Die Zeller Stadtverwaltung befasste sich schon zu Beginn der 1870er Jahre mit dem Problem des Personen- und Gütertransports und kam zum Entschluss, sich an das Eisenbahnnetz anzuschließen. Hierfür legte die belgische Eisenbahngesellschaft ein Projekt vor, welches eine Fertigstellung bis 1895 vorgesehen hatte. Jedoch wurde dieses Projekt nicht umgesetzt. In einem zweiten Projekt wurde über ein Tunnelsystem zwischen Senheim und Traben-Trarbach verhandelt. Letztendlich wurde das Eifelprojekt verwirklicht, da es kostengünstiger als das zweite Projekt war. Mit diesem Entschluss reiste die städtische Kommission der Stadt Zell nach Berlin, um Rechte auf den Anschluss an das Schienenverkehrsnetz zu bekommen. Die Kommission erhielt die Antwort, dass dies erst einmal geprüft werden müsse. In den nächsten Jahren, genauer im Jahre 1877, wurde die Bahnlinie Koblenz – Cochem – Bullay – Trier – Diedenhofen – Metz in Betrieb genommen. Aufgrund der wachsenden Notwendigkeit eines Bahnanschlusses baute die Westdeutsche-Eisenbahngesellschaft im Jahr 1905 in Zell den Anschluss an die Moseltalbahn von Bullay über Zell nach Trier.
Mit der Aufnahme deren Nutzung ab dem 19. August 1905 musste die Kutschenpost ihren Betrieb nach und nach einstellen. Es begann eine neue Zeit für Zell und diese begünstigte den Massentourismus. Die Freunde des Weins reisten zum Moselland für Tagesausflüge mit Weinproben oder verbrachten das ganze Wochenende an der Mosel. Durch die zahlreichen Besuche von Weinliebhabern, die die Moselbahn nutzten, bekam die Bahn seinen Spitznamen ‚Saufbähnchen‘. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs nahm die Bedeutung der Bahn eine Wende. Nun wurden Soldaten zur Umsteigestation Bullay und von dort aus an die Westfront transportiert. Auch der Zweite Weltkrieg hat in Zell seine Spuren hinterlassen. 1944 wurde die Bahnlinie von Koblenz bis Trier und die Doppelstockbrücke in Bullay bombardiert. Nach Beseitigung von Kriegsschäden wurde der Bahnbetrieb wieder aufgenommen. Etwa 20 Jahre nach Kriegsende wurde der Zeller Bahnhof im Jahre 1964 umgebaut. Auch die zunehmende Automobilisierung verringerte die Attraktivität der Bahn. Seither wurde das Bahnhofsgebäude von Gastronomen genutzt.
Das dreigeschossige Gebäude ist teilweise ein Fachwerkbau mit einem mit Schiefer gedecktem Krüppelwalmdach. Der mittig angebrachte Turm des Gebäudes ist ebenfalls komplett mit Schieferplatten versehen.
Seit 2004 ist das Bahnhofsgebäude im Besitz des Weinguts Lehmen und wird seither als Winzerschänke unter dem Namen ‚Zum alten Bahnhof‘ genutzt. Es ist ein beliebtes historisches Örtchen für Bürger und Gäste der Stadt Zell. Das historische Ambiente wird durch das gelegentliche Abspielen von Bahngeräuschen unterstrichen. Die ehemaligen Gleisspuren sind gepflastert und lassen den Verlauf der Bahn erkennen.
Das Gebäude Am Bahnhof 1 „ehem. Bahnhof der Moseltalbahn, 1905; Krüppelwalmdachbau, tlw. Fachwerk, eingeschossige Fachwerkanbauten, Turm“ in Zell ist als geschütztes Kulturdenkmal ausgewiesen (Denkmalverzeichnis Kreis Cochem-Zell 2018, S. 77).
(Hanife Biyik, Universität Koblenz-Landau, 2015)
Internet weingut-lehmen.de: Weingut Lehmen - Zum alten Bahnhof (abgerufen 03.12.2018)
Literatur
Bayer, Gerd / Stadt Zell (Hrsg.) (1972)
Zell/Mosel mit den Stadtteilen Kaimt und Merl. Geschichte einer Stadt. Wittlich.
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