Die geologischen Schichten des topographischen Ortes Oberhausen im flachen Heide- und Sumpfland im Umfeld der Emscher bargen nahe der Erdoberfläche sowohl Erze als auch Kohle. Die Gewinnung von Eisen aus den Erzen und seine Verarbeitung mit Hilfe der Kohle verbesserten sich im Zuge der Industriellen Revolution mit einer solchen Dynamik, dass sich die Produktionsstätten schnell und enorm vergrößerten. Der Transport von Erzen, Kohle und der hergestellten Güter trieb die logistische Erschließung des Landes durch die Eisenbahn voran. Mit Zuzug von Arbeitskräften entstand eine stetig wachsende soziale Gemeinschaft mit Bedarf an Regeln und an öffentlichen Einrichtungen zu ihrer Funktionstüchtigkeit und schließlich verlangten Wohnungswesen und Infrastruktur eine planmäßige Ordnung.
Vier Unternehmer aus Ruhrort und Essen, Franz und Gerhard Haniel, Gottlob Jacobi und Heinrich Arnold Huyssen, hatten sich als Besitzer der bestehenden Eisenhütten, Gießereien, Walzwerke und Hämmer zur Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel & Huysseng (JHH, ab 1873 Gutehoffnungshütte GHH) zusammengeschlossen und setzten 1843/47 zur logistischen Anbindung an Rhein und Ruhr den Bau einer Bahnstation durch. Hier entstand mit Gründung weiterer Unternehmen und Zuzug von Arbeitskräften die Gemeinde, ab 1874 die Stadt Oberhausen.
Spezifische Faktoren prägten ihre Gestalt: die Ausbildung öffentlicher Funktionen, die Suche nach einer Stadtmitte, die Ansiedlung von Wohnhäusern, Geschäften und Kleingewerbe, der aus der Heideteilung hervorgegangene Stadtgrundriss, die Anlage und Verteilung von Plätzen, Grünanlagen, Alleen, die Erweiterung mit planmäßigen Wohnvierteln und der Wiederaufbau. Insbesondere zwei Phasen verliehen dem Stadtkern die städtebauliche und architektonische Identität: im Hinblick auf die Großstadtwerdung die Planung der 1920er Jahre unter Stadtbaumeister Ludwig Freitag und der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem Beigeordneten für Planen und Bauen Friedrich Hetzelt.
Die Bauten der 1920er Jahre bilden - in Zusammenhang mit der Verleihung des Großstadtstatus 1929 - im städtischen Gefüge eine zusammenhängende Gruppe. Sie sind Ergebnis einer ersten stadträumlichen Konzeption. Hiervon zeugen das Rathaus (1924 Ludwig Freitag), das Bahnhofsgebäude (1929/34 Hermann/Schwingels), das Bert-Brechthaus (ehemals Warenhaus Tietz und Verlagshaus, 1928 Otto Scheib), das Arbeitsamt (1929/30 Eduard Jüngerich/Ludwig Freitag), der Friedensplatz mit Polizeipräsidium (1926) und ehemaliger Reichsbank, das Hotel Ruhrland (1930/31), das ehemalige Modehaus Mensing (1925/39) und außerhalb des Stadtkerns das Lagerhaus der GHH (1921/25 Peter Behrens). Die Pflanzungen zur Großen Ruhrländischen Gartenbau-Ausstellung (GRUGA) 1929 ergänzten die bereits kurz nach 1900 begonnene Anlage von Grünflächen und Alleen im Stadtgebiet und trugen zum Zusammenschluss des städtischen Raumes zu einem Gesamtgefüge entscheidend bei.
Im Wiederaufbau 1947 bis 1953 ordnete Friedrich Hetzelt die Stadtmitte neu. Er heilte städtebauliche Zerstörungen und öffnete gleichzeitig den Stadtkern nach den neuen Leitbildern Verkehr, Licht und Luft. Der Durchführungsplan von 1949/50 sah die konsequente Verlegung der Fluchtlinien zur Ausweitung der lichtarmen Straßenräume vor, außerdem ein System von Schneisen zur Belüftung der Stadtanlage mit Parkmöglichkeiten für den ruhenden Verkehr. Einzelne neue städtebauliche Dominanten wie das Europahaus (1955 Hans Schwippert) und das Hochhaus am Bahnhofsplatz (1958/59) sind bewusst platziert und schließen Stadträume. Die heutige Gestalt von Oberhausen lässt die besondere Geschichte anschaulich erleben.
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