Weinbaulandschaft Vollrads

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Gemeinde(n): Oestrich-Winkel
Kreis(e): Rheingau-Taunus-Kreis
Bundesland: Hessen
Koordinate WGS84 50° 00′ 42,61″ N: 7° 59′ 53,18″ O 50,01184°N: 7,99811°O
Koordinate UTM 32.428.215,47 m: 5.540.427,51 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.428.261,86 m: 5.542.204,30 m
  • Weinbaulandschaft Vollrads

    Weinbaulandschaft Vollrads

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    Garth, Astrid / Sbrisny, Joachim / Landesamt für Denkmalpflege Hessen
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    Garth, Astrid; Sbrisny, Joachim
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  • Blick auf Schloss Vollrads bei Oestrich-Winkel (Ende des 19. Jahrhunderts)

    Blick auf Schloss Vollrads bei Oestrich-Winkel (Ende des 19. Jahrhunderts)

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    unbekannt / Firma Joh. Klein Johannisberg im Rheingau
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Lagebeschreibung
Das von einer Mauer umgebende Schloss und Weingut Vollrads liegt in einer Senke des sanft ansteigenden Schlossbergs. Den gestalterischen Mittelpunkt des Areals bildet die im 14. Jahrhundert errichtete Turmburg, die von einem Weiher umschlossen wird. Aufgrund der exponierten Lage ist das Anwesen nach Süden weithin sichtbar. Zu den umgebenden Flächen gehören im Norden das „Vollradser Wäldchen“ und „Hinter dem Schloß“. Östlich erstreckt sich der Greiffenberg, der bereits 1412 als Weinlage genannt wird. Westlich liegt der „Sandacker“, südlich der „Schloßberg“ und der „Schloßacker“.

Historie von Schloss und Weingut Vollrads
Im Jahr 1211 treten in Winkel die Greiffenclau als Dienstleute des Mainzer Erzbischofs auf. Im Hausarchiv von Schloss Vollrads ist die älteste noch erhaltene Weinrechnung aus dem Jahr 1211 erhalten. Die Rechnung dokumentiert den Verkauf von Wein an das St. Viktorstift in Mainz. Sie ist somit das älteste Zeugnis für den Handel mit Wein. Um 1300 fand mit der Rodung eines nördlich von Winkel gelegenen Waldtales eine erhebliche Ausdehnung des Kulturlandes statt. Um 1330 entstand hier in Halbhöhenlage eine wassergeschützte Turmburg als neuer Familiensitz derer von Greiffenclau. 1332 nennt sich Friedrich, wohl Erbauer der Turmburg, erstmals Greiffenclau zum Vollrads. Der quadratische, heute fünfgeschossige Turm steht diagonal inmitten eines rechteckigen Weihers mit gemauerter Einfassung.

Vor oder um 1471 folgt die Errichtung eines weiteren, 1506 „nuwen thorn“ genannten, aber bereits 1709 abgebrochenen Turmes. Hinzu kamen Stallungen und Nebengebäude, Back- und Kelterhaus. Nach dem Erwerb des Mapper Hofes bei Obergladbach erfolgte 1649 die Auslagerung der allgemeinen Landwirtschaft bei gleichzeitiger Intensivierung des Weinbaus auf Vollrads. Fortan wurde Vollrads als reines Weingut betrieben und sollte gemeinsam mit Eberbach und Johannisberg den Weinbau in der Region nachhaltig prägen.

Im 16. bis 18. Jahrhundert stellten die von Greiffenclau unter anderem Erzbischöfe in Trier, Mainz und Würzburg. 1664 fand die Erhebung in den Reichsfreiherrnstand statt, seitdem hat der Name von Greiffenclau zu Vollrads bestand (seit 1862 namentlich von Matuschka-Greiffenclau). In Zusammenhang mit dem Zuwachs an Macht und Ansehen ist auch das gestiegene Repräsentationsbedürfnis zu sehen, das in der barocken Umgestaltung der Burgumgebung mit Errichtung von Kavaliershaus und Herrenhaus mündete. Die Arbeiten vollzogen sich von 1650 bis 1684.

Die Neuanlage des Wirtschaftshofes mit ausgedehnten Kellern fällt in den Zeitraum zwischen 1665 und 1724. Das Herrenhaus in der Südecke der Ummauerung, im Jahr 1684 vollendet, wurde im 19. Jahrhundert um ein Stockwerk erhöht und mit Ecktürmen versehen.
Der Garten südlich des Kavaliershauses und um den Teich geht auf eine barocke Anlage zurück, die in ähnlicher Form mit geometrischer Wegeführung und nachempfundenen Pflanzungen wiederhergestellt wurde.

Gesamtschau
Mit seiner 800-jährigen Weinbaugeschichte prägt das Schloss Vollrads neben weiteren namenhaften Weingütern wie Schloss Johannisberg oder Kloster Eberbach die Weinbaugeschichte sowie den Weinhandel im Rheingau. Seit dem Hochmittelalter war das ab Mitte des 17. Jahrhunderts als reines Weingut betriebene Vollrads maßgeblich an der Entwicklung des Rheingauer Weinbaus beteiligt - zunächst durch Rodung von Kulturland und gezielte Ausweitung des Rebanbaus, im 18. Jahrhundert durch die Verbesserung der Kellerpflege. Neben der wertvollen Bausubstanz ist auch das umfangreiche zugehörige Hausarchiv (ab 1492) maßgeblich für die herausragende historische Bedeutung. Dies gilt in besonderem Maße für die landschaftliche Einbindung und funktionale Verflechtung mit den zugehörigen Ländereien. Aufgrund der exponierten Lage strahlt das Schloss Vollrads weit in die umgebende Landschaft aus.

(Landesamt für Denkmalpflege Hessen, 2011 / Madeleine Weyand, Landesamt für Denkmalpflege Hessen, 2020)

Literatur

Busch, Jörg W. / Gesellschaft für Geschichte des Weines (Hrsg.) (1986)
Der Rheingauer Weinbau und Handel 1690 - 1750 am Beispiel der Kellerei Schloß Vollrads. Ergebnisse einer Rechnungsunterlagenauswertung. (Schriften zur Weingeschichte 77.) Wiesbaden.
Gesellschaft für Rheingauer Weinkultur (Hrsg.) (1999)
Schlösser, Landsitze und Wein im Rheingau. (Beiträge zur Weinkultur 1999.) Oestrich-Winkel.
Hepp, Rowald / Gesellschaft für Geschichte des Weines (Hrsg.) (2010)
Weinrechnungen im Laufe der Zeit. Buchhaltung und Rechnungslegung des Weingutes Schloss Vollrads. (Schriften zur Weingeschichte 166.) Wiesbaden.
Söder, Dagmar / Landesamt für Denkmalpflege Hessen (LfDH) (Hrsg.) (2013)
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen: Rheingau-Taunus-Kreis I. (Altkreis Rheingau). Wiesbaden.

Weinbaulandschaft Vollrads

Schlagwörter
Ort
65375 Oestrich-Winkel
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung
Historischer Zeitraum
Beginn 1330

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Empfohlene Zitierweise
„Weinbaulandschaft Vollrads”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/P-TB-20110316-0017 (Abgerufen: 27. April 2024)
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