Wald Pfaffenholz bei Welschneudorf

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Welschneudorf
Kreis(e): Westerwaldkreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 22′ 27,46″ N: 7° 47′ 4,76″ O 50,3743°N: 7,78465°O
Koordinate UTM 32.413.579,06 m: 5.580.953,97 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.413.619,52 m: 5.582.746,75 m
  • Historische Karte des Pfaffenholzes (1819)

    Historische Karte des Pfaffenholzes (1819)

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  • Zehntbezirk der Urpfarrei Humbach (Montabaur) im 10. Jahrhundert

    Zehntbezirk der Urpfarrei Humbach (Montabaur) im 10. Jahrhundert

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    Fürst Karl Ludwig von Anhalt-Bernburg-Schaumburg-Hoym

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  • Lage des "Pfaffentriesch" (1784)

    Lage des "Pfaffentriesch" (1784)

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    Urkunde mit Jagdrechten

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    Urkunde (1776)

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Der Wald „Pfaffenholz“ erstreckte sich einst südwestlich vom großen Dielkopf bis zum weißen Stein und umfasste südöstlich vermutlich auch noch Teile der heutigen Ortslage. Dieser Wald gehörte im Mittelalter zum Engersgau und war Teil des ehemaligen Reichsforstes Spurkenberg. Der Reichsforst Spurkenberg wurde begrenzt durch Lahn und Rhein im Süden und Westen, von dem Gelbach, Eisenbach und der Sayn im Osten und Norden. Nachdem Gaugraf Herzog Hermann von Schwaben in den Jahren 931/49 in Humbach (Montabaur) eine Holzkirche errichtete, übertrug er diese mit dem Anspruch auf das Kirchengut, das dazugehörige Vermögen und das Zehntrecht dem Marienkloster zu Koblenz (späteres Stift St. Florin). Die Grenzen dieses Zehntbezirkes, innerhalb derer auch das „Pfaffenholz“ lag, wurden in einer Urkunde aus dem Jahr 959 beschrieben. Im Jahr 1018 schenkte Kaiser Heinrich II. das Stift St. Florin mit samt seinen Besitztümern dem Trierer Erzstift. Im Jahr 1233 wird ein Wald „Pfaffenholz“ bei „Elewarthe“ (Elbert) (das näher gelegene Welschneudorf existierte zu dieser Zeit noch nicht) genannt.

Von der damaligen Ausdehnung des Waldes ist nichts bekannt. Der Probst des Stiftes stritt mit dem Kapitel seiner Kirche über die Nutzungsrechte des „Pfaffenholzes“. Nach einem Vergleich überließ er seinen Mitbrüdern die Nutzung dieses Waldes, er selbst sicherte sich und seinen Nachfolgern den sogenannten Neurodzehnten von jetzigen und zukünftigen Rodungen. Noch im Jahr 1290 wird dem Probst des Stiftes dieser Wald auf Lebzeiten vorbehalten. Das „Pfaffenholz“ lässt sich als einziger größerer Grundbesitz des Stifts St. Florin im Westerwald nachweisen. Ab dem 11. Jahrhundert bezeichnete man Geistliche als „Pfaffen“ (vom griechischen Papas (Kleriker)), davon leitet sich vermutlich auch der Name des Waldes ab. In einem Verzeichnis über „Wildbandt und Hecken“ vom 03. Januar 1475 wird in der näheren Umgebung von Neudorf (Welschneudorf) u.a. auch das „Pfaffenholz“ genannt. (Abb.77) Später muss das „Pfaffenholz“ dann an die Herren von Esterau veräußert worden sein, da es sich im Jahr 1548 in deren Besitz befand. Im Jahr 1600 wird in einem Bericht des Amtes Nassau beschrieben, dass es sich beim „Pfaffenholz“ um einen Grenzbereich zwischen Emser, Arzbächer und Welschneudorfer Gemarkung gelegenen Waldbezirk handelt, in dem zu jener Zeit „Holtz verkolet und verkauft“ wurde. Den Bürgern zu Hadamar habe das Recht des „Eckems“ zugestanden. Im Jahr 1631 kam die Esterau mit ihren Besitztümern in den Besitz des Fürsten Johann Ludwig von Nassau-Hadamar (1590-1653), der als kaiserlicher Bevollmächtigter von 1645 an in Münster den Westfälischen Frieden mit verhandelte. Als dieser in Geldnöte geriet verkaufte er im Jahr 1643 die Esterauer Besitzungen inklusive des „Pfaffenholzes“ an Graf Peter Melander von Holzappel (1589-1648). Dieser wurde im Jahre 1642 zum Feldmarschall und „Generalissimus“ über das gesamte kaiserliche Kriegsheer ernannt. Nach seinem Tod durch eine tödliche Schussverletzung bei der letzten großen Schlacht des 30jährigen Krieges bei Zusmarshausen, hinterließ er zusammen mit seinen Besitzungen ein Vermögen von 1,4 Mill. Reichstalern seinem Bruder. Allerdings erstritt sich seine Witwe Agnes von Holzappel das Erbe und erweiterte die Grafschaft Holzappel durch Zukauf der Herrschaft Schaumburg. Alleinerbin nach ihrem Tod war die gemeinsame Tochter Elisabeth Charlotte (1640-1707), die mit dem Fürsten Adolf von Nassau-Dillenburg (1629-1676) vermählt war. So entstand das neue Fürstentum Nassau-Schaumburg. Nach dem Tod Elisabeth Charlottes fiel das Fürstentum Nassau-Schaumburg in Ermangelung eines männlichen Erbfolgers an den Ehemann der gemeinsamen Tochter Charlotte d. J. an den Fürsten Lebrecht von Anhalt-Bernburg-Schaumburg (1669-1727). Sein Enkel, Carl Ludwig Fürst von Anhalt-Schaumburg (1723-1806) (s. Abbildung in der Mediengalerie) verkaufte dann im Jahr 1776 für 5450 Gulden das „Pfaffenholz“ an die Gemeinde Welschneudorf (s. Abbildung in der Mediengalerie). Das Gebiet des ehemaligen „Pfaffenholzes“ stellt auch heute noch den größten Anteil des Gemeindewaldes.

Heute wird nur noch eine kleiner Walddistrikt südwestlich des großen Dielkopfs als „Pfaffenholz“ bezeichnet. Eine landwirtschaftliche Fläche, die wohl einst auch Teil des „Pfaffenholzes“ war, wird „Pfaffenheck“ genannt. (s. Abbildung in der Mediengalerie) Die Bezeichnung „Heck“ ist ein Hinweis auf die damals weitverbreitete Niederwaldwirtschaft. Diese Fläche wurde aber schon im 18. Jahrhundert landwirtschaftlich genutzt. In einer Karte aus dem Jahr 1784 (s. Abbildung in der Mediengalerie) wird diese Fläche auch als „Pfaffentriesch“ bezeichnet. Triesch ist eine alte Bezeichnung für unbebautes Land oder ungepflügter Acker. Dies waren in der alten Feld- bzw. Gras-Wirtschaft erschöpfte Äcker, die jahrelang brachlagen, sich mit Gras bewuchsen und dann als Weide dienten, bevor sie wieder zu Ackerland umgepflügt wurden. Um diese/s Pfaffenheck/Pfaffentriesch gab es jahrzehntelange Grenzstreitigkeiten. Mit umfangreichem Aktenmaterial und Zeugenaussagen wurde das Gelände als zur Dausenauer Mark gehörend reklamiert. Unter anderem wurde ein Protokoll von einem Grenzbegang v. 11. Januar 1678 als Beweismaterial vorgelegt. „…Davon dannen langs den Walt hinauf den Rein, da man an die Trierische Mark stößt ist zu uns kommen…die Welschen von neuen Dorf, Hilgert und andere Welschen sein mit uns gangen biß zu Endt ihrer Marck bey die Spitz-Eych. Auch unseren Gangs beyderseits zu Frieden gewesen. Von dannen über die Hoe zu Paffen-Holtz-Orth auf den weißen Stein…“ Die nassauische Seite konnte ihren Anspruch aber nicht durchsetzen. Die „Pfaffenheck“ wurde der Gemarkung Welschneudorf zugeschlagen, wie es Katasterunterlagen Anfang des 19. Jahrhunderts ausweisen.
Ein Teil des Pfaffenholzes (ca.60 Morgen (15 ha.) fiel am Ostermontag, 03. April 1893, nach langer Trockenheit, einem Waldbrand zum Opfer. Ursache war das Wegwerfen eines noch brennenden Streichholzes, das zum Anzünden einer Zigarre diente. Noch heute heißt dieser Bereich im Volksmund „das Gebranntene“.

(zusammengestellt von Marco Kilian, Welschneudorf, 2024)

Quellen
Schulchronik der Ortsgemeinde Welschneudorf
HHStAW, 3011/1 863 H

Internet
regionalgeschichte.net: Heimat und Bergbbaumuseum Esterau (abgerufen am 14. Oktober 2024)

Literatur

Bruchhäuser, Kurt (2002)
Dausenau an der Lahn. Untersuchungen zur Ausdehnung des Gemeindegebietes unter besonderer Berücksichtigung des Grenzverlaufs im Bereich Kemmenau-Welschneudorf sowie des Geländeteils Neumark. Koblenz.
Gensicke, Helmut (1958)
Landesgeschichte des Westerwaldes. Wiesbaden.
Trumpp, Thomas (2000)
Die Beschreibung der Ränder des Zehntbezirks der Urpfarrei Humbach (Montabaur) in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte, o. O.

Wald Pfaffenholz bei Welschneudorf

Schlagwörter
Ort
Welschneudorf Welschneudorf
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation

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Marco Kilian: „Wald Pfaffenholz bei Welschneudorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355606 (Abgerufen: 30. April 2025)
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