Eine kulturlandschaftliche Besonderheit des Unteren Rheingaus - und in das Welterbe Oberes Mittelrheintal eingebunden - ist der rund 240 Hektar große Niederwald, der 1477 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Der sich auf der Hochfläche erstreckende Niederwald diente als Bau- und Brennholzlieferant und ging Mitte des 15. Jahrhunderts mit der Burg Ehrenfels in den Besitz des Mainzer Domkapitels über. Seit 1693 gab es auf dem Niederwald ein Hofgut, das u.a. Lohrindengewinnung betrieb. 1705 kam der Niederwald schließlich in den Besitz des Freiherrn Johann Franz Sebastian von Ostein. In der Folgezeit wurde eine geregelte Forstwirtschaft in den ausgedehnten Wäldern betrieben und der Umfang des Gutsgeländes erweitert.
1764 begann der Graf Johann Friedrich Karl Maximilian Amor Graf von Ostein (1735-1809) den Niederwald nach englischem Vorbild parkartig zu gestalten. Die Idealvorstellung war, einen Wald aus großen Eichen mit wenig Unterwuchs herzurichten. Einige Eichen sind noch aus dieser Zeit erhalten. Der Wald erhielt eine Möblierung und Ausstattung mit Kleinbauwerken, aber keinerlei gärtnerische Elemente. Im Zentrum des Niederwaldes befindet sich das 1764 erbaute sog. „Jagdschloss“, das als Hofgut und Sommersitz diente.
Forstwirtschaftlich genutzte Bereiche standen fortan im Wechsel mit Flächen, die frei wachsen konnten. Ferner wurden in den Niederwald Achsen wie die „Sandallee“, der „Binger Weg“ und der „Promenadenweg“ hineingelegt (eine Achse wird heute von der Landesstraße 3034 eingenommen). Neben diesen Hauptachsen wurde eine Vielzahl von kleinen Spazierwegen über das ganze Waldgebiet verteilt. Zielpunkte bildeten die Kleinbauwerke, die in zwei Phasen zwischen 1774 und 1791 entstanden. Zu nennen sind hier die u.a. die Eremitage, die „Rossel“ (Felsen), der Goethe-Tempel oder die Zauberhöhle. Es entstand ein „Erlebnispark mit Aussicht“. Während der nassauischen Zeit (1853-1866) kamen neue Parkbänke und Panoramawege hinzu. Die zerfallene Eremitage wurde durch eine Schutzhütte ersetzt. Erstmals wurden Hinweisschilder und Wegweiser aufgestellt.
Der Niederwald in seiner heutigen Gestalt entspricht nur in Teilen der ursprünglichen Anlage. Dennoch hat er aus denkmalpflegerischer wie auch aus naturschutzfachlicher Sicht (aufgrund des alten Baumbestandes) eine hohe Bedeutung. Als Waldpark mit prächtigen Eichenbeständen, die aus dem Lohwald hervorgegangen sind, durchsetzt mit kleinen baulichen Gestaltelementen wie dem neu konstruierten Goethe-Tempel (früher nur „Tempel“ genannt) oder der Zauberhöhle, ist der Niederwald ein beliebtes Naherholungsziel und touristischer Anlaufpunkt. Herausragend sind die einmaligen Aussichten in das Rheintal.
Einige Aussichtspunkte sind zugewachsen und sollten wieder erlebbar gemacht werden. Die Zauberhöhle wurde restauriert und ist somit wieder für alle Besucher zugänglich. Der Rundtempel ist sogar nach altem Vorbild neu aufgebaut worden und feierte im Jahr 2005 seine Einweihung. Die Sandallee soll wieder freigestellt und rekonstruiert werden.
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