt Kauder
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Im Bereich des weißen Steines kann man noch heute ein Hohlwegsystem erkennen. Bei dem historischen Verkehrsweg nordöstlich des Weißen Steines lassen sich bis zu sieben „Gleise“ nebeneinander ausmachen. Die einzelnen Fahrbahnen stellen sich als grabenartige Bodenvertiefungen mit dellen- bis muldenförmigen Querprofilen dar. In den Streckenabschnitten mit größter Steigung sind sie über einen Meter in den Waldboden eingeschnitten, während sie in ebeneren Bereichen lediglich als 20-30 cm tiefe dellenförmige Wegerinnen in Erscheinung treten.

Der Richtung und Lage nach handelt es sich um die schon 959 erwähnten „Madalbergostrazo“, „Saltresstraza“ oder zumindest ein Zubringer dorthin. Sie wird in der Humbacher (später Montabaur) Grenzbeschreibung dokumentiert. Sie führte, von Kemmenau kommend, zwischen den beiden „Malbergen“ (so wurden im Mittelalter der große und kleine Kopf bei Arzbach bezeichnet) über die „Kadenbacher Heid“ zur Montabaurer Höhe auf die Koblenzer Straße. Westlich von Welschneudorf wurde diese Nord- Süd Verbindung durch einen Zweig aus Nassau (Verlängerung der späteren Bäderstraße) verstärkt. Auf dieser noch im 16. Jahrhundert auch für das Amt Montabaur wichtigen Nord-Süd-Verbindung wurden damals vor allem Eisen, Salz, Käse, Schmalz, Speck und Wein transportiert.

Im frühen Mittelalter gab es, von wenigen Resten alter Römerstraßen abgesehen, nur befahrbare Erdwege, die durchwegs in miserablem Zustand waren. Das damalige Wegenetz bestand hauptsächlich aus direkten Verbindungen, weil die zurückzulegenden Strecken möglichst kurz sein sollten. Deshalb wurden auch Hügel und andere Erhebungen nicht umgangen, sondern einfach überquert. An diesen Stellen entstanden die noch heute sichtbaren Hohlwege. Die üblichen Transportmittel waren meist Ochsenfuhrwerke. Das Erdreich war nicht nur dem Wetter ausgesetzt, sondern auch die schmalen Holzräder der Wagen und die Hufe der kräftigen Zugtiere furchten den Boden zusätzlich auf. Je nachdem wie steil das Gefälle und wie fest der geologische Untergrund waren, wie häufig täglich Wagen fuhren und wie lange auf der Trasse Verkehr stattfand, sind die Fahrgleise mehr oder weniger in den Boden eingetieft. Die meist schmalen Hohlwege konnten gleichzeitig immer nur in eine Richtung befahren werden. Um dem Gegenverkehr auszuweichen, mussten also mehrere Wege nebeneinander geschaffen werden. Auf der freien Flur war dies nicht möglich, denn eine zweite Spur neben dem ursprünglichen Weg hätte wertvolles Ackerland zerstört. Daher entstanden diese Ausweichrouten ausschließlich an den bewaldeten Hängen. Hier verlaufen deshalb nicht selten mehrere Hohlwege nebeneinander. Diese sogenannten Hohlwegbündel sind ein Hinweis sehr alter Verkehrsverbindungen, da nur bei jahrzehnte- oder gar jahrhundertelanger Verwendung eines Weges die Zeit zur Entstehung mehrerer paralleler Hohlwege ausreicht.

(zusammengestellt von Marco Kilian, Welschneudorf, 2024)

Quelle:
Kulturspuren in der Landschaft
Hohlwege Kulturlandschaftselemente im Wittelsbacher Land

Internet
www.mittelalter-lexikon.de: Mittelalter-Lexikon.de, Köhler (abgerufen 20.08.2024)

Literatur

Gensicke, Helmut (1958)
Landesgeschichte des Westerwaldes. Wiesbaden.
Heuser-Hildebrandt, Birgit; Kauder, Birgit (1993)
Der Westerwald. Welschneudorf Wildgraben-Altstraßen-Kohlplatten. In: Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland. Band 26, o. O.
Hildebrandt, Helmut; Heuser-Hildebrandt, Birgit (1998)
Am Landgraben nordöstlich von Zimmerschied Verbandsgemeinde Nassau a.d. Lahn. In: Historisch-geographische Geländedenkmäler, Bad Ems.
Trumpp, Thomas (2000)
Die Beschreibung der Ränder des Zehntbezirks der Urpfarrei Humbach (Montabaur) in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, o. O.

Mittelalterliches Hohlwegsystem bei Welschneudorf

Schlagwörter
Ort
56412 Welschneudorf
Fachsicht(en)
Landeskunde
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i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation

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Marco Kilian: „Mittelalterliches Hohlwegsystem bei Welschneudorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355457 (Abgerufen: 30. April 2025)
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