Kurzsteckbrief Der Kulturlandschaftsraum „Unterer Rheingau - Oberes Mittelrheintal“ (002) erstreckt sich im Rheingau-Taunus-Kreis und umfasst weite Teile der Stadt Lorch mit Ausnahme der Ortsteile Espenschied, Wollmerschied, Ransel und Ranselberg, ferner die Stadt Rüdesheim, ausgenommen die Ortsteile Aulhausen und Presberg. Der Kulturlandschaftsraum „Unterer Rheingau - Oberes Mittelrheintal“ ist von Rüdesheim am Rhein bis Lorchhausen Bestandteil der Welterbelandschaft „Oberes Mittelrheintal“. Eingebunden in das Welterbe ist der Parkwald „Niederwald“. Herausragende Kulturlandschaftsbereiche und -objekte sind die historischen Altstadt- und Altorkerne, die Burgruinen sowie der Steillagen- und Terrassenweinbau eingebunden in das Welterbe ist der Parkwald „Niederwald“.
Ausführliche Beschreibung Der Untere Rheingau mit den Städten Rüdesheim am Rhein und Lorch ist Bestandteil der Kulturlandschaft „Oberes Mittelrheintal“, die 2002 von der UNESCO als Welterbe ausgezeichnet wurde. Das Obere Mittelrheintal als solches erstreckt sich zwischen Bingen/Rüdesheim am Rhein und Koblenz. Es umfasst somit das rund 65 km lange Durchbruchtal des Rheins durch das Rheinische Schiefergebirge. Die Ausdehnung der beschriebenen Kulturlandschaft ist weitgehend deckungsgleich mit dem Naturraum „Oberes Mittelrheintal“. Die Kulturlandschaft des Mittelrheintales wird bestimmt durch die natürlichen Gegebenheiten des steilhängigen Flußtales und der vom Menschen geprägten Landschaft. Die alten Dörfer und Städte mit imposanten Fachwerkbauten erstrecken sich beiderseits des Rheins auf der plateauartigen Hauptterrasse.
Die Enge des Tals lässt nur wenig Platz für Siedlungserweiterungen, so folgen die Orte in linearer Form dem Lauf des Rheins. Das tief eingeschnittene Tal bildet einen klimatisch begünstigten Raum. Hier haben wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten Lebensräume gefunden, deren Hauptverbreitungsgebiet eigentlich der Mittelmeerraum und der Südosten Europas sind. Dazu hat der sich im Übergang zum Spätmittelalter ausbreitende Steillagen- und Terrassenweinbau an den sonnenexponierten Hängen entscheidend beigetragen.
Die Rebflächen haben wie z.B. im Umgriff der Ruine Ehrenfels seit den 1930er Jahren eine Bereinigung durchlaufen, andere wiederum sind aufgelassen worden oder werden über Landschaftspflegemaßnahmen in ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild erhalten. Letztlich ist ein vielfältiges Nutzungsmosaik entstanden, das sehr wertvolle Biotopkomplexe einschließt. So findet sich in den Hanglagen als Ergebnis intensiver und extensiver Bewirtschaftungs-formen ein Geflecht aus Rebterrassen, Trocken-mauern mit Bruchsteintreppen, kleinparzelligen Streuobstflächen und durch Beweidung entstandene artenreiche Halbtrockenrasen. Auf den Felsvorsprüngen der Mittelterrasse des Rheintals sitzen die Höhenburgen, Stadtburgen, Schlösser, Klöster, Gutshöfe und Weingüter. Gemeinsam mit anderen Kulturdenkmälern haben sie das Obere Mittelrheintal zum Inbegriff der romantischen Rheinlandschaft werden lassen.
Das Rheintal ist Kulturgrenze und Brücke der Kulturen in einem. Als bedeutender Verkehrsweg - der zugleich im Bereich der „Rüdesheimer Aue“ und des „Lorcher Werthes“ ein überaus wertvolles Biotop für die Vogelwelt darstellt - spiegelt der Strom die wechselvolle Geschichte des Abendlandes wieder, die auf vielfältigster Weise an der Kulturlandschaft ablesbar und mit künstlerischen Assoziationen verwoben ist.
Maler, wie Carl Gustav Carus und William Turner, entwarfen ein romantisch überhöhtes Bild der Landschaft. Seit dem späten 18. Jahrhundert waren es Literaten, Dichter und Musiker, die neben den Malern die Kulturlandschaft als Reiseziel entdeckt hatten. Clemens von Brentano und Heinrich Heine schufen mit der Gestalt der Loreley einen bis heute lebendigen Mythos. Die aufblühende Rheinromantik brachte vor allem englische Bildungstouristen ins Land. Das Mittelrheintal entwickelte sich somit seit dem späten 18. Jahrhundert von der Durchreiseregion auf der klassischen Bildungsreise nach Italien („Grande Tour“) zur touristischen Adresse ersten Ranges. In der Zeit der Rheinromantik wurden von Angehörigen des preußischen Königshauses zahlreiche, durch den Dreißigjährigen Krieg zerstörte Burgen (Burgruinen) erworben und zu romantischen Sommerschlössern ausgebaut. Die 21 Burgen und Ruinen im Mittelrheintal - im hessischen Teil treten die Ruine Ehrenfels und die Brömserburg markant zu Tage - sind in der bestehenden Fülle einzigartig.
Zu den Burgen entstanden nach dem Deutsch - Französischen Krieg (1870/71) die Denkmäler „Niederwald“ über Rüdesheim am Rhein und am „Deutschen Eck“ bei Koblenz. Das 1883 eingeweihte Denkmal steht als Sinnbild für den Zusammenschluss der deutschen Teilstaaten (1871) und ist bis heute ein beliebtes Ausflugsziel, nicht zuletzt aufgrund des eindrucksvollen Panoramarundblicks.
War es zunächst wohlhabenden Adeligen und dem gut situiertem Bürgertum vorbehalten, die Schönheit des Rheintals für sich zu entdecken, so ermöglichte der Dampfschiffbetrieb, die Eisenbahn und später der Individualverkehr mit dem Ausbau des Straßennetzes die Pforten für den modernen Massentourismus. Von Rüdesheim zum Niederwalddenkmal löste 1954 eine Kabinenbahn die seit 1884 verkehrende Dampfzahnradbahn ab. Reste dieser Bahnlinie sind nahe des Rüdesheimer Kuhweges heute noch ablesbar.
So findet sich auf der Hochfläche das Jagdschloss Niederwald, wohingegen sich das Häckerdorf Aulhausen in einem Bachtal (Höllenbachtal) erstreckt, an dessen Mündung auf einem Schwemmfächer Assmannshausen angelegt ist. Letzterer Ort wurde u.a. durch seine Rotweine (Höllenberg) bekannt.
Seit 2002 gehört die Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal zwischen Bingen/Rüdesheim und Koblenz als Kulturerbe zur Liste der UNESCO-Welterbe-Stätten in Deutschland.
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