Jagdzeughaus in Welschneudorf

Kurfürstenhalle in Welschneudorf

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Welschneudorf
Kreis(e): Westerwaldkreis
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 22′ 14,78″ N: 7° 47′ 54,92″ O 50,37077°N: 7,79859°O
Koordinate UTM 32.414.563,43 m: 5.580.545,98 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.414.604,29 m: 5.582.338,60 m
  • Kurtrierisches Jagdzeughaus (2009)

    Kurtrierisches Jagdzeughaus (2009)

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  • Kurtrierisches Jagdzeughaus 1930er Jahre (um 1930)

    Kurtrierisches Jagdzeughaus 1930er Jahre (um 1930)

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  • Jagdwappen Kurfürst Johann Philipp von Walderdorff (2023)

    Jagdwappen Kurfürst Johann Philipp von Walderdorff (2023)

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  • Beschluss des Nassauischen Staats-Ministeriums

    Beschluss des Nassauischen Staats-Ministeriums

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Im 17. Und 18. Jahrhundert war die Jagd eine höfische Sportveranstaltung, adliges Privileg und Statussymbol. Zum Jagen für die Hofjagd wurde Jagdzeug benötigt. Dabei handelte es sich um Tücher, Schirme, Netze und Garne, Pistolen und Schrot. Um dieses Jagdzeug zu lagern, benötigte man ein Gebäude. Im Jahr 1705 ließ Kurfürst Johann Hugo von Orsbeck (1676 - 1711) ein Jagdzeughaus errichten. Vor dieser Zeit wird ein Jagdschuppen erwähnt. Ein Mann namens Eugen Anton Triumph, ein ehemaliger „Hundsknecht“ (geringer Jagdbedienter, welcher bei der Jagd die Aufsicht über die Hunde führt) wurde 1719 als „Jagdzeugverwalter“ eingestellt. Als Entlohnung erhielt er 30 Reichstaler und er war auch Pächter des Hofgutes. Er wohnte im Montabaurer Tiergarten, den er mitzuverwalten hatte. 1719 erwarb der damalige Kurfürst Franz Ludwig von Neuburg bei Rhein (1716-1729) in Diez das wahrscheinlich aus dem Besitz der Prinzessin Amalie zu Oranienstein stammende „hohe Jagdzeug“ (um die 100 Pistolen), welches die Unternehmer Familie Marioth gegen 200 Klafter Holz vollstreckte. Das damalige Jagdzeughaus in Welschneudorf platzte aus allen Nähten und man baute 1723 zur Verwahrung des „hohen Jagdzeugs“ noch einen Flügel an.
Für den Transport des Jagdzeuges benötigte man 1731 insgesamt 16 Zeugwagen und einen gedeckten Karren. Jeder Wagen war mit drei Paar Ochsen oder Pferden bespannt, der Karren mit zwei Paar. Fahrer, Pferde und Ochsen mit Geschirr mussten damals die Ämter stellen, in denen die Jagden stattfanden. Die zu dieser Fronarbeit verpflichteten Bauern wurden zu bestimmten Zeiten an bestimmte Orte bestellt, sodass der Transport keinerlei Unterbrechung erlitt.

Inzwischen war das alte Jagdzeughaus in Welschneudorf baufällig geworden. 1756 brachte der Hofmarschall Graf Wittgenstein dem Kurfürsten Johann Phillip von Walderdorff (1756 - 1768) einen „Abriß“ für ein neues Jagdzeughaus. Dieses neue Jagdzeughaus wurde von Hofbaumeister Johannes Seiz (seit 1738 Meisterschüler und Mitarbeiter von Balthasar Neumann) im Jahr 1757 erbaut. (s. Abbildung in der Mediengalerie) Die Kosten beliefen sich auf über 3373 Taler. Diese Baukosten wurden gedeckt durch einen zu Holzkohlen verwandten Hau von 300 Klaftern im Wald Kippscheid (zwischen Manderscheid und Daun).
Die Ost- und Westseite des Gebäudes schmücken noch heute zwei Wappen von Johann Phillip von Walderdorff.

Der letzte Kurfürst Clemens Wenzelslaus von Sachsen (1768 - 1801) hatte kein Interesse mehr an den Hofjagden. Nach der Säkularisation ging das Gebäude in den Besitz des Herzogtums Nassau über. Ab dem Jahr 1818 versuchte man das nun nutzlos gewordene Gebäude zu veräußern. Im Mai 1825 gab es ein Ersuchen der Ortsgemeinde Welschneudorf, dass das Jagdzeughaus zur Nutzung als Kapelle, Lehrerwohnung und als Schul- und Gemeindeversammlungslokal „…um einen billigen Preis überlaßen werde.“ Diesem Gesuch wurde durch Beschluss vom 1. August 1825 stattgegeben. Im Februar 1826 konnte die Gemeinde das ehemalige Jagdzeughaus für 1200 Gulden erwerben. Seit 1829 wird es im Nordteil als Gotteshaus benutzt. Im Südteil des Gebäudes wurde 1831 eine zweiklassige Volksschule und eine Lehrerwohnung eingerichtet. Dort wurde 134 Jahre lang unterrichtet. Dieser Teil wird heute als Dorfgemeinschaftshalle (Kurfürstenhalle) genutzt, der Nordteil weiterhin als Kirche. Das Gebäude, welches nach dem Montabaurer Schloss, das bedeutendste profane (weltliche) Gebäude in unserem ländlichen Raum ist, wurde in die Denkmalliste der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz aufgenommen.

(zusammengestellt von Marco Kilian, Welschneudorf, 2024)

Quellen
HHStAW Bestand 116 Nr. 692

Internet
dhm.de: Jagdwaffen aus der Sammlung des Deutschen Historischen Museums, Jagdwaffen im Barock - die Feuerwaffen. (abgerufen am 14.10.2024)
vg-montabaur.de: Welschneudorf (abgerufen am 14.10.2024)

Literatur

Michel, Fritz (1958)
Forst und Jagd im alten Erzstift Trier. In: Schriftenreihe zur Trierer Landesgeschichte und Volkskunde, Band 4, o. O.
Wachter, Helmut (1997)
Heimatbuch Welschneudorf. Welschneudorf.

Jagdzeughaus in Welschneudorf

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Schulstraße
Ort
56412 Welschneudorf
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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Marco Kilian: „Jagdzeughaus in Welschneudorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355431 (Abgerufen: 1. Mai 2025)
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