Das Köhlerhandwerk erforderte einen hochqualifizierten Fachmann, dessen Alltag sich nicht nur durch ununterbrochene und gefährliche Tag- und Nachtarbeit während des ein bis zwei Wochen andauernden Verkohlungsprozesses auszeichnete. Aufgrund des berufsbedingten „Einsiedlerdaseins“ während der Köhlersaison, nahm der Köhler oft eine soziale Außenseiterrolle in der Gesellschaft ein. In Welschneudorf haben es allerdings einige Köhler-Familien, die hauptberuflich die Köhlerei über mehrere Generationen hinweg betrieben haben, zu einem gewissen Wohlstand gebracht. Meist mussten mehrere Kohlenmeiler in unterschiedlichen Verkohlungsstadien überwacht und auf der richtigen Temperatur gehalten werden. Dadurch waren sie oft tagelang von ihrer Familie getrennt und litten unter chronischem Schlafmangel. Alle zwei bis drei Stunden musste der Köhler Luftlöcher stopfen und neue stechen. An der Farbe des austretenden Rauches, konnte er den Reifegrad des Meilers erkennen.
In Kombination mit der Einsamkeit wird berichtet, dass viele Köhler unter psychischen Problemen wie z.B. Halluzinationen litten. In der Volksmeinung haben sich einige Redensarten und Sprichwörter herausgebildet, in denen Köhlern charakterliche Absonderlichkeiten und Eigentümlichkeiten nachgesagt werden. Immer wieder kam es auch zu Unfällen, etwa wenn ein Köhler auf den Meiler stieg, ausrutschte und in die Glut fiel. Brandnarben gehörten zum Berufsbild. Anfangs siedelten sich die Köhler im Wald an einem Platz nach ihrer Wahl an, später regelten die Waldbesitzer, überwiegend die Adligen, die Ansiedelung durch ihre Waldvögte, die vor allem darauf achteten, dass keine Feuer den Wald vernichteten. Gegen Ende des Winters hielt der Köhler um ein „Geköhl“ an. Nachdem die Stellen angewiesen waren, wo die Meiler errichtet werden durften wurden die Bäume gezeichnet, die für das Kohlholz gefällt werden durften. Nachdem alles Holz gefällt war, welches dem Köhler in einem gewissen Distrikt angewiesen wurde, wurden die Bäume entastet, zersägt und gespalten. Zum Aufsetzen des Meilers suchte der Köhler sich, wenn es möglich war, einen alten „Kohlplatz“, da die spätere Ausbeute an Holzkohle dort höher war, als an einem neuen Standort. Außerdem musste Wasser in der Nähe sein (zur Ernährung und zum Löschen des Meilers) und der Platz durfte nicht zu weit weg von einem Weg sein, damit der Abtransport der Holzkohle leichter fiel. Die Werkzeuge der Köhler waren die Krücke (Spitzhacke), die Kohlschaufel, der Kohlbesen, ein Rechen mit langen Zinken und ein Rechen mit kurzen Zinken. Die langen Zinken waren ca. 30 cm lang und verhinderten, dass die Holzkohle beim Auseinanderrechen des Meilers in kleine Stücke zerfällt. Holzkohle aus größeren Stücken verkauften die Köhler vor allem an Hütten- und Hammerwerke, während mittleres und kleines Material hauptsächlich von Schmieden und anderen Handwerkern erworben wurde.
Während der Köhlersaison lebte der Köhler in einer selbstgebauten Unterkunft, der sogenannten „Köhlerhütte“. Diese bestand meist aus drei Stangen, die er in dreiecksform so weit voneinander platzierte, dass er räumlich darin liegen konnte. Oben band er die Stangen in der Höhe zusammen, dass er aufrecht stehen konnte. Dieses pyramidenförmige Gestell belegte er komplett mit Holzstangen. Dann wurde die Behausung mit Reisig und zum Schluss mit Rasensoden bedeckt. Oben ließ er eine Öffnung als Rauchabzug. Diese Öffnung wurde oberhalb noch mal mit einer Rasensode abgedeckt, damit kein Regen eindringen konnte. Die eine Hälfte des Bodens wurde etwas ausgegraben. Dort wurde eine mit Steinen umrandete Feuerstelle errichtet. Die andere Hälfte benutzte der Köhler als Schlafplatz, den er mit Laub und Moos auffüllte. Diese Hütten wurden immer in direkter Nähe zu den Meilern errichtet und dienten auch als Wetterschutz und Kochstelle. Gegessen haben die Köhler vor allem Brot, Suppe aus Hülsenfrüchten und Speck. Aufgrund der geschichtlichen und kulturellen Bedeutung wurde das Köhlerhandwerk im Dezember 2014 in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Deutschland durch die Kultusministerkonferenz aufgenommen.
(zusammengestellt von Marco Kilian, Welschneudorf, 2024)
Internet
de.wikipedia.org: Köhler (abgerufen am 24.10.2024)