Rheingau-Taunus-Kreis

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Aarbergen, Bad Schwalbach, Eltville am Rhein, Geisenheim, Heidenrod, Hohenstein (Hessen), Hünstetten, Idstein, Kiedrich, Lorch am Rhein (Hessen), Niedernhausen, Oestrich-Winkel, Rüdesheim am Rhein, Schlangenbad, Taunusstein, Waldems, Walluf
Kreis(e): Rheingau-Taunus-Kreis
Bundesland: Hessen
Koordinate WGS84 50° 08′ 35,56″ N: 8° 04′ 7,35″ O 50,14321°N: 8,06871°O
Koordinate UTM 32.433.455,94 m: 5.554.969,04 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.433.504,33 m: 5.556.751,62 m
  • Strukturen und Nutzungen des Rheingau-Taunus-Kreises - Bestandskarte

    Strukturen und Nutzungen des Rheingau-Taunus-Kreises - Bestandskarte

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  • Strukturen und Nutzungen des Rheingau-Taunus-Kreises - Bewertungskarte

    Strukturen und Nutzungen des Rheingau-Taunus-Kreises - Bewertungskarte

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  • Kulturlandschaftsräume und historische Kulturlandschaften des Rheingau-Taunus-Kreises - Bestandskarte (2012)

    Kulturlandschaftsräume und historische Kulturlandschaften des Rheingau-Taunus-Kreises - Bestandskarte (2012)

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  • Kulturlandschaftsräume und historische Kulturlandschaften des Rheingau-Taunus-Kreises - Bewertungskarte (2012)

    Kulturlandschaftsräume und historische Kulturlandschaften des Rheingau-Taunus-Kreises - Bewertungskarte (2012)

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Der Rheingau-Taunus-Kreis setzt sich aus den Altkreisen Rheingau und Untertaunus zusammen, die 1977 zu einem Landkreis verschmolzen wurden. Die Kreisstadt ist Bad Schwalbach.

Altkreis Rheingau
Altkreis Untertaunus
Kulturlandschaftsräume des Rheingau-Taunus-Kreises
Analyse der Kulturlandschaft des Rheingau-Taunus-Kreises
Bewertung der Kulturlandschaft des Rheingau-Taunus-Kreises

Altkreis Rheingau
Prägende Dominante des Rheingaus – mit den Städten Rüdesheim und Lorch zugleich Bestandteil des UNESCO-Welterbes „Oberes Mittelrheintal“ – ist der Weinbau an den sonnenexponierten Hängen des Rheintals und die nach Norden anschließende Waldlandschaft des Rheingaugebirges. Ein dichtes Siedlungsnetz, das tradierte Orts- und Stadtkerne, Schlossanlagen, Weingüter und Wassermühlen aber auch zeitgenössische Wohn- und Gewerbegebiete einschließt, ist von Weinbergen umgeben. Diese Kulturlandschaft als ein Gunstraum erfährt durch die B 42 und die Bahntrasse Koblenz-Wiesbaden eine deutliche Trennlinie zum Rhein hin.

Neben dem Weinbau an den hauptsächlich nach Süden und Westen orientierten Hängen prägt auch der Ackerbau die Landnutzung. Dieser dehnt sich vorrangig an den für den Weinbau ungünstigeren Nordosthängen aus. Eingestreut finden sich Obstbauflächen. Von nordwestlicher in südöstlicher Richtung verlaufen verschiedene Talzüge durch den Rheingau, die die einzelnen Städte und Gemeinden voneinander trennen. An den Mündungen der Bachtäler liegen die Rheinufersiedlungen. Aufgrund des Wasserangebots als Energieträger finden sich an diesen Fließgewässern zahlreiche Mühlengassen.

Neben den Weinbaulandschaften Johannisberg und Vollrads ragt innerhalb der Kulturlandschaft Rheingau die Klosterlandschaft Eberbach mit dem Klosterbezirk, den klösterlichen Weinbergen und einstigen Grangien besonders hervor. Weinberge und Grangien verteilten sich netzartig um die Klosteranlage Eberbach als die bedeutendste der etwa zwölf späten Klostergründungen im Rheingau. Das bis 1136 unter Mitwirkung von Bernhard von Clairvaux gegründete Zisterzienserkloster entwickelte sich zu einem der bedeutendsten dieses Ordens in den deutschen Territorien. Begünstigt wurde Eberbach durch seine sehr günstige geographische Lage mit optimalen Bedingungen für den Weinbau, der für die Entwicklung des Klosters von sehr großer Bedeutung war. Außerdem ermöglichte der nahegelegene Rhein sowohl für die interne Güterverteilung als auch für weitreichende Handelsbeziehungen eine optimale Nutzung als Verkehrsweg. Zwischen dem Kloster und seinen Höfen herrschte ein reger Warenverkehr, der sich auch in dem überlieferten historisch Straßen- und Wegenetz abbildet.

Die Spuren des klösterlichen Wirkens sind heute noch deutlich sichtbar. Gerade in der kleinräumig parzellierten Weinbaulandschaft des Rheingaus bilden sich die einstigen Grangien wie Neuhof, Steinheimer Hof, Draiser, Mapper und Reichartshäuser Hof mit ihren großflächigen Ländereien und Wegeverbindungen deutlich ab. Die räumlichen Beziehungen gibt erst das Luftbild wieder, in dem die Klosteranlage selbst, seine Höfe, Wassermühlen, Weinberge, Äcker und Wiesen als Bestandteile eines großen, zusammenhängenden Flächensystems erkennbar sind.

Als Risiko für das landschaftliche Kulturerbe ist vor allem die starke Abnahme der Freiflächen zwischen den Rheinufersiedlungen seit den 1960er Jahren zu betrachten. Neue Wohngebiete sind bereits in die historischen Weinbergslagen expandiert. Die Mischung aus historisch gewachsenen Stadt- und Dorfkernen, Gewerbe- und Wohngebieten entlang des Rheinufers bildet ein nahezu durchgängiges Siedlungsband mit der B 42 und der Bahnlinie Koblenz-Wiesbaden als verbindende Glieder. Beide Trassenführungen erzeugen eine deutliche Trennlinie zum Rhein hin. Dies ist aus historisch-geographischer Sicht als eine Zäsur innerhalb der Kulturlandschaftsentwicklung zu betrachten. Hiermit wurde die durchgängige Verbindung der Uferorte zum Rhein den Bedürfnissen moderner Infrastruktur und gewerblich genutzten Flächen untergeordnet.

Die ackerbaulich genutzte Feldflur ist vor allem von Flurbereinigungen der Nachkriegszeit geprägt: die historische kleinteilige Parzellierung und alte Flurwege sind verschwunden, das Konglomerat aus Ackerparzellen und Wirtschaftswegen bildet sich nun als rasterartiges Netz in der Landschaft ab.

Auch die bereits in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts einsetzenden Rebflurbereinigungen haben die Weinbergslandschaft eingreifend, strukturell und nachhaltig verändert. Der treppenartige Charakter der Rebhänge des Unteren Rheingaus ist weitgehend verschwunden. Einige Relikte des traditionellen Steillagenweinbaus sind als eingestreute „Inseln“ oder z.T. unter Wald an den Hängen in Rüdesheim und Lorch erhalten geblieben. Diese geförderten Zeugnisse des historischen Weinbaus sind als ökologisch wertvolle Standorte und nicht zuletzt als Potenzial für den Tourismus zu bewahren.

Tradierte Ortsverbindungen und Wirtschaftswege wie Kuh- und Holzweg oder Weinhohle haben sich abschnittweise als Hohlwege erhalten. Überregional bekannt sind die in den Weinbergen eingebetteten Burganlagen, Schlösser und Weingüter des Rheingaus, die seit dem 19. Jahrhundert untrennbar mit der Rheinromantik assoziiert sind.

Der am Rheinufer entlangführende Lein- oder Treidelpfad erfuhr mit den Rheinkorrektionen des 19. Jahrhunderts einen Ausbau als Kontroll- und Wartungsweg. Mit der Einbindung des Leinpfades in ein überregionales Radwegenetz sind ein entsprechender Ausbau und eine Asphaltierung der Trasse geplant, hierdurch sind die prägenden Begleitelemente wie Grenzsteine und Rheinkilometrierungen in ihrem Fortbestand gefährdet.
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Altkreis Untertaunus
Der Untertaunus vereint zahlreiche Kleinlandschaften in sich: Landwirtschaft und Waldnutzung, aber auch Kleinhandwerk, Gewerbe, Bergbau und Industrie haben diesen Raum stark geprägt. Es handelt sich - mit Ausnahme des Aarbergener Landes, des Idsteiner Grundes und vereinzelten Orten entlang des Limes (Kemel, Bärstadt, Bleidenstadt) um eine charakteristische Rodungslandschaft hoch- und spätmittelalterlichen Ursprungs. Ausgedehnte Waldbestände umschließen die Dörfer und intensiv genutzte (inselartig gelegene) Feldfluren. Natürräumlich be-trachtet erstreckt sich der Untertaunus über den westlichen und östlichen Hintertaunus.

In ost-westlicher Richtung verläuft der Obergermanisch-Rätische Limes mit seinen ober- wie untertägig überlieferten Bestandteilen. Talzüge wie das Wispertal oder das Aartal bilden Kleintallandschaften, die aus historischer Sicht zugleich Grenzräume zwischen ehemaligen Territiorien beschreiben. Relikte des Schieferbergbaus und auch die zahlreichen Burgen säumen das mit dem Hinterlandswald verwobene Wispertal, das den Rheingau mit dem Untertaunus verbindet. Im Aartal befinden sich neben zahlreichen Burgen auch Mühlenstandorte. Außerdem verläuft dort die heute als Museumsbahn genutzte Aartalbahn.

Das Gebiet der heutigen Gemeinde Aarbergen ist ein altbesiedelter Raum und zugleich ein traditioneller Industriestandort, dessen Ursprünge auf die Eisenerzgewinnung und Verhüttung im ausgehenden Mittelalter zurückgehen.

Eine weitere Kleinlandschaft ist die Bäderlandschaft von Bad Schwalbach, Schlangenbad und Georgenborn. Ein Raum, der vor dem Aufbau des Kur- und Erholungswesen im 18./19. Jahrhundert Standort der Wollindustrie bzw. Leinenweber war und u.a. mit dem Namen „Blaues Ländchen“ verbunden ist. Die Wolle für die Produktion der Schwalbacher Tuche lieferte u. a. das Kloster Eberbach. In unmittelbarer Nachbarschaft zu Bad Schwalbach findet sich Kemel. Der bis heute tradierte Landschaftsname „Kemeler Heide“ verweist auf die einstige Bedeutung der Schafbeweidung für die Wollproduktion. Heute zeigt der Kemeler Raum ein ganz anderes Landschaftsbild: die ehemaligen Weideflächen sind aufgeforstet und damit hat sich die einst weitgehend offene Landschaft in eine von Wald dominierte verwandelt.

Der Idsteiner Grund präsentiert sich als Verbindungskorridor zum Limburger Becken als eine ackerbaulich intensiv genutzte Kulturlandschaft. Im Zentrum liegt die einstige Residenzstadt Idstein, nun umgeben von ausgedehnten Gewerbegebieten. Der naturräumlich als Idsteiner Senke bezeichnete Raum und der nördlich anschließende sogenannte „Goldene Grund“ sind Altsiedelräume, die vom Limburger Becken her erschlossen wurden. In Verlängerung des Idsteiner Grundes und die Durchbruchsachse des Taunuskammes markierend findet sich Niedernhausen. Der Emsgrund um Waldems und der Raum Hünstetten-Taunusstein erstrecken sich als Rodungslandschaften im östlichen und westlichen Hintertaunus, der von der Idsteiner Senke geteilt wird.

Wie im Rheingau sind auch im Untertaunus durch Flurneuordnungsverfahren neue Zuschnitte der Ackerparzellen und der Bau vieler neuer Wirtschaftswege erfolgt. Besonders durch die Verdichtung des Wegenetzes mit geraden Wegen hat sich das Wegegefüge zu einem „geometrischen“ Flurraster umgewandelt.

Die häufig zwischen den Kommunen nicht ausreichend abgestimmte Planung und die Anlage von Gewerbegebieten führten zu einem erheblichen Flächenbedarf. Beeinträchtigungen durch die Ausweisungen von Gewerbegebieten entstehen dann, wenn die Belange des Umgebungsschutzes wertvoller Kulturgüter kaum berücksichtigt werden. Ein Beispiel hierfür ist der einstige Viehmarkt von Orlen.

Ein Verlust der kulturlandschaftlichen Umgebungswirkung droht zur Zeit der sogenannten Hühnerkirche an der Kreuzung der frühmittelalterlichen Hühnerstraße (B 417) mit der Landstraße L 327. Sie läuft die Gefahr, ihre Solitärlage und den dadurch geprägten Landmarkencharakter durch die Anlage von massiven Gewächshäusern im direkten Umfeld zu verlieren.
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Kulturlandschaftsräume des Rheingau-Taunus-Kreises
Aus kulturlandschaftlicher Sicht spiegeln die Altkreise eine bis heute tradierte kulturlandschaftliche Heterogenität wider, die sowohl naturräumlich als auch kulturhistorisch bzw. territorial begründet ist. Für den Rheingau-Taunus-Kreis sind insgesamt 10 Kulturlandschaftsräume abgegrenzt worden, die sich wie folgt charakterisieren lassen:

Raum 001 - „Oberer und Mittlerer Rheingau“ als alte Weinbaulandschaft von Walluf bis zur Binger Pforte mit historisch bedeutenden Altorten, Schlössern, Burgruinen, Klöstern, Weingütern und Villen; eingebettet ist die Klosterlandschaft Eberbach mit den ehemaligen Besitzstandorten (Grangien), die mit einem noch in weiten Teilen erhaltenem historischen Wegenetz (Klosterwege, Ortsverbindungswege) miteinander verknüpft sind, ferner die Weinbaulandschaften Johannisberg und Vollrads; u.a. Rheingauer Gebück und Obstbaumbestände um Oberwalluf und Rauenthal als weitere herausragende Objekte.

Raum 002 - Rheingaugebirge als Waldlandschaft mit Stephanshausen als Rodungsinsel sowie dem Walluftal als Mühlenstandort und Durchbruchsachse des Taunuskammes; Schlangenbad und Georgenborn als hineinreichende Bestandteile der Bäderlandschaft.

Raum 003 - „Unterer Rheingau“ von Rüdesheim am Rhein bis Lorchhausen als Bestandteil der Welterbelandschaft „Oberes Mittelrheintal“; historisch bedeutende Altorte, Burgruinen, Steillagen- und Terrassenweinbau als prägende Merkmale; eingebunden in das Welterbe ist der Parkwald „Niederwald“.

Raum 004 - Rheingauer Wispertal mit dem Hinterlandswald als Waldlandschaft; steile Kerbtäler, Mühlen und Relikte der Niederwaldnutzung sowie des Schieferbergbaus als Charakteristikum; als ehemaliger Grenzraum ist das Wispertal von Burgruinen gesäumt; es bildet zugleich eine fließende Verbindung zwischen dem Rheingau und dem Untertaunus.

Raum 005 - Blaues Ländchen und Kemeler Heide (ehem. Heidelandschaft) im Untertaunus als ausgedehnte Waldlandschaften mit Rodungsinseln im westlichen Hintertaunus; eingebunden in diesen Kulturlandschaftsraum ist die Klosterlandschaft Gronau und die Bäderlandschaft um Bad Schwalbach; das von Burgruinen begleitete Aartal als ehem. Grenzraum zw. der Niedergrafschaft Katzenelnbogen (später Landgrafschaft Hessen) und der Grafschaft Nassau; u.a. Limes und Aartalbahn als herausragende Objekte.

Raum 006 - Aarbergener Land mit dem Aartal als altbesiedelte Kulturlandschaft; von Bergbau und Industrie (Michelbacher Hütte/ Passavant-Werke) geprägte Kulturlandschaft.

Raum 007 - Idsteiner Land um Taunusstein, Hünstetten und Hohenstein als Rodungslandschaft bzw. eine von Schluchten und Mulden reich gegliederte Hochebene; nach Süden in die Oberaarmulde (mit dem ehem. Klosterstandort Bleidenstadt) übergehend; von Ost nach West verlaufender Limes bildet hier eine Trennlinie; Aartal als überlappender Grenzraum; u.a. Kastell Zugmantel, Altstraßen, Hühnerkirche und Viehmarkt Orlen als herausragende Objekte.

Raum 008 – Idsteiner Land, Idsteiner und Escher Grund als offene, landwirtschaftlich geprägte Kulturlandschaft der Idsteiner Senke und altbesiedelter Raum mit Idstein als ehem. Residenzstadt; von Ost nach West verlaufender Limes Idstein und Niedernhausen auf halber Höhe trennend; u.a. Streuobstbestände um Heftrich, Alteburger Markt und Köhlereirelikte als herausragende Objekte.

Raum 009 - Idsteiner Land, Waldemser Untertaunus als Rodungslandschaft des Hoch- und Spätmittelalters im östlichen Hintertaunus; Klosterstandort Waldems.

Raum 010 - Taunuskamm, Niedernhausen als Waldlandschaft; mit Oberjosbach und Niedernhausen im Dasbachgrund als Pforte zum Eppsteiner Land bzw. nach Wiesbaden.
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Analyse der Kulturlandschaft des Rheingau-Taunus-Kreises
Im Rahmen der Analyse der Kulturlandschaft des Rheingau-Taunus-Kreises sind folgende Schritte durchgeführt worden:
  • Herausarbeitung der natur- und kulturgeographischen Rahmenbedingungen,
  • Prüfung und Auswertung vorhandener Erhebungen, Fachgutachten und Planwerke,
  • Prüfung von einschlägigen Datenbeständen auf ihre Eignung für Nutzung und Verknüpfung (wie vom Naturschutz und von der Landesforstverwaltung, Hessen Forst) in KuLaDig,
  • Sichtung von landeskundlicher Literatur und Atlanten, Auswertung der frühneuzeitlichen Altkarten (Trauttner-Karten um 1750) sowie Luft- und Satellitenbilder,
  • Auswertung der flächendeckend vorliegenden Landesaufnahmen und topographischen Karten des 19. und 20. Jahrhunderts im Rahmen der karthographischen Analyse,
  • Erstellung von thematischen Karten zur naturräumlichen Gliederung, Siedlungsentwicklung und -prozesse, histori¬schen Territorialstruktur sowie der Entwicklung des Weinbaus, der Landwirtschaft, des Waldes usw.

Auf der Grundlage der vorgenannten Landesaufnahmen und topographischen Karten konnte eine historisch-geographische Kulturlandschaftsanalyse mit folgenden Arbeitsschritten durchgeführt werden:
  1. Auswertung und Interpretation der Landnutzung von 1819/20, 1867/68, 1952/57 und heute als zeitlich verortete Querschnitte der Kulturlandschaftsentwicklung.
  2. Erarbeitung des Kulturlandschaftswandels als Längsschnittsbetrachtung mit Herausarbeitung des Landschaftswandels von 1819 bis in die Gegenwart mit
    • Erstellung einer generalisierten zweistufigen Kulturlandschaftswandelkarte (1819-heute) des gesamten Kreisgebietes und
    • Erstellung einer Wandelkarte (1819-heute) im Maßstab 1:25.000 in drei für den Rheingau-Taunus-Kreis charakteristischen Modellgebieten: Eltville, Kemel und Idstein.

  3. Erfassung historisch gewachsener Strukturen von Mühlen-, Kloster- und Burgenstandorten, Siedlungsstrukturen, Dorf- und Flurformen, Verläufen von Altstraßen, Bahntrassen, tradierten Landnutzungsformen (Weinbau, Land- und Forstwirtschaft), Gewerbe- und Industriestrukturen als Objekte für KuLaDig.
  4. Erstellung einer Strukturkarte des gesamten Kreisgebietes.
  5. Erstellung von detaillierten Objektkarten für ausgewählte Teilräume.
  6. Erstellung einer Karte der Kulturlandschaftsräume als Aggregation der Struktur- und Objektkarten.
  7. Erstellung einer Bewertungskarte des gesamten Kreisgebietes.

So sind im Rahmen der Top-Down-Vorgehensweise die flächendeckend vorliegenden Altkarten hinsichtlich ihrer kulturhistorischen Aussagekraft geprüft worden. Sie wurden als Querschnittkarten der unterschiedlichen kulturlandschaftlichen Stadien seit 1819 interpretiert. Danach ist der Kulturlandschaftswandel als Längsschnittkarte erarbeitet bzw. interpretiert und ausgewertet worden.

Über die kartographische Strukturanalyse konnten damit die prägenden Raumstrukturen und Nutzungen im Sinne einer Typisierung ermittelt werden. Gemeinsam mit den abgegrenzten (historischen) Kulturlandschaften erfuhren sie eine Darstellung in der Strukturkarte. Damit erfolgte eine flächendeckende Abbildung der aktuellen Kulturlandschaft unter Berücksichtigung des geschichtlichen Werdegangs und funktionaler Bezüge.

Auf der großmaßstäblichen Objektebene erfolgte nach der Bottom-Up-Methode die Erfassung und Beschreibung der historischen Kulturlandschaftselemente und –strukturen des Rheingau-Taunus-Kreises und damit deren Beschreibung und Einbindung in KuLaDig. Die im Rahmen der kartographischen Analyse durchgeführte längs- und querschnittliche Betrachtung der Kulturlandschaft diente hierbei als Suchfenster. So wurde parallel zur Strukturkarte für ausgewählte Teilräume eine Karte der historischen Kulturlandschaft erstellt, die aus den im digitalen Kulturlandschaftsinformationssystem KuLaDig eingespeisten Objekten erzeugt werden kann.

Im Rheingau-Taunus-Kreis sind auch gewachsenen Strukturen und Landnutzungsformen angesprochen worden, die noch nicht oder nur partiell von der Denkmalpflege und vom Naturschutz erfasst worden sind. Dies gilt z.B. für das Altstraßennetz des Kreisgebietes sowie für historische Wegeverbindungen wie Kirch-, Holz- und Kuhwege. Weiterhin waren auch assoziative Aspekte der Kulturlandschaft von Bedeutung, etwa gestaltete Aussichtspunkte, Richtstätten, Viehmärkte, ferner Landschaftsausschnitte, die mit der Rheinromantik, Sagen oder besonderen Geschehnissen verbunden sind.

Die Verschneidung der zusammengetragenen Ergebnisse und Daten aus der Grundlagenebene und der Objektebene (mit den erhobenen Strukturen und Elementen) erfolgte im Rahmen der „Gesamtschau“. Hier ist auf die Methoden der Angewandten Historischen Geographie zurückgegriffen worden.

Dabei geht es um die Markierung von Kulturlandschaftsräumen: so ist eine kulturlandschaftliche Gliederungskarte (Karte der Kulturlandschaftsräume) auf der Grundlage der topographischen Karte erstellt worden. Die kulturlandschaftsräumlichen Steckbriefe geben in Text-, Bild- und Kartenform einen Einblick in die wesentlichen Gestaltmerkmale der abgegrenzten Kulturlandschaftsräume.

In der Substanzanalyse wurden zudem die als besonders wertvoll eingestuften Räume des Rheingau-Taunus-Kreises, die auch als historische Kulturlandschaften bezeichnet werden können, eingehender betrachtet. Dies geschah mit besonderem Augenmerk auf den kulturhistorischen Zeugniswert und die Eigenart prägende Funktion.
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Bewertung der Kulturlandschaft des Rheingau-Taunus-Kreises
Aus der Strukturkarte mit unterschiedlich geprägten Kulturlandschaftsbereichen wurde eine Bewertungskarte generiert, in der die ermittelten Kulturlandschaftsstrukturen aufgrund ihres heutigen Erscheinungsbildes bewertet wurden. Eingang in die Bewertung fanden auch die in der Karte der historischen Kulturlandschaft eingetragenen Kulturlandschaftsobjekte. In dieser Ergebniskarte ist der heutige Zustand der Kulturlandschaft jeweils nach struktureller und substanzieller Persistenz bzw. nach dem Veränderungsgrad qualitativ gegliedert und bewertet. Aufgrund der Ergebnisse der Struktur- und Substanzanalyse sind nachfolgende Kulturlandschaften und Kulturlandschaftsbereiche markiert und hinsichtlich ihrer substanziellen und strukturellen Erhaltung bewertet worden.

Von universeller Bedeutung sind:
  • Welterbegebiet Oberes Mittelrheintal und Limes
  • mit abgestufter Bedeutung: Pufferzonen der UNESCO-Welterbestätten Oberes Mitterheintal und Limes

Von europäischem Rang ist:
  • Klosterlandschaft Eberbach

Sehr hoch bedeutend bewertet sind:
  • Klosterlandschaft Gronau
  • Weinbaulandschaft Johannisberg und Vollrads
  • Historische Orts- und Stadtkerne, z.B. Idstein und Eltville
  • Bäderlandschaft von Bad Schwalbach und Schlangenbad mit Georgenborn
  • Wispertal und Aartal
  • Parkwald Niederwald
  • Rodungsinseln im Rheingaugebirge und Hinterlandswald

Hoch bedeutend bewertet sind:
  • Rheingauer Weinbaulandschaft
  • Wald- und Forstflächen des Rheingaugebirges und Hinterlandswald mit relativ hohen Laubwaldanteilen
  • Rodungslandschaft des Untertaunus
  • Von Landwirtschaft geprägte Landschaft des Untertaunus
  • Talräume mit Wassermühlenreihungen (Mühlengassen) an den Fließgewässern

Bedeutend bewertet sind:
  • Aufforstungsflächen des Hinterlandswalds, Rheingaugebirges und Untertaunus

Gering bedeutend bewertet sind:
  • Stark überformte, ehemalige landwirtschaftliche Nutzflächen als Neubau-, Gewerbe- und Industriegebiete, Verkehrsflächen, Erholungs- und Sportflächen mit vereinzelten kulturhistorisch bedeutsamen Einzelelementen
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(Landesamt für Denkmalpflege Hessen, 2012)

Literatur

Burggraaff, Peter; Büttner, Thomas; Kleefeld, Klaus-Dieter; Recker, Udo (2011)
KuLaKomm – Kulturlandschaftsschutz auf kommunaler Eberne: Teilprojekt Rheingau-Taunus-Kreis. In: Koblenzer Geographisches Kolloquium 33, S. 19-40. Koblenz.
Büttner, Thomas; Burggraaff, Peter; Recker, Udo; Söder, Dagmar / Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.) (2012)
Kulturlandschaftsschutz auf der kommunalen Ebene. Managementplan für die nachhaltige Entwicklung der Kulturlandschaft des Rheingau-Taunus-Kreises. (Arbeitsheft des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen, 22.) Wiesbaden.

Rheingau-Taunus-Kreis

Schlagwörter
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1977

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„Rheingau-Taunus-Kreis”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/P-TB-20120828-0001 (Abgerufen: 3. Dezember 2024)
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