Das Zentraldepot im Peter-Behrens-Bau
Sind Dinge zu Museumsstücken geworden, kommen sie ins Depot. Das ist auch im LVR-Industriemuseum nicht anders. In langen Regalgängen und Hunderten von Schubladen und Kartons, auf Paletten und Kleiderbügeln werden die Objekte aufbewahrt. Kein Ort scheint dafür geeigneter zu sein als das ehemalige Hauptlagerhaus des Gutehoffnungshütte-Konzerns (GHH), das dem LVR-Industriemuseum als zentrales Sammlungsdepot dient.
Der berühmte Architekt und Industriedesigner Peter Behrens entwarf das Lagerhaus 1920 im Auftrag der GHH. Sein Entwurf folgte der Formensprache des Bauhauses und der Neuen Sachlichkeit und verkörperte damit die damals gängigen Vorstellungen in der Industrie: alles Betriebliche möglichst zu rationalisieren und zu konzentrieren. 1925 war das rund 90 Meter lange Gebäude fertig gestellt. Entstanden war ein horizontal betonter, kubisch orientierter Baukörper in Stahlskelettbauweise. Die stählerne Konstruktion wurde von einem massiven Mauerwerk aus Backstein ummantelt. Die Tragfähigkeit der insgesamt sieben Geschosse passte man den Lagerbedürfnissen an. Entsprechend der Maßgabe, „das Schwere unten, das Leichte obenauf“ variiert sie von 5000 bis 500 kg pro Quadratmeter. Jahrzehntelang bewahrte hier der GHH-Konzern alle für den Betrieb des Unternehmens notwendigen Ersatzteile und Verbrauchsgüter auf: von der Schraube über den Fahrradschlauch bis zum Schreibpapier.
Nach endgültiger Aufgabe des Stahlstandorts Oberhausen Anfang der 1990er Jahre stand das Hauptlagerhaus für eine neue Nutzung zur Verfügung. 1993 erwarb der Landschaftsverband Rheinland dieses herausragende Werk der Industriearchitektur. Nach einer behutsamen Sanierung des seit 1989 unter Denkmalschutz gestellten Gebäudes nahm das LVR-Industriemuseum 1998 sein neues Zentraldepot in Betrieb: den nach dem Namen seines Architekten bezeichneten Peter-Behrens-Bau.
„Sieben Schauplätze, ein Museum“
– dieser Slogan beschreibt treffend die außergewöhnliche Struktur, das Konzept dieses in Europa einmaligen Museums. Sieben denkmalgeschützte, zum Teil komplett erhaltene Fabriken an authentischen Schauplätzen in Oberhausen, Ratingen, Solingen, Bergisch Gladbach, Engelskirchen und Euskirchen bilden das LVR-Industriemuseum:
- LVR-Industriemuseum Oberhausen (Zentrale) – Zinkfabrik Altenberg, St. Antony-Hütte, Museum Eisenheim, Peter-Behrens-Bau
- LVR-Industriemuseum Ratingen – Textilfabrik Cromford
- LVR-Industriemuseum Solingen – Gesenkschmiede Hendrichs
- LVR-Industriemuseum Bergisch Gladbach – Papiermühle Alte Dombach
- LVR-Industriemuseum Engelskirchen – Baumwollspinnerei Ermen & Engels, Oelchenshammer
- LVR-Industriemuseum Euskirchen – Tuchfabrik Müller
(LVR-Redaktion KuLaDig / Silke Krebbing, LVR-Industriemuseum Oberhausen, 2012)
Internet
www.industriemuseum.lvr.de (abgerufen 30.03.2012)
www.lvr.de: Die LVR-Museen (abgerufen 30.03.2012)
www.baukunst-nrw.de: Hauptlagerhaus der Gutehoffnungshütte (abgerufen 15.06.2017)
de.wikipedia.org: Hauptlagerhaus der Gutehoffnungshütte (abgerufen 30.03.2012)
www.baukunst-nrw.de: Biographie Peter Behrens (abgerufen 06.06.2019)