Historischer Stadtkern Zell (Mosel)

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Zell (Mosel)
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 01′ 41,85″ N: 7° 10′ 53,57″ O 50,02829°N: 7,18155°O
Koordinate UTM 32.369.757,05 m: 5.543.360,48 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.584.705,13 m: 5.544.224,80 m
  • Blick vom auf der gegenüberliegenden Moselseite gelegenen Höhenstadtteil Zell-Barl über Zell-Kaimt auf den Stadtkern von Zell an der Mosel (2010).

    Blick vom auf der gegenüberliegenden Moselseite gelegenen Höhenstadtteil Zell-Barl über Zell-Kaimt auf den Stadtkern von Zell an der Mosel (2010).

    Copyright-Hinweis:
    Ramessos / gemeinfrei
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
  • Blick von der Weinlage "Zeller Schwarze Katz" auf die Stadt Zell (2015)

    Blick von der Weinlage "Zeller Schwarze Katz" auf die Stadt Zell (2015)

    Copyright-Hinweis:
    Breithaupt, Jonas
    Fotograf/Urheber:
    Jonas Breithaupt
    Medientyp:
    Bild
    Anklicken öffnet eine größere Vorschau in Galerieansicht
Der historische Stadtkern von Zell an der Mosel hat eine lange Geschichte. Die Spuren der ersten Besiedlung reichen bis zur jüngeren Steinzeit zurück. Im historischen Stadtkern findet man Spuren verschiedener Zeitepochen, die für die Entwicklung von Zell prägend waren.

Vorgeschichtliche Spuren
Die Stadt Zell blickt auf eine lange Siedlungsgeschichte zurück. Schon sehr früh siedelten die Menschen an der geographisch günstigen Lage am Moselkrampen „Zeller Hamm“. Die ältesten Spuren der Besiedelung stammen aus der jüngeren Steinzeit, dem Neolithikum (ca. 3500 bis 1800 v. Chr.), so fand man beispielsweise im Stadtteil Kaimt das Nackenteil einer heute verschollenen Axt, Schneidenteile von Steinbeilen und das Nackenteil eines Beiles. Aus der Bronzezeit fehlen jedoch die Spuren im Stadtgebiet und der Umgebung.

Eisenzeit
Auf die Besiedlung während der Eisenzeit (ca. 700 v. Chr bis zur Zeitenwende) weisen zahlreiche archäologische Spuren hin. Während dieser Epoche bildete sich der Trevererstamm heraus, der über die Römerzeit hinaus das Moselland bewohnte. Der Volksstamm gehört zu dem großen, in viele Gruppen und Stämme gegliederten Volk der Kelten.
Die Kelten waren bereits ein hoch entwickeltes Volk, das sich seit dem 6. Jahrhundert vor Christus von Österreich und Süddeutschland über Rhein und Mosel nach Frankreich, den britischen Inseln sowie nach Oberitalien ausbreite und im Jahre 387 v. Chr. sogar Rom bedrohte. Unklar ist jedoch noch, ob das Hochplateau des heutigen Stadtteils Barl als Befestigungsanlage genutzt wurde.

Römerzeit
Prägend für die Römerzeit im Moseltal in Zell war die Eroberung aller Gebiete westlich des Rheins durch Gaius Julius Caesar (100-44 v. Chr.) zwischen 58 und 51 v. Chr. Diesen Feldzug schildert und dokumentiert er ausführlich in seinen Büchern über den gallischen Krieg („De bello Gallico“). Das Leben war von Auseinandersetzungen zwischen den Ortansässigen Treverern und den römischen Eroberern bestimmt.
In dieser Zeit fanden ein vielfältiger kultureller Austausch sowie ein Ausbau von ländlichen und städtischen Siedlungen statt. Bedeutende Verbindungswege führten seinerzeit an der Marienburg vorbei. Unterstützt wurde Straßennetz von kleineren Straßenstationen, bei denen die Reisenden alles Notwendige erwerben und ihr Fahrzeug instand setzen konnten.
Vermutlich aus solch einer Straßenstation, zu denen auch Post- und Lagerräume gehörten, entstand der Ort Zell (lateinisch „cella“, Keller, Vorratsraum) an der Mündung des Zeller Baches nahe des Moselübergangs vor dem Aufstieg zur Straße zum Hunsrück.
1978 wurden im Zuge von Kanalisationsarbeiten in der Oberstraße Reste einer Badeanlage gefunden, die diese Theorie bekräftigen. Wenige Wochen später wurden dort Reste einer römischen Straße, Keramikscherben und zahlreiche Kleinfunde aus der Römerzeit entdeckt. Ebenfalls aus dieser Zeit ist die halbwalzenförmige Aschenkiste, die drei als Urnen genutzte Tongefäße in sich birgt. Sie wurde im Frühjahr 1912 freigelegt.
Das römische Siedlungsbild wurde jedoch nicht durch eine dorfartige Siedlung, sondern vielmehr durch Einzelgehöfte (so genannte „villae rusticae“) bestimmt. Davon sind mindestens sieben im Stadtgebiet nachgewiesen.
Fast ein halbes Jahrtausend bestand die römische Herrschaft im Moselland. Sie brachte den Weinbau im ersten nachchristlichen Jahrhundert an die Mosel und wirkt sich somit bedeutsam auf die Gegenwart aus.

Frankenzeit
Durch die Einfälle fränkischer und germanischer Stämme endete die Herrschaft der Römer an der Mosel. Um das Jahr 400 n. Chr. erreichten die Franken vom Mittelrhein die Mosel. Dies hatte einen unbeständigen Besitzwechsel des Landes zwischen den Eroberern und den römischen Machthabern zur Folge. Um die Mitte des 5. Jahrhunderts fiel das schutzlose Moselland endgültig in die Hände der Franken, die fortan die alteingesessene Bevölkerung beherrschten. Leider liegen aus der Zeit zwischen dem anfänglichen 5. Jahrhundert und dem frühen Mittelalter nur wenige Fundstücke aus der Region vor.

Mittelalter
Die Zeller Stadtteile Kaimt und Merl besaßen im frühen Mittelalter zunächst eine stärkere Bedeutung als der spätere Hauptort Zell. Im Jahre 1222 gab Bischof Theoderich (Dietrich) von Wied (um 1170-1242, Erzbischof und Kurfürst von Trier 1212-1242) dem Ort Zell die Genehmigung zum Bau einer Befestigungsanlage, die um 1229 fertiggestellt wurde. Die Bewohner der Stadt Zell waren damals vor allem im Weinbau, Ackerbau, in der Viehzucht und dem Handel tätig.
Im Jahr 1512 besuchte der deutsche Kaiser Maximilian I. (1459-1519) auf einer Reise von Koblenz nach Trier die Stadt Zell. Dieser Besuch ist in einem großen Wandteppich festgehalten, der im Sitzungssaal des heutigen Rathauses hängt.

Dreißigjähriger Krieg
Auch der dreißigjährige Krieg ging an der Stadt nicht spurlos vorüber. Die ständig durch Plünderer terrorisierte Bevölkerung des Moselorts wurde gegen Ende des Krieges von einer bayerisch-schwedischen Söldnertruppe gepeinigt, die sich auf der halbbefestigten Marienbug einquartierten. Trotz des Friedens von 1648 trieben diese ihr Unwesen noch bis 1650, bis sie durch eine Hilfstruppe des Trierer Kurfürsten gestoppt werden konnten.

Französische Revolution
Im Zuge der Französischen Revolution kamen enorme Flüchtlingsströme ins Moseltal. Nach der Besetzung des linken Rheinufers 1794 beschlagnahmten die Franzosen alle Besitztümer der Herrschaften, Klöster und Kirchen. Erst 1815 kam das Rheinland unter preußische Verwaltung, so dass die Westgrenzen geschlossen wurden. Die Stadt Zell wurde 1816 preußische Kreisstadt.

Der große Stadtbrand von 1848
Bei einem großen Stadtbrand im Jahre 1848 wurden 152 Gebäude, die Ernte des Jahres und wertvolles Kulturgut vernichtet. 900 Menschen verloren ihr Heim. Im Zuge des Wiederaufbaus errichtete man eine neue Siedlung vor dem Südtor, die Vorstadt Brandenburg. Daher wurde die alte Stadtbefestigung bis auf den Runden und den Viereckigen Turm abgerissen.

Die Zeit der Weltkriege
Im Ersten Weltkrieg (1914-1918) verlor die Stadt 100 Bürger als Soldaten. Im Dezember 1918 rückten die Amerikaner in die Stadt ein, die später durch Besatzungstruppen der Franzosen abgelöst wurden.
Während des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) bahnte sich erneut ein Flüchtlingsstrom durch die Straßen der Stadt Zell. Schließlich besetzten die Amerikaner am 16. März 1945 erneut die Stadt. Nach Kriegsende begann der Wiederaufbau der Stadt.

Neubeginn und Ausbau
Der Ausbau der Mosel zur Großschifffahrtsstraße war für die Stadt Zell mit großen Ausgaben verbunden, da unter anderem eine völlig neue Abwasserkanalisation gebaut werden musste.
1969 kam es zur Auflösung des vormaligen Kreises Zell. Zell zählte nun zum neugebildeten Kreis Cochem-Zell, Traben-Trarbach fortan zum neuen Kreis Wittlich-Bernkastel.
Schnell war neu ausgewiesenes Baugelände am Moselufer erschöpft, doch die Nachfrage nach Bauland hielt unvermindert an. Die Zeller mussten daher zunehmend auf die Höhen ausweichen; so wurde auch der neue Stadtteil Barl als Wohn- und Industriegebiet erschlossen.

(Hanife Biyik, Frieda Herdt, Tatjana Schemainda und Jonas Breithaupt, Universität Koblenz-Landau, 2015)

Literatur

Bayer, Gerd / Stadt Zell (Hrsg.) (1972)
Zell/Mosel mit den Stadtteilen Kaimt und Merl. Geschichte einer Stadt. Wittlich.
Gilles, Karl-Josef (1997)
Die Geschichte der Stadt Zell-Mosel bis 1816. Trier.
Stadtverwaltung Zell; Verkehrs- und Heimatverein Zell/Mosel (Hrsg.) (1962)
Zell/Mosel - Sein Werden und Wirken. Zell/Mosel) u. Koblenz.

Historischer Stadtkern Zell (Mosel)

Schlagwörter
Ort
56856 Zell
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 70 bis 1222

Empfohlene Zitierweise

Urheberrechtlicher Hinweis
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Empfohlene Zitierweise
„Historischer Stadtkern Zell (Mosel)”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-245819 (Abgerufen: 26. April 2024)
Seitenanfang