Für den Transport des Jagdzeuges benötigte man 1731 insgesamt 16 Zeugwagen und einen gedeckten Karren. Jeder Wagen war mit drei Paar Ochsen oder Pferden bespannt, der Karren mit zwei Paar. Fahrer, Pferde und Ochsen mit Geschirr mussten damals die Ämter stellen, in denen die Jagden stattfanden. Die zu dieser Fronarbeit verpflichteten Bauern wurden zu bestimmten Zeiten an bestimmte Orte bestellt, sodass der Transport keinerlei Unterbrechung erlitt.
Inzwischen war das alte Jagdzeughaus in Welschneudorf baufällig geworden. 1756 brachte der Hofmarschall Graf Wittgenstein dem Kurfürsten Johann Phillip von Walderdorff (1756 - 1768) einen „Abriß“ für ein neues Jagdzeughaus. Dieses neue Jagdzeughaus wurde von Hofbaumeister Johannes Seiz (seit 1738 Meisterschüler und Mitarbeiter von Balthasar Neumann) im Jahr 1757 erbaut. (s. Abbildung in der Mediengalerie) Die Kosten beliefen sich auf über 3373 Taler. Diese Baukosten wurden gedeckt durch einen zu Holzkohlen verwandten Hau von 300 Klaftern im Wald Kippscheid (zwischen Manderscheid und Daun).
Die Ost- und Westseite des Gebäudes schmücken noch heute zwei Wappen von Johann Phillip von Walderdorff.
Der letzte Kurfürst Clemens Wenzelslaus von Sachsen (1768 - 1801) hatte kein Interesse mehr an den Hofjagden. Nach der Säkularisation ging das Gebäude in den Besitz des Herzogtums Nassau über. Ab dem Jahr 1818 versuchte man das nun nutzlos gewordene Gebäude zu veräußern. Im Mai 1825 gab es ein Ersuchen der Ortsgemeinde Welschneudorf, dass das Jagdzeughaus zur Nutzung als Kapelle, Lehrerwohnung und als Schul- und Gemeindeversammlungslokal „…um einen billigen Preis überlaßen werde.“ Diesem Gesuch wurde durch Beschluss vom 1. August 1825 stattgegeben. Im Februar 1826 konnte die Gemeinde das ehemalige Jagdzeughaus für 1200 Gulden erwerben. Seit 1829 wird es im Nordteil als Gotteshaus benutzt. Im Südteil des Gebäudes wurde 1831 eine zweiklassige Volksschule und eine Lehrerwohnung eingerichtet. Dort wurde 134 Jahre lang unterrichtet. Dieser Teil wird heute als Dorfgemeinschaftshalle (Kurfürstenhalle) genutzt, der Nordteil weiterhin als Kirche. Das Gebäude, welches nach dem Montabaurer Schloss, das bedeutendste profane (weltliche) Gebäude in unserem ländlichen Raum ist, wurde in die Denkmalliste der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz aufgenommen.
(zusammengestellt von Marco Kilian, Welschneudorf, 2024)
Quellen
HHStAW Bestand 116 Nr. 692
Internet
dhm.de: Jagdwaffen aus der Sammlung des Deutschen Historischen Museums, Jagdwaffen im Barock - die Feuerwaffen. (abgerufen am 14.10.2024)
vg-montabaur.de: Welschneudorf (abgerufen am 14.10.2024)